Die Deutsche Christliche Studentenvereinigung (DCSV) war eine christliche Studentenorganisation, die von 1895 bis zu ihrem Verbot 1938 existierte.

Geschichte

1895 wurde in Großalmerode die Christliche Studentenvereinigung (CSV) unter dem Einfluss des Amerikaners John R. Mott (1865–1955) und unter der Leitung von Eduard Graf Pückler (1853–1924) gegründet. Im gleichen Jahr wurde der Christliche Studenten-Weltbund in Schweden ins Leben gerufen. Aus ihr heraus wurde die DCSV zwei Jahre später mit dem Dinglinger Statut neu organisiert. Bis 1912 wurde die DCSV vom Gründer Eduard Graf Pückler geleitet.

Bei ihrer Gründung 1897 bestand die DCSV aus elf Universitätsgruppen mit etwa 300 Mitgliedern.

In den 1910er Jahren ließ der Ehrenvorsitzende der DCSV, der kurzzeitige Reichskanzler und preußische Ministerpräsident Georg Michaelis, an seinem Sommerwohnort Bad Saarow in Brandenburg ein Schulungszentrum für Studenten errichten. Die provisorischen Bauten bestanden aus einem hölzernen Versammlungshaus für 800 Hörer und einer ehemaligen Kriegsgefangenenbaracke. 1921 ließ Michaelis das Einkehrhaus Hospiz zur Furche bauen und schenkte es der Studentenvereinigung zur Erholung und geistlichen Erbauung. Zur Sicherstellung der Versorgung hatte die DCSV, wahrscheinlich um 1918, das Vorwerk Marienhöhe des Guts Saarow erworben, in dem 1920 die Nahrungsmittelproduktion aufgenommen wurde. Ein Drittel des Ödlandes lag unter der Anbauwürdigkeit und der DCSV gelang es nicht, die Produktion wirtschaftlich zu betreiben. Die Marienhöhe wurde daher im Jahr 1927 an Erhard Bartsch als Versuchsgut zur Erprobung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft verkauft.

1938 wurde die DCSV als freie studentische Organisation mit hauptamtlichen Reisesekretären von den Nationalsozialisten verboten. Ihre Mitglieder rückten als Folge in den Verantwortungsbereich der Evangelischen Kirche, woraus nach dem Krieg die Evangelischen Studierendengemeinden (ESG) mit hauptamtlichen Studentenpfarrern entstanden.

Viele Ehemalige der DCSV nahmen nach dem Krieg Kontakt zur Studentenmission in Deutschland auf. Sie betrachteten die neu entstandenen SMD-Gruppen als die eigentliche geistliche Fortsetzung ihrer Bewegung. Dies drückte auch der Theologieprofessor Karl Heim (1874–1958) in einem Grußwort an die SMD im Jahr 1953 aus. Er selbst war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der ersten Reisesekretäre der DCSV gewesen. Institutionell stand die Gründung der SMD jedoch in keinem direkten Zusammenhang mit der DCSV.

Bekannte Mitarbeiter

Sekretäre

Weitere Mitarbeiter

Siehe auch

Literatur

  • Haejung Hong: Die Deutsche Christliche Studenten-Vereinigung (DCSV) 1897-1938: ein Beitrag zur Geschichte des protestantischen Bildungsbürgertums, Tectum Verlag, 2001, ISBN 978-3-82888-229-4

Einzelnachweise

  1. Während der 6. Konferenz der christlichen Bibelkränzchen vom 8. bis 11. August 1895. Vgl. Heinz-Werner Kubitza: Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde Marburg (Marburger wissenschaftliche Beiträge, Band 1), Tectum Verlag, Marburg 1992, ISBN 9783929019001, S. 24.
  2. Haejung Hong: Die Deutsche Christliche Studenten-Vereinigung (DCSV) 1897–1938. Ein Beitrag zur Geschichte des protestantischen Bildungsbürgertums, Tectum Verlag, Marburg 2001, ISBN 978-3-82888-229-4, S. 33f.
  3. Hong, S. 77.
  4. Evangelische StudentInnengemeinde in der Bundesrepublik Deutschland: Einkehrhaus „Hospiz zur Furche“. (Memento des Originals vom 24. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Joachim Schölzel (Bearb.): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IX: Beeskow – Storkow (Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam, Band 25), Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-86-0, S. 224 (Nachdruck der Ausgabe: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1989, ISBN 3-7400-0104-6).
  6. Die Ortschronisten Amt Scharmützelsee: Chronik der Gemeinde Bad Saarow am Scharmützelsee (Entwurf), Fürstenwalde/Spree, Bad Saarow, Stand 8. Dezember 2013, Kapitel Das Gebiet und die Landhauskolonie (1905 bis 1922), S. 14–18. (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive) (PDF).
  7. Herbert H. Koepf: Erhard Bartsch. (Memento des Originals vom 24. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Forschungsstelle Kulturimpuls, Biographien Dokumentation.
  8. G. Michaelis: Für Staat und Volk. Eine Lebensgeschichte, Furche, Berlin 1922, S. 411.
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