Col de la Bonette | |||
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Der Passübergang mit der Schleife | |||
Himmelsrichtung | Nord | Südost | |
Passhöhe | 2715 m | ||
Departement | Alpes-de-Haute-Provence, Frankreich | Alpes-Maritimes, Frankreich | |
Wasserscheide | Ubaye | Tinée | |
Talorte | Jausiers | Saint-Étienne | |
Ausbau | Passstraße | ||
Erbaut | 1960–1961 | ||
Wintersperre | 1. Oktober – 15. Juni | ||
Gebirge | Seealpen | ||
Profil | |||
Ø-Steigung | 6,8 % (1502 m / 22 km) | 6,5 % (1565 m / 24 km) | |
Max. Steigung | 9,0 % (auf km 14) | 15,0 % (auf km 12) | |
Karte | |||
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Koordinaten | 44° 19′ 36″ N, 6° 48′ 26″ O |
Der Col de la Bonette ist ein 2715 m hoher Gebirgspass in den französischen Seealpen in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur nahe der italienischen Grenze.
Die Passhöhe bildet die Grenze zwischen den Départements Alpes-de-Haute-Provence und Alpes-Maritimes. Die schmale, aber durchgehend asphaltierte Straße (SG 3) verbindet das Tal der Ubaye bei Jausiers (1240 m) mit dem Tal der Tinée bei Saint-Étienne-de-Tinée (1144 m). Die Straße wurde um die Jahrtausendwende durchgehend zweispurig ausgebaut, nachdem noch bis in die 1990er Jahre einige Passagen einspurig waren und zwei Bachfurten passiert werden mussten. Die Cime de la Bonette (2860 m) und die Cime des Trois Serrières (2753 m) sind die den Pass bildenden Gipfel.
Zweithöchste für motorisierte Fahrzeuge öffentlich befahrbare Straße Europas
An der Passhöhe beginnt die etwa zwei Kilometer lange Ringstraße um die Cime de la Bonette. Sie führt auf 2802 m und ist damit die zweithöchste asphaltierte Straße der Alpen. Noch höher ist nur die auf 2829 m ü. A. führende Ötztaler Gletscherstraße in Österreich (wenngleich diese anders als die hier behandelte Straße eine Sackgasse ist).
Ausgeschildert ist die Passauffahrt unter anderem mit „Plus haute route d’Europe“ (deutsch „Höchste Straße Europas“). Die höchste Straße Europas liegt jedoch nicht in den Alpen, sondern führt (als für motorisierte Fahrzeuge nur mit Genehmigung befahrbare Sackgasse) auf den Pico del Veleta in der Sierra Nevada (Spanien).
Beide Aufstiege sind in Abständen von einem Kilometer mit speziellen Schildern für Radfahrer ausgestattet.
Der heutige Straßenverlauf wurde über die Passhöhe des Col de la Bonette anstelle des benachbarten, aber einige hundert Meter tiefer liegenden Col de la Moutière (2454 m) gewählt. Die Passstraße über den Col de Restefond und den Col de la Bonette ist 49,1 km lang, die kürzere Verbindung über den teilweise bis heute nur als Naturstraße ausgebauten Col de la Moutière 45,7 km. Dieser längere und höhere Verlauf wurde vermutlich ausgewählt, um den prestigeträchtigen Titel „Höchste Straße der Alpen / Europas“ zu erlangen und dem Reisenden imposantere Eindrücke bieten zu können. Ein weiterer und wichtigerer Grund, der in der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg diese Wahl begünstigte, lag in der militärischen und strategischen Bedeutung des Bonette-Restefond-Grats. Die Überwachung dieses Sektors war essenziell für die Kontrolle des Grenzgebietes im höheren Tinée-Tal gegenüber dem damals feindlichen und faschistischen Italien.
Verlauf
In Jausiers beginnt die nördliche Auffahrt zum Pass. Kurvenreich windet sich die Straße durch das enger werdende Tal nach oben. Nach rund zwanzig Kilometern erreicht man auf einer Höhe von rund 2600 m die Überreste der Casernes de Restefond. Bis zum zwischengelagerten Col de Restefond auf 2680 m sind es dann noch zwei Kilometer. Er bildet auch die Grenze zum Parc National du Mercantour, den die Passstraße im weiteren Verlauf durchquert. Vom Col de Restefond aus führt die Straße weiter zum Col de la Bonette, der den eigentlichen Kulminationspunkt dieser Bergstrecke bildet. Die Nordrampe hat den Rang einer Kommunalstraße und trägt die Nummer C1.
Auf der Passhöhe hat man die Möglichkeit, entweder durch einen kurzen Felsdurchbruch direkt zur Südostrampe des Passes zu gelangen oder im Zuge einer ringförmigen Straße den 2862 m hohen Gipfel Cime de la Bonette zu umrunden. Im Verlauf dieser circa zwei Kilometer langen Ringstraße erreicht man auf 2802 m einen der höchsten Punkte, der in den Alpen auf asphaltierter Straße anzufahren ist. Von hier ist die Cime de la Bonette in etwa zehn Minuten zu Fuß zu erreichen, von dort hat man einen Rundumblick über den Nationalpark Mercantour mit seiner eindrucksvollen Geröllwüste.
Von der Passhöhe führt die Südostrampe nach gut zwei Kilometern über den Col de Raspaillon (2513 m) und nach weiteren gut zwei Kilometern durch das auf 2271 m Höhe liegende kleine Militärcamp Camp des Fourches. Der untere Bereich der Straße führt durch das Tinée-Tal, bevor dann Saint-Étienne erreicht wird.
Genaugenommen führt die Passstraße nicht über die eigentlich etwas nördlicher liegende Passhöhe des Col de Restefond, sondern tangiert diese im Abstand von nur etwa 20 Metern. Die kleine etwa 2 Kilometer lange und für KFZ gesperrte Straße über die Passhöhe zweigt kurz vorher von der Hauptstraße ab und verläuft nördlich der Cime des Trois Serrières (2753 m) und Tête de Brague (2693 m). Beim Col de Raspaillon trifft diese dann wieder auf die Hauptstraße.
Als Alternative zur Straße über die Passhöhe des Col de la Bonette führt der Col de la Moutière südwestlich an der Cime de la Bonette vorbei. Der nördliche Abzweig beim Col de Restefond führt als Naturstraße nach wenigen Kilometern zur Passhöhe auf 2454 m und von dort asphaltiert zur wesentlich weiter südöstlich liegenden Einmündung bei Saint-Dalmas-le-Selvage.
Geschichte
Von 1890 an wurden im Bereich von Restefond und Bonette mehrere militärische Bauwerke errichtet, zwei davon liegen direkt an der heutigen Straße. Die Nordrampe führt um die befestigten Casernes de Restefond herum, die Ruinen sind noch relativ gut erhalten. Auf der Südostrampe führt die Straße durch das Camp des Fourches auf 2271 m, ein ehemaliges Militärcamp, dessen Häuser heute nur noch aus Ruinen bestehen.
1913 wurde auf der Südostseite die Piste du haut bis zum Camp des Fourches fertiggestellt.
1931–1940 wurden Bunkeranlagen der Maginot-Linie erbaut, sichtbar z. B. oberhalb der Straße zwischen den Passhöhen von Restefond und Bonette.
1960–1961 wurde die heutige Straße errichtet, wie dem Gedenkstein am höchsten Punkt zu entnehmen ist.
Verkehrstechnisch hat die Verbindung bis heute nur geringe Bedeutung.
Tour de France
Der Pass wurde in der Geschichte der Tour de France viermal überquert. 1962 und 2008 wurden die Etappen von Süden über den Gipfel geführt; 1964 und 1993 näherte sich das Fahrerfeld von Norden. Führende auf der Passhöhe waren Federico Bahamontes 1962 und 1964, Robert Millar 1993 und John-Lee Augustyn 2008, bevor dieser auf der Abfahrt nach Jausiers stürzte.
Am 11. Juli 1962 war dies die 18. Etappe von Antibes nach Briançon über 241,5 km, die Emile Daems gewann. Am 30. Juni 1964 führte die 9. Etappe von Briançon nach Monaco und wurde nach 239 km von Jacques Anquetil gewonnen. Die 11. Etappe am 15. Juli 1993 führte von Serre Chevalier über 179 km nach Isola 2000. Tony Rominger gewann diese. Am 22. Juli 2008 begann die 16. Etappe in Cuneo und endete in Jausier, wodurch der Col de la Bonette damit erstmals kurz vor dem Etappenende lag. Nach 157 km gewann Cyril Dessel.
Abbildungen
- Passhöhe von der Cime de la Bonette aus gesehen. Im Vordergrund die beiden Enden der Ringstraße.
- Casernes de Restefond
- Camp des Fourches
- Die Auffahrt zur Ringstraße, Ende Mai noch geschlossen
- Ausblick Richtung Südosten (Tinée-Tal)
- Auffahrt nach Nordwesten auf der Tinée-Seite
- Eine der speziellen Kilometermarken für Radfahrer im Anstieg von Jausiers
- Südseite
- Nordseite
Weblinks
- Neigungsprofil der Nordrampe bzw. Südrampe, jeweils bis zur Passhöhe des Col de la Bonette
Einzelnachweise
- ↑ „Plus haute route d'Europe“
- ↑ Grenzstein am Camp des Fourches
- ↑ Infotafel am Camp des Fourches
- ↑ Infotafeln an den Casernes de Restefond