Die Cohors I Flavia Commagenorum [sagittariorum oder sagittaria] (deutsch 1. Kohorte die Flavische aus Commagene [der Bogenschützen]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. In einer Inschrift und in einigen Ziegelstempeln wird sie als Cohors I Commagenorum bezeichnet.

Namensbestandteile

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Commagenorum: aus Commagene. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit auf dem Gebiet des ehemaligen Königreichs Commagene rekrutiert.
  • sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 146 vor.

Da es keine Hinweise auf die Namenszusätze milliaria (1000 Mann) und equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine reine Infanterie-Kohorte (Cohors quingenaria peditata) handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Moesia inferior und Dacia inferior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 92 bis 146 n. Chr. aufgeführt.

Die Einheit wurde vermutlich aus Soldaten aufgestellt, die von Antiochos IV., dem König von Commagene, den Römern unter Cestius Gallus um 66/67 als Hilfstruppen geschickt wurden. Der erste Nachweis in Moesia inferior beruht auf einem Diplom, das auf 92 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 97 bis 116 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Die Einheit nahm an den Dakerkriegen Trajans teil und verblieb danach in der neuen Provinz. Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Dacia inferior beruht auf einem Diplom, das auf 125/126 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Dacia), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 129/130 bis 146 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Standorte

Standorte der Kohorte in Dacia Inferior und Moesia inferior waren möglicherweise:

  • Acidava: zwei Ziegel mit den Stempeln der Einheit wurden hier gefunden.
  • Drajna de Sus: vier Ziegel mit den Stempeln der Einheit wurden hier gefunden.
  • Jidava: eine Inschrift wurde hier gefunden.
  • Romula
  • Slaveni: ein Ziegel mit dem Stempel der Einheit wurde hier gefunden.
  • Tomis: eine Inschrift auf einem Grabstein wurde hier gefunden.

Ziegel mit den Stempeln der Einheit wurden darüber hinaus in Micia, Reckam, Slatina, Valeni und Voinesti gefunden. Die Inschrift auf einem Altar, der bei Săcădate gefunden wurde, bezieht sich vermutlich ebenfalls auf die Einheit.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.

Kommandeure

Sonstige

Siehe auch

Literatur

  • Florian Matei-Popescu: The Roman Army in Moesia Inferior, Conphys Publishing House, Bucharest, 2010, ISBN 978-973-750-177-6 (Online)
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

  1. Laut Florian Matei-Popescu war die Einheit von 106 bis 117/118 hier stationiert.
  2. Laut Florian Matei-Popescu war die Einheit möglicherweise in der 1. Hälfte des 3. Jhd. hier stationiert.

Einzelnachweise

  1. Inschrift (CIL 6, 3504).
  2. Militärdiplome der Jahre 92 (ZPE-148-269), 97 (RMD 5, 338), 99 (ZPE-192-215), 105 (CIL 16, 50), 111 (RMD 4, 222), 116 (Dacia-2006-102), 125/126 (BAHD-2009-59), 129/130 (RMD 5, 376), 129/138 (ILD 00027), 131/132 (ZPE-177-277), 140 (RMD 1, 39) und 146 (RMD 4, 269, ZPE-176-225); Undatiertes Militärdiplom: (AE 2007, 1761).
  3. 1 2 John Spaul, Cohors², S. 403.
  4. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 166, 171 Tabellen 9, 13 (PDF).
  5. 1 2 3 Florian Matei-Popescu, The Roman Army in Moesia Inferior, S. 206–207.
  6. Ziegel aus Acidava: Stempel C I F COMM (AE 1978, 700) und COH I F COM (IDR-02, 00551).
  7. Ziegel aus Drajna de Sus: Stempel COH COM (AE 1950, 00072d, AE 1997, 01323e) und COH I COM (AE 1950, 00072e, AE 1997, 01323f).
  8. Inschrift aus Jidava (ILD 00164).
  9. Ziegel aus Slaveni: Stempel COH I FL COM (CIL 3, 14216,26).
  10. Inschrift aus Tomis (AE 1938, 6).
  11. Ziegel aus Micia: Stempel COH I FL COM (CIL 3, 08074,14a, CIL 3, 08074,14b).
  12. Ziegel aus Reckam: Stempel COH I F COM (CIL 3, 08074,14c).
  13. Ziegel aus Slatina: Stempel COH I F COM (CIL 3, 08074,14d).
  14. Ziegel aus Valeni: Stempel COH COM (CIL 3, 12530a, CIL 3, 12530b) und COH I COM (CIL 3, 12530c).
  15. Ziegel aus Voinesti: Stempel COH COM (ILD 00166).
  16. Inschrift aus Sacadate (AE 1988, 962).
  17. Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39-40/I, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 279 (Online).
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