Das Hungerlied ist ein Gedicht von Georg Weerth (1822–1856), das im Jahr 1844 während der Weberaufstände entstand und als Werk der politischen Lyrik der literarischen Epoche des Vormärz zuzuordnen ist.
Gedicht
Verehrter Herr und König,
Weißt du die schlimme Geschicht?
Am Montag aßen wir wenig,
Und am Dienstag aßen wir nicht.
Und am Mittwoch mussten wir darben
Und am Donnerstag litten wir Not;
Und ach, am Freitag starben
Wir fast den Hungertod!
Drum lass am Samstag backen
Das Brot fein säuberlich –
Sonst werden wir sonntags packen
Und fressen, o König, dich!
Form und Interpretation
Das Gedicht ist in 3 Strophen mit jeweils 4 Versen gegliedert. Es weist im ganzen Verlauf einen einfachen Kreuzreim auf.
In allen Strophen spricht das Volk zum König und beklagt anhand der Wochentage seine wachsende Hungersnot, die am Freitage beinahe zum Hungertod führt. Die Anapher „Und am Mittwoch […] Und am Donnerstag […] Und […] am Freitag“ in Verbindung mit der Klimax der Intensität des Hungers in der zweiten Strophe erhöht die Spannung auf die letzte Zeile. In der dritten Strophe wird metaphorisch der Sturz des Königs angedeutet, falls er sein Volk weiterhin hungern lässt.
Das Gedicht schildert die soziale Not während des Pauperismus sowie die wachsende Bereitschaft des Volks, sich gegen die absolutistische Herrschaft von König und Adel aufzulehnen. Es ist ein Vorzeichen der späteren Märzrevolution von 1848/49 sowie anderer revolutionärer Entwicklungen in Mitteleuropa.