Daugavgrīva (deutsch: Dünamünde) ist ein Stadtteil der lettischen Hauptstadt Riga. Auf 10,147 km² Fläche leben 9.952 Einwohner (2008). Laut Volkszählung 2011 ist Daugavgriva jener Stadtteil von Riga, der den niedrigsten Anteil an ethnischen Letten (22,6 %) und den höchsten Anteil an Russen (56,9 %) aufweist. Der Rest der Bevölkerung verteilt sich vor allem auf Weißrussen (6,5 %) und Ukrainer (6,3 %). Die Gesamtbevölkerung belief sich 2011 auf 9.015 Einwohner.
Ortslage
Daugavgrīva liegt im Nordwesten des Stadtgebietes im Bezirk Kurzemes rajons am linken Ufer der Düna, die dort in die Ostsee mündet. Die Nachbarstadtteile sind Rītabuļļi, Bolderāja, Vecmīlgrāvis und Mangaļsala, wobei nur zu Rītabuļļi eine Landgrenze besteht.
Geschichte
Im Jahr 1205 wurde ein Zisterzienserkloster, das Kloster Dünamünde, von Albert von Buxthoeven gestiftet, welches 1305 an den Deutschen Orden verkauft wurde. Die Festung Dünamünde wurde 1305 von dessen Rittern angelegt, um die politische und wirtschaftliche Kontrolle über die Hansestadt Riga zu erlangen. 1641, während der schwedischen Herrschaft, wurde sie ausgebaut. Im Großen Nordischen Krieg nahmen sächsische Truppen am 15. März 1700 die Festung Dünamünde ein. Sie wurde sogleich nach August II, dem König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, in Augustusburg umbenannt. Am 11. Dezember 1701 konnten schwedische Truppen die Festung Dünamünde zurückerobern. Durch den Frieden von Nystad fiel Dünamünde, wie ganz Livland, an das Russische Kaiserreich.
Im Jahre 1812 wurde Dünamünde von napoleonischen Truppen anlässlich des russischen Feldzuges unter dem Herzog MacDonald über einen längeren Zeitraum belagert, konnte aber nicht eingenommen werden. Im 19. Jahrhundert galt Dünamünde als eine der stärksten Seefestungen Europas.
Nach der Unabhängigkeit Lettlands vom Russischen Kaiserreich wurde Daugavgrīva 1924 in die Stadt Riga eingemeindet.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Rahmen der Aktion Dünamünde 1942 mehrere Tausend Juden und KZ-Insassen von den nationalsozialistischen Besatzern Lettlands ermordet. Der Abtransport der Opfer geschah unter dem Vorwand, dass sie zur Arbeit in eine Konservenfabrik nach Daugavgrīva gebracht würden. Tatsächlich wurden sie im Wald von Biķernieki getötet.
Daugavgrīva war zur Zeit der Sowjetunion militärisches Sperrgebiet. Noch heute existieren die ehemaligen Kasernenanlagen, werden aber kaum doch genutzt.
Der Leuchtturm von Daugavgrīva besteht in seiner heutigen Form seit 1957.
Söhne und Töchter des Ortes
- Hermann Witte (1666–1728), deutschbaltischer evangelischer Geistlicher, Bischof von Åbo
Literatur
- Lettland (Südlivland und Kurland). In: Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Baltisches historisches Ortslexikon. Band 2. Böhlau Verlag, Köln / Wien 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 132 f.
Fußnoten
- 1 2 Lettland (Südlivland und Kurland). In: Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Baltisches historisches Ortslexikon. Band 2. Böhlau Verlag, Köln / Wien 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 132.
Weblinks
- Informationen der Stadtverwaltung (lettisch)
Koordinaten: 57° 2′ 45″ N, 24° 2′ 21″ O