DDR-Fußball-Oberliga 1949/50
MeisterZSG Horch Zwickau
AbsteigerZSG Anker Wismar
BSG Vorwärts Schwerin
Mannschaften14
Spiele182 + 1 Relegationsspiel
 (davon 1 strafverifiziert)
Tore668  3,67 pro Spiel)
(ohne strafverifizierte Spiele)
Zuschauer1.837.500  10.096 pro Spiel)
(ohne strafverifizierte Spiele)
TorschützenkönigHeinz Satrapa (ZSG Horch Zwickau)
Fußball-Ostzonenmeisterschaft 1949

Die DDR-Oberliga 1949/50 war die erste Auflage der höchsten Spielklasse im DDR-Fußball, wenngleich sie erst ab der folgenden Saison diesen Namen trug und in der Premierensaison noch DS-Liga hieß. Die DDR wurde während der Saison am 7. Oktober 1949 gegründet, daher gilt der Gewinner dieser Meisterschaftsrunde, die ZSG Horch Zwickau, als erster DDR-Fußballmeister. Die Saison begann am 18. September 1949 und endete am 16. April 1950.

Qualifikation

Unter der Regie des in der Sowjetischen Besatzungszone gegründeten Deutschen Sportausschusses (DS) sollten die besten Mannschaften der Vorsaison in der neu geschaffenen DS-Liga einen ostdeutschen Fußballmeister ausspielen. Für die eingleisige Spielklasse waren die Teilnehmer der 2. Ostzonenmeisterschaft 1949 gesetzt. Dabei handelte es sich um die jeweiligen Meister und Vizemeister der fünf ostdeutschen Länder Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Um der Spielstärke und der relativ hohen Anzahl an Mannschaften in Sachsen gerecht zu werden, wurde dem Land ein Startplatz mehr zugestanden. Das Teilnehmerfeld komplettieren die beiden Finalteilnehmer sowie der Drittplatzierte des erstmals ausgetragenen FDGB-Pokals der Vorsaison.

Damit ergab sich folgende Zusammenstellung der ersten Oberliga:

  1. SG Wismar-Süd (Meister Mecklenburg-Vorpommerns)
  2. SG Schwerin (Vizemeister Mecklenburg-Vorpommerns)
  3. SG Babelsberg (Meister Brandenburgs)
  4. BSG Franz Mehring Marga (Vizemeister Brandenburgs)
  5. ZSG Union Halle (Meister Sachsen-Anhalts)
  6. SG Eintracht Stendal (Vizemeister Sachsen-Anhalts)
  7. SG Fortuna Erfurt (Meister Thüringens)
  8. SG Altenburg-Nord (Vizemeister Thüringens)
  9. SG Dresden-Friedrichstadt (Meister Sachsens)
  10. SG Einheit Meerane (Vizemeister Sachsens)
  11. ZSG Industrie Leipzig (Meisterschaftsdritter Sachsens)
  12. BSG Waggonfabrik Dessau (Pokalsieger)
  13. BSG Gera-Süd (Vize-Pokalsieger)
  14. ZSG Horch Zwickau (Dritter im Pokal)

Die Mannschaften aus dem sowjetischen Sektor Berlins durften sich wegen des besonderen Viermächte-Status nicht an der Meisterschaft beteiligen. Sie spielten in der Berliner Stadtliga um die Gesamt-Berliner Fußballmeisterschaft bzw. in den Ligen unterhalb der Stadtliga.

Namensänderungen

Aufgrund der Umstellung des Sportbetriebs „auf Produktionsgrundlage“ kam es vor, während und nach der Saison zu diversen Namensänderungen der verschiedenen Sportgemeinschaften, da diese in Betriebssportgemeinschaften (BSG) umgewandelt wurden.

Namenswechsel der Sportgemeinschaften
Name in der Saison 1948/1949 Umbenennung zu
vor der Saisonwährend der Saisonnach der Saison
SG PlanitzZSG Horch Zwickau*BSG Motor Zwickau
BSG Waggonbau DessauBSG Waggonfabrik DessauBSG Motor Dessau
SG Fortuna ErfurtBSG KWU Erfurt
ZSG Union HalleBSG Turbine Halle
BSG Franz Mehring MargaBSG Aktivist Brieske-Ost
SG BabelsbergBSG Märkische Volksstimme BabelsbergBSG Rotation Babelsberg
ZSG Industrie LeipzigBSG Chemie Leipzig
SG Einheit MeeraneBSG Fortschritt Meerane
SG Eintracht StendalBSG Eintracht Hans Wendler StendalBSG Lokomotive Stendal
BSG Gera-SüdBSG Mechanik Gera
SG AltenburgZSG Altenburg
SG Wismar SüdZSG Anker WismarBSG Anker Wismar
SG SchwerinBSG Vorwärts Schwerin

* Die SG Planitz wurde vor der Saison aufgelöst und an die BSG Aktivist Steinkohle Zwickau sowie die ZSG Horch Zwickau angeschlossen. Dennoch konnte sich die ZSG Horch Zwickau für die neue Liga qualifizieren, da sie im FDGB-Pokal den dritten Platz belegte. Die 2. Mannschaft spielte 1949/1950 noch unter dem Namen SG Planitz in der Landesklasse Sachsen.

Saisonverlauf

Die Meisterschaft wurde in einem buchstäblichen Meisterschaftsfinale zwischen Horch Zwickau und der SG Dresden-Friedrichstadt am letzten Spieltag entschieden. Dabei verloren die vor dem Spieltag auf dem ersten Tabellenplatz liegenden Dresdner zuhause im Ostragehege gegen die zweitplatzierten Zwickauer mit 1:5, womit Horch noch an ihnen vorbeizog. Danach kam es unter den 60.000 Zuschauern im Stadion zu Ausschreitungen, da der Dresdner Anhang Manipulationen vermutete, um dem bürgerlichen Verein SG Dresden-Friedrichstadt zu schaden. Als eine der Folgen wurde die Sportgemeinschaft aufgelöst und der nun vakante Oberliga-Platz zunächst der BSG VVB Tabak Dresden zuerkannt. Als jedoch etliche ehemalige Friedrichstädter Spieler – nach nur kurzer Zwischenstation bei Tabak – nach West-Berlin gingen, reduzierte man die Zahl der Absteiger von drei auf zwei.

So wurde der Abstieg nachträglich noch spannend, da aufgrund eines Punktgleichstandes zwischen der ZSG Altenburg und der ZSG Anker Wismar ein Entscheidungsspiel erforderlich wurde. Dieses konnte Altenburg am 17. Juni 1950 – zwei Monate nach dem eigentlichen Ende der Oberligaspiele – in Magdeburg mit 3:2 gewinnen, so dass Wismar endgültig abstieg und Altenburg den Klassenerhalt geschafft hatte. Mit der BSG Vorwärts Schwerin kam der zweite Absteiger ebenfalls aus Mecklenburg. Ein zusätzlicher Oberligaplatz wurde später der gänzlich neu gebildeten SG Volkspolizei Dresden zuerkannt.

Enttäuschend verlief die Saison für den Vorjahresmeister ZSG Union Halle, der nur Fünfter wurde. Der Vorjahresfinalist Fortuna Erfurt (inzwischen als BSG KWU) wurde Vierter.

Abschlusstabelle

Pl. Verein Sp. S U NTore Quote Punkte
1. ZSG Horch Zwickau 26 20 1 5 069:270 2,56 41:11
2. SG Dresden-Friedrichstadt 26 18 3 5 087:290 3,00 39:13
3. BSG Motor Dessau (P) 26 17 3 6 067:360 1,86 37:15
4. BSG KWU Erfurt 26 15 5 6 058:300 1,93 35:17
5. ZSG Union Halle (M) 26 13 5 8 056:380 1,47 31:21
6. BSG Franz Mehring Marga 26 13 5 8 049:480 1,02 31:21
7. BSG Märkische Volksstimme Babelsberg 26 10 4 12 042:660 0,64 24:28
8. ZSG Industrie Leipzig 26 8 6 12 038:450 0,84 22:30
9. SG Einheit Meerane 26 9 3 14 038:560 0,68 21:31
10. BSG Eintracht Hans Wendler Stendal 26 7 5 14 031:450 0,69 19:33
11. BSG Gera Süd 26 6 7 13 034:540 0,63 19:33
12. ZSG Altenburg 26 6 5 15 034:500 0,68 17:35
13. ZSG Anker Wismar 26 6 5 15 035:600 0,58 17:35
14. BSG Vorwärts Schwerin 26 4 3 19 030:840 0,36 11:41
  • DDR-Meister
  • Entscheidungsspiel um Platz 12
  • Absteiger in die DDR-Liga 1950/51
  • (M)Meister der letzten Saison
    (P)Pokalsieger der letzten Saison

    Entscheidungsspiel

    Ergebnis
    ZSG Altenburg 3:2 ZSG Anker Wismar

    Kreuztabelle

    1950 DFR UHA FMM MVB EME HWS GSÜ ALT AWI VSW
    1.ZSG Horch Zwickau 1:00:12:31:22:06:04:34:13:03:01:03:07:1
    2.SG Dresden-Friedrichstadt1:5 4:00:01:08:01:13:01:26:13:14:011:05:0
    3.BSG Motor Dessau0:22:3 2:00:13:15:13:12:13:05:23:13:110:0
    4.BSG KWU Erfurt2:50:14:0 2:21:05:03:03:0+:-21:12:13:05:2
    5.ZSG Union Halle4:01:41:43:5 3:43:02:01:03:06:13:32:06:0
    6.BSG Franz Mehring Marga0:34:02:31:11:0 4:31:05:12:12:25:23:22:1
    7.BSG Märkische Volksstimme Babelsberg1:12:121:32:12:03:1 3:13:43:12:12:12:12:5
    8.ZSG Industrie Leipzig2:01:11:20:41:21:12:2 3:20:04:01:03:24:0
    9.SG Einheit Meerane2:43:41:40:32:11:10:10:1 2:14:13:12:12:1
    10.BSG Eintracht Hans Wendler Stendal0:21:32:13:01:12:24:12:20:1 2:10:15:11:1
    11.BSG Gera Süd1:21:51:10:22:21:22:12:10:04:0 1:10:25:1
    12.ZSG Altenburg0:12:02:21:11:22:31:43:05:10:11:2 2:12:1
    13.ZSG Anker Wismar1:31:42:22:12:42:01:02:21:12:11:11:1 0:1
    14.BSG Vorwärts Schwerin2:40:21:32:61:10:20:01:44:20:20:15:00:6
    2 
    Das Ergebnis des Spiels BSG KWU Erfurt gegen BSG Eintracht Hans Wendler Stendal (3:4) wurde für ungültig erklärt. Es wurde mit einem torlosen Sieg für Erfurt gewertet.

    Statistik

    Die Meistermannschaft

    ZSG Horch Zwickau
    Max Hofsommer (16/-)
    Egon Jugel (19/-), Helmut Möckel (17/-)
    Manfred Fuchs (22/-), Johannes Breitenstein (21/1), Gottfried Lenk (21/9)
    Heinz Satrapa (23/23), Herbert Heinze (26/10), Lothar Kunack (23/7), Helmut Schubert (18/-), Siegfried Meier (23/7)
    Trainer: Friedrich Müller (bis Dezember), Hans Ulbricht (bis März), Herbert Melzer (ab März)
    außerdem: Joachim Otto (Tor, 10/-); Karl Dittes (16/4), Günter Schneider (15/8), Lothar Schürer (12/-)

    Torschützenliste

    Spieler Mannschaft Tore
    1. Heinz SatrapaZSG Horch Zwickau23
    2. Walter WernerSG Dresden-Friedrichstadt21
    3. Kurt LehmannSG Dresden-Friedrichstadt17
    4. Franz KusmierekBSG Motor Dessau15
    5. Werner GießlerBSG Märkische Volksstimme Babelsberg14

    Sonstiges

    Insgesamt sahen 1.837.500 Zuschauer die 182 Oberligaspiele, was einen Schnitt von 10.096 Zuschauern pro Spiel ergibt. Es fielen 668 Tore, also 3,67 pro Spiel, was den zweitbesten Durchschnitt aller Zeiten bedeutet (nur in der Folgesaison fielen im Schnitt noch mehr Tore). Weitere Rekordmarken wurden durch die SG Dresden-Friedrichstadt aufgestellt. Ihr Durchschnitt von 3,35 erzielten Toren pro Spiel wurde in der Oberliga-Geschichte nur einmal überboten: in der Saison 1984/85 durch den BFC Dynamo. Der hohe Wert resultierte vor allem aus zwei Friedrichstädter Kantersiegen: Das 11:0 gegen Anker Wismar am fünften Spieltag war der höchste Sieg und das 12:2 auswärts in Babelsberg am ersten Spieltag das torreichste Spiel aller Zeiten in der Oberliga. Ebenfalls zweistellig gewann Dessau am 18. Spieltag gegen Schwerin (10:0). Damit wurden drei der fünf höchsten Oberliga-Siege aller Zeiten in der Premierensaison aufgestellt (nur der BFC Dynamo erreichte später noch zweimal ein 10:0). Der FDGB-Pokal wurde nicht von einem Oberligisten, sondern von der in der zweitklassigen Landesklasse Sachsen-Anhalt spielenden SG Eisenhüttenwerk Thale gewonnen.

    Aufstiegsrunde

    Der Aufstieg für die Oberligasaison 1950/51 wurde in einer Fünfergruppe zwischen den jeweiligen Meistern der DDR-Länder ausgespielt. Hierfür qualifizierten sich die SG Vorwärts Wismar aus Mecklenburg, die ZSG Großräschen aus Brandenburg, die SG Eisenhüttenwerk Thale aus Sachsen-Anhalt, die BSG KWU Weimar aus Thüringen und die SG Dresden-Mickten (die sich noch während der Aufstiegsrunde in BSG Sachsenverlag Dresden umbenannte) aus Sachsen.

    Abschlusstabelle

    Abschlusstabelle
    Pl. Verein Sp. S U NTore Quote Punkte
    1. BSG Sachsenverlag Dresden 8 4 3 1 021:130 1,62 11:50
    2. BSG KWU Weimar 8 4 2 2 020:180 1,11 10:60
    3. SG Eisenhüttenwerk Thale 8 4 1 3 023:140 1,64 09:70
    4. ZSG Großräschen 8 3 1 4 016:150 1,07 07:90
    5. SG Vorwärts Wismar 8 1 1 6 008:280 0,29 03:13
  • Aufsteiger in die Oberliga 1950/51
  • Qualifiziert für die DDR-Liga 1950/51
  • Kreuztabelle

    Die Kreuztabelle stellt die Ergebnisse aller Spiele dieser Gruppe dar. Die Heimmannschaft ist in der linken Spalte aufgelistet und die Gastmannschaft in der obersten Reihe. Es fand eine Zweifachrunde (mit Hin- und Rückspiel) statt.

    Dre Wei Tha Gro Wis
    1.BSG Sachsenverlag Dresden5:13:14:14:2
    2.BSG KWU Weimar1:12:23:44:2
    3.SG Eisenhüttenwerk Thale5:22:31:03:1
    4.ZSG Großräschen1:12:33:15:1
    5.SG Vorwärts Wismar1:10:30:81:0

    FDGB-Pokal

    Die Hauptrunde des FDGB-Pokals wurde in dieser Spielzeit erst nach dem Abschluss der Oberliga-Saison im August 1950 kurz vor dem Start der Folgesaison ausgetragen. Der Oberligameister Zwickau schied ebenso wie der Pokalverteidiger Dessau überraschend gegen eine zweitklassige Mannschaft aus. Den Pokal gewann der frisch gekürte Oberliga-Aufsteiger SG Eisenhüttenwerk Thale gegen den Oberliga-Vierten KWU Erfurt.

    Einzelnachweise

    1. Tabelle und Ergebnisse. In: eu-football.info. Abgerufen am 31. März 2019.
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