Das Zimmer (1994/2000)
Pipilotti Rist, 1994 und 2000
Audiovideoinstallation mit Sofa, Videostill, Sessel, Stehlampe, Fernbedienung, Fernseher, Videos
Kunsthalle St. Gallen, Sankt Gallen

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(Bitte Urheberrechte beachten)

Das Zimmer (1994/2000) ist eine Audio-Video-Installation der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist aus den Jahren 1994 und 2000.

Beschreibung

Ein übergrosses knallrotes Sofa und ein ebensolcher Sessel stehen auf flauschigem, grünem Teppichboden. In der Ecke zwischen ihnen gibt eine Stehlampe mit altmodischem grünem Schirm Licht. Über dem Sofa hängt ein Videostill, gegenüber steht ein Fernsehgerät in Standardgrösse. Die Fernbedienung dazu liegt auf dem Sofa, ist allerdings ebenfalls überdimensioniert. Damit können die Besucher alle Einkanal-Videoarbeiten der Künstlerin vom frühen I’m Not The Girl Who Misses Much (1986) bis zu Laat Je Haar Neer (Lass Dein Haar Herunter, Let Your Hair Down) (2009) auswählen. So lässt sich in der Installation eine Filmretrospektive der Künstlerin auf dem Bildschirm sehen.

Es werden folgende Videoarbeiten gezeigt:

  • Hau die Sonne in den Computer, 1989, 1 Minute; produziert für MAX DRS, 14. Dezember 1989, Redaktion von Barbara Bürer, als Antwort auf ihre Frage: Sind Sie ein politischer Künstler?
  • You Called Me Jacky, 1990, 4 Minuten; Musik: Edna and Jacky von Kevin Coyne
  • À la belle étoile, 2007, 7 Minuten; Extrakt aus der Audio-Video-Installation mit einer grossen Projektion auf dem Platz vor dem Centre Pompidou in Paris. Musik aus Homo Sapiens Sapiens (2005) von Anders Guggisberg und Pipilotti Rist
  • (Entlastungen) Pipilottis Fehler, 1988, 12 Minuten (Langversion); Musik von Hans Feigenwinter. Les Reines Prochaines und Pipilotti Rist
  • Homo Sapiens Sapiens, 2005, 6 Minuten von total 21 Minuten, Extrakt aus der Audio-Video-Installation, mit einer grossen Projektion an die Decke der Kirche San Stae in Venedig anlässlich der Biennale von Venedig, Musik von Anders Guggisberg und Pipilotti Rist
  • I’m Not The Girl Who Misses Much, 1986, 5 Minuten; Musik nach Happiness Is a Warm Gun von John Lennon / Paul McCartney
  • Saadet Türkös singt Swan auf Türkisch, 1996, 4 Minuten; Musik von Anders Guggisberg und Pipilotti Rist, inspiriert von der Videoinstallation Shooting Divas im Centre d’Art Contemporain Genève
  • Sexy Sad I, 1987, 4 Minuten; Musik von Lori Hersberger und Pipilotti Rist nach dem Lied Sexy Sadie von John Lennon / Paul McCartney
  • Pickelporno, 1992, 12 Minuten; Musik von Peter Bröker, Les Reines Prochaines und Pipilotti Rist
  • Blauer Leibesbrief, 1992–1998, 1 Minute. Extrakt aus der Audio-Video-Installation mit diagonaler Projektion, Musik von Pipilotti Rist
  • I Want To See How You See (a portrait of Cornelia Providoli), 2004, 5 Minuten; Musik von Anders Guggisberg und Pipilotti Rist, produziert für die Videoanthologie von Bick Productions New York
  • Als der Bruder Meiner Mutter geboren wurde, duftete es nach Birnenblüten vor dem braungebrannten Sims, 1992, 4 Minuten; Musik: Heinz Rohrer und Pipilotti Rist
  • Sip My Ocean, 1996, 10 Minuten. Extrakt aus der Audio-Video-Installation. Musik: Coverversion von Wicked Game von Chris Isaac, gespielt von Anders Guggisberg und Pipilotti Rist
  • Laat Je Haar Neer (Lass Dein Haar Herunter), 2009, 12 Minuten. Musik von Anders Guggisberg und Roland Widmer. Produziert für die permanente Audio-Video-Installation im Treppenhaus von Bojmans van Beuningen, Rotterdam
  • Extrakte aus der Videoinstallation Open My Glad, 2000, 7 × 1 Minute, für den Astrovision Screen am Times Square New York, mit Public Art Fund: Einzeltitel: Tribute To Your Inner, No Screen Can Keep Us Apart, Dinner Is Ready In 5 Minutes, Be Nice To Me, I Want To Be Guilty, Help Me To Be Honest, You're Not Perfect That's Perfect

Entstehung

Das Kunstwerk entstand 1994 anlässlich von Rists erster Einzelausstellung im Kunstmuseum St. Gallen. Die Künstlerin hat es um die Jahreswende 2014/2015 dem Museum als Dauerleihgabe überlassen. Es ist dort seit September 2018 als permanentes Exponat in das Café des Kunstmuseums integriert.

Deutung

Die Assoziation Heimeliges Wohnzimmer wird durch die riesigen Proportionen gestört: Erwachsene fühlen sich auf dem Sofa wieder wie ein Kleinkind. Massstäbe und Erinnerungen sind subjektiv, nur das Fernsehgerät ist eine Konstante. Durch die Möglichkeit, Perspektiven zu verändern, wirkt die Installation zwar fröhlich, aber auch bedrohlich.

Rist verbindet das Riesige und das Winzige nicht nur mit der räumlichen Dimension, sondern auch mit dem Erleben von Zeit. In einem veränderten Raum erfahren Menschen Zeit anders als üblich. Sind die Objekte kleiner als in Wirklichkeit, wird auch ein zeitliches Kontinuum als kürzer erlebt als unter normalen Umständen. Da aber Rists Installation nicht nur vergrösserte, sondern auch Objekte in Standardgrösse enthält, lassen sich für das Erleben von Zeit keine eindeutigen Voraussagen treffen. Das Kunstwerk fordert die Betrachtenden heraus, ihren eigenen Standpunkt in Raum und Zeit zu bestimmen.

Ausstellungsorte (Auswahl)

  • 1994 und seit 1998 permanent: Kunstmuseum St. Gallen: Einzelausstellung Pipilotti Rist, I’m Not The Girl Who Misses Much – Ausgeschlafen, frisch gebadet und hochmotiviert. 1994
  • 1996: Chisenhale Gallery, London: Einzelausstellung Pipilotti Rist, Slept In, Had A Bath, Highly Motivated.
  • 2021/2022: Museum of Contemporary Art, Los Angeles: Pipilotti Rist. Big Heartedness, Be My Neighbor.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Pipilotti Rist – Das Zimmer. Kunstverein St.Gallen, abgerufen am 14. Mai 2023.
  2. Das Zimmer (Rummet). Magasin III Museum for Contemporary Art, abgerufen am 15. Mai 2023 (sv-SE).
  3. Hans Josephsohn und Pipilotti Rist im Kunstmuseum St.Gallen. In: kultur-online.net. 11. Februar 2015, abgerufen am 14. Mai 2023.
  4. 1 2 Pipilotti Rist: Big Heartedness, Be My Neighbor. (PDF; 2,3 MB) The Museum of Contemporary Art, 2021, abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
  5. 1 2 3 Juliana Engberg: A Bee Flew in the Window… In: Massimiliano Gioni, Margot Norton: Pipilotti Rist. Pixel Forest. Phaidon Press, London / New York, 2016, S. 15–48, 36.
  6. Juliana Engberg: A Bee Flew in the Window… In: Massimiliano Gioni, Margot Norton: Pipilotti Rist. Pixel Forest. Phaidon Press, London / New York 2016, S. 15–48, 44.
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