Erlkönig ist eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, die er im Jahr 1782 verfasste. Sie gehört zu seinen bekanntesten Werken und wurde unter anderem von Franz Schubert und Carl Loewe vertont.
Entstehungsgeschichte
Der Stoff der Ballade stammt aus dem Dänischen, dort heißt der Erlkönig Ellerkonge (Nebenform von Elverkonge), also ‚Elfenkönig‘. Die Ballade wurde ursprünglich von Johann Gottfried Herder übersetzt. Dabei entstand der Begriff „Erlkönig“ aus der Übersetzung des Wortes elle als ‚Erle‘. Ob es sich dabei um einen Übersetzungsfehler handelt, ist in der Forschung umstritten; es ist durchaus möglich, dass Herder die Doppeldeutigkeit des dänischen Homonyms elle – das sowohl „Erle“ als auch „Elfe“ bedeuten kann – bekannt war und er also bewusst den Begriff „Erlkönig“ wählte, „um auf die Verbindung der mythologischen Vorstellung von Elfen mit den feuchten Orten anzuspielen, an denen Erlen wachsen und wo Nebel entsteht, der an tanzende Schleier erinnert.“ Goethe schuf die Ballade als Einlage zu dem Singspiel Die Fischerin, in dem die Darstellerin die Ballade bei der Arbeit singt.
Zum Erlkönig inspiriert worden sein soll Goethe während seines Aufenthaltes in Jena durch eine Nachricht, nach der ein Bauer aus dem nahen Dorf Kunitz mit seinem kranken Kind zum Arzt an der Universität ritt. Zur Erinnerung daran wurde bereits im 19. Jahrhundert ein Erlkönig-Denkmal zwischen den heutigen Jenaer Stadtteilen Kunitz und Wenigenjena errichtet. Der lokalen Überlieferung nach soll die Ballade in der Grünen Tanne in Jena niedergeschrieben worden sein. Tatsächlich war Goethe mehrmals in dem Gasthaus zu Gast, vermutlich entdeckte er es jedoch erst später.
Der Erlkönig im Kontext seiner Epoche
Während die Balladen des Sturm und Drang fast alle Liebesballaden sind, entwickelt Goethe als erster naturmagische Balladen. Anders als in der Dichtung des 18. Jahrhunderts wird die Natur nicht von ihrer ästhetischen oder religiösen Seite dargestellt, sondern auf lockende, bezaubernde, beglückende und tötende Weise. Das erste Mal kommen das Unbewusste und die Gefühlstiefen der Seele zur Sprache, im Gegensatz zur Zeit der Aufklärung. Neben der Frau, dem „einfachen Mann“ und dem Dichter ist gerade das Kind für die magischen Kräfte der Natur empfänglich. Ihm gegenüber steht der aufgeklärte Mensch (hier: der Vater). Das Kind erkennt die greifende Natur, der Vater nicht, aber ihm graust. Diese Haltungen stehen sich im Gedicht gegenüber und werden später in der Romantik, z. B. von Novalis, weiterentwickelt.
Die passende Form für diese naturmagischen Themen stellt neben dem Märchen die Ballade dar. Märchen wie auch Balladen kommen in der Volksdichtung vor, werden aber auch künstlich erschaffen. Goethe kann an alte Volksballaden anknüpfen. Diese Balladen sind zu ihrer Zeit etwas Neues, da sie den Bereich des Unbewussten mit dem Naturmagischen verbinden. Goethes Beschäftigung mit dem Unbewussten führt weiter zur Psychologie der Romantik.
Inhalt
In einer windigen Nacht reitet der Vater, seinen kleinen Sohn im Arm haltend und wärmend. Das Kind glaubt in der Finsternis die Gestalt des Erlkönigs zu erkennen und ängstigt sich. Der Vater beruhigt seinen Sohn: was er sehe, sei nur „ein Nebelstreif“. Doch die gespenstische Gestalt lässt das Kind nicht los. Mit verführerischen Worten bittet der Erlkönig den „feinen Knaben“, mit in sein Reich zu kommen und sich dort von seinen Töchtern verwöhnen zu lassen. Das Kind aber wird immer unruhiger. Wieder bemüht sich der Vater, für dessen Halluzinationen eine natürliche Erklärung zu finden: Alles sei nur das Rascheln der Blätter und der Widerschein der alten Weiden. Doch die Gestalt wird immer bedrohlicher, und der Sohn reagiert immer panischer. Als der Erlkönig das sich sträubende Kind schließlich mit Gewalt an sich reißen will, verliert auch der Vater seine Fassung und versucht, so schnell er reiten kann, den heimatlichen Hof zu erreichen. Doch zu spät – das Kind in seinen Armen ist tot.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ –
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. –
„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ –
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. –
„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ –
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! –
Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
Interpretationen
Goethes Ballade enthält wie die meisten Balladen Leerstellen, die durch Interpretation vom Leser aufgefüllt werden müssen:
- Es bleibt unklar, woher der Junge den Begriff „Erlkönig“ kennt und warum diese Figur trotz ihrer anfänglichen Freundlichkeit sofort Angst in ihm auslöst.
- Es wird nicht erklärt, warum am Schluss das Erzähltempus vom Präsens zum Präteritum wechselt. In einer weniger dramatisierten Erzählung müssten die Tempora genau umgekehrt benutzt werden: Das zunächst Beschriebene ist vergangen, während der Junge tot bleibt. In Herders Erlkönigs Tochter (Herr Oluf) ist jedoch ein sehr ähnlicher Tempus-Wechsel vorhanden.
- Woran „das Kind“ (der Mensch oder die Kindlichkeit des Sohnes?) stirbt bzw. gestorben ist, wird nicht explizit mitgeteilt.
Die meisten Interpretationen des Gedichts gehen von der Nicht-Existenz dessen aus, was der Knabe wahrnimmt. Sie sehen (wie der Vater) den Erlkönig als bloße Ausgeburt von Angst- und hohen Fieberträumen und als Ausdruck der Krankheit des Knaben, die ihn am Schluss der Ballade tötet.
Eine zweite Gruppe von Interpreten kritisiert die aufklärerische Haltung des Vaters im Gedicht und derjenigen Interpreten, die dessen Sichtweise teilen: Dass von Erlenbrüchen rational nicht nachvollziehbare, naturmagische Energien, auch in Form von Schadenzauber, ausgingen, werde von vielen Menschen seit langer Zeit geglaubt. Daher sei der Hinweis auf Erlen auch kein Übersetzungsfehler (das dänische Wort ellerkonge bedeutet eigentlich ‚Elfenkönig‘, s. o.), sondern von Goethe durchaus beabsichtigt. Möglicherweise verfügten demnach „unbekannte Mächte über Leib und Leben eines wehrlosen Menschen“, in dem Falle das Kind. Goethe, als „einer der Begründer der naturmagischen Ballade“, habe den Erlkönig aus dem Jenseits einen Menschen zu sich rufen lassen, der sich in sein Reich begeben habe.
Da einige Verse, wie „Du liebes Kind, komm geh mit mir!“ oder „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; / Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt“, an sexuellen Missbrauch von Kindern erinnern, neigen einige Interpreten zu der Auffassung, das Gedicht handele von einer Vergewaltigung. Diese Auffassung teilt auch der Soziologe Rüdiger Lautmann, der den „Erlkönig“ nicht als pädophilen Mann, sondern als „Vergewaltiger“ bewertet. Während der 55. Lindauer Psychotherapiewochen 2005 stellte Luise Reddemann die These auf, das Gedicht handele von einem Albtraum eines Opfers sexualisierter Gewalt, das den Täter in zwei Personen zerlege, nämlich in den Vater als „guten Vater“ und den Erlkönig als „bösen Vater“. Dass der Täter in Gestalt des „guten Vaters“ dem Opfer einrede, es bilde sich die Tat nur ein, sei typisch für das Verhalten von Tätern aus dem Nahbereich von Kindern. Der Tod des Kindes ist bei dieser Interpretation oft ein seelischer Tod, in dem das Kind in einem verlorenen Zustand ist.
Wiederum anderen Interpreten zufolge verkörpert die Figur des Erlkönigs erste unbewusste pubertäre Ahnungen: Er repräsentiere die männliche Natur des Knaben. Diese locke den widerspenstigen Knaben zunächst mit mütterlichen, dann mit erotischen Phantasien in ihr Reich und gewinne schließlich gewaltsam die Oberhand. Durch den nächtlichen Ausflug ins dämonische Leben werde der Knabe seiner Unschuld beraubt und letztlich gezwungen, seine wohlbehütete Kindheit zu verlassen. Sein Tod symbolisiere das unaufhaltsame Ende seiner naiven Integrität und seinen zwangsläufigen Eintritt in die Welt der Erwachsenen. Seine männliche Natur hole den fliehenden Knaben buchstäblich ein. Da helfe kein noch so schneller Galopp des Vaters, der seinen Sohn ins beschützende elterliche Heim zurückholen und so retten wolle. Die Beschwichtigungsversuche und der verzweifelte Kampf des Vaters müssten gegen die natürlichen Triebe des Kindes unterliegen. Der fortschreitenden Zeit und erwachenden Sexualität lasse sich nicht entkommen.
Eine einfache Interpretation würde von der Annahme ausgehen, dass das sterbende Kind im Fieberwahn im Erlkönig den herannahenden Tod erblickt, der den Knaben holt. Der Tod stellt sich in einer verlockenden Königsmaske vor; das Kind durchschaut aber bald die Maske und erschrickt vor dem tödlichen Grauen, das dahintersteckt. Nach den anfänglichen süßlichen Verheißungen ergreift der Erlkönig-Tod das Kind und entreißt sein Leben aus den Armen des Vaters, der einen klaren, realistischen Blick behält und den Todeskampf seines Sohnes nicht versteht.
Rezeption
Vertonungen in der klassischen Musik
- Insbesondere die Vertonung Franz Schuberts wird heute oft gesungen. Schubert wollte diese Vertonung Goethe widmen, der sie jedoch unkommentiert zurücksenden ließ. Der Erlkönig ist das erste gedruckte Werk Schuberts und hat daher die Opuszahl 1.
- Von Ludwig van Beethoven existieren einige Skizzen zu einer Vertonung, die um 1795 entstanden sein dürften und im Werkverzeichnis von Kinsky/Halm „Werke ohne Opus-Zahl“ (WoO) die Nummer 131 tragen.
- Bekannt ist auch die Vertonung von Carl Loewe (1818), der mit ihr Goethes Gunst zu gewinnen versuchte und beabsichtigte, sie bei einem Besuch 1820 in Jena – dem einzigen Zusammentreffen der beiden – persönlich vorzutragen. Da es aber in Goethes Unterkunft kein Klavier gab, scheiterte sein Vorhaben. Loewe lieferte außerdem mit der Ballade Herr Oluf auf einen Text von Johann Gottfried Herder nach einer dänischen Volksballade eine weitere Variante des Stoffes, in der die Titelfigur dem Fluch der zurückgewiesenen Tochter des Erlkönigs zum Opfer fällt.
- Johann Friedrich Reichardt vertonte die Ballade ebenfalls (1794). Ein Vergleich zwischen Reichardt, Loewe und Schubert zeigt jeweils unterschiedliche Schwerpunktsetzungen der Kompositionen in Bezug auf Inhalt, aber auch Form.
- 1856 vertonte Louis Spohr die Ballade für Bariton mit Begleitung durch Klavier und Violine.
- Weitere Vertonungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen z. B. von Andreas Romberg (1793), Corona Schröter (1782), Gottlob Bachmann (1798/99), Max Eberwein (1826), Friedrich Methfessel (1805), Carl Friedrich Zelter (1797), August Engelberg (1841), Anselm Hüttenbrenner (1829), Bernhard Klein (1815/16) und Václav Jan Křtitel Tomášek (1815). Zu den Erlkönig-Vertonungen im 21. Jahrhundert zählen die Chorvertonungen von Tapani Länsiö (2002) und Huub de Lange (2004).
Popmusik
- Die Band „Hypnotic Grooves“ verarbeitete auf dem Album Rosebud: Songs of Goethe and Nietzsche (1999), das vor dem Hintergrund „Weimar – Weltkulturstadt 1999“ entstand, diese Ballade und ließ sie von Jo van Nelsen interpretieren.
- Im Jahr 2000 vertonte der Schweizer Schauspieler Daniel Bill mit Marc Storace, dem Sänger von Krokus, den Erlkönig als Rock-Version auf der CD Scream in the night.
- 2002 erschien eine Version des Gedichts von Achim Reichel auf der CD Wilder Wassermann.
- Auf dem Jenzig-Album der Neofolk-Gruppe „Forseti“ findet sich ebenfalls eine Vertonung der Ballade.
- Die Neue-Deutsche-Härte-Band Rammstein schrieb eine Adaption, Dalai Lama, zum Erlkönig.
- 2005 veröffentlichte die experimentelle Thrash-Metal-Band Sturmgeist den Erlkönig auf dem Album Meister Mephisto.
- Josh Ritter trat mit The Oak Tree King 2007 am Verbier-Festival auf.
- Weitere Vertonungen stammen von der Band Leichenwetter und von „Dracul“, einem Nebenprojekt von Umbra et Imago in Zusammenarbeit mit Oswald Henke, dem Frontmann von Goethes Erben auf dem Dracul-Album Follow me.
- Das Paganfolk-Projekt Falkenstein interpretierte die Ballade auf seinem 2008 erschienenen Album Urdarbrunnen.
- Eine Popversion stammt von dem Songwriter Erlkönig und der Videokünstlerin VJ Vanessa.
- Der deutsche Sänger Peter Sebastian vertonte 2008 den Erlkönig gemeinsam mit Marco Kloss für die CD Die Kraft der Emotion (Geschichten, die berühren). Eine visuelle Interpretation dieser Version wurde am 25. Juli 2017 veröffentlicht.
- Die deutsche A-cappella-Band Maybebop veröffentlichte 2013 eine Bearbeitung von Schuberts Erlkönig.
- Der katalanische Liedermacher und Sänger Roger Mas vertonte 2015 eine katalanische Version des Erlkönigs unter dem Titel El rei dels verns, die in seinem Album Irredempt (deutsch: Ohne Reue) erschien.
- 2018 veröffentlichte Café del Mundo eine Bearbeitung für zwei Flamenco-Gitarren auf dem Album Beloved Europa. Darin übernimmt die Flamenco-Sängerin Rosario la Tremendita die Stimme des Erlkönigs im Duett mit dem Bassbariton Henryk Boehm.
- Im 2018 von Alligatoah veröffentlichten Song Alli-Alligatoah wird im Refrain folgende Frage, welche auf den Erlkönig anspielt, gestellt: „Wer reitet noch so spät durch Nacht und Wind?“ Anstelle des Erlkönigs nennt der Interpret jedoch sich selbst.
Literarische Werke
- Eine nachdichtende Übersetzung ins Englische war eines der ersten Werke von Walter Scott (1797).
- Der Dichter Moshe Lifshits debütierte 1918 mit der jiddischen Nachdichtung Der valdkeyzer (Kiew, 1918) und überarbeitete seine Übersetzung als Der valdkeyzer: A kindershpil (Der Erlkönig: Ein Theaterstück für Kinder) für die Bühne.
- Im Jahr 1970 veröffentlichte der französische Schriftsteller Michel Tournier seinen Roman Le roi des aulnes (Der Erlkönig). Dessen Handlung wurde 1995 von Volker Schlöndorff unter dem Titel: The Ogre (Der Unhold) verfilmt.
- In seinem 2002 erschienenen Roman Tod eines Kritikers nennt Martin Walser die dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nachempfundene Titelfigur André Ehrl-König.
- Der Erlkönig (als Allegorie für Napoleon) ist titelgebend für den historischen Roman Das Erlkönig-Manöver (2007) von Robert Löhr.
Bekannte Parodien
- Aus den 1940er Jahren stammt eine humorige Version, in der der Ritt zu Pferd in einen Motorradausflug geändert wurde.
- Die Leipziger Mundartdichterin Lene Voigt veröffentlichte in ihrem Buch „Säk’sche Balladen“ eine humorvolle sächsische Version dieses Gedichts
- Heinz Erhardt hat das Original auf insgesamt acht Zeilen verkürzt und „Der König Erl“ genannt, mit dem Schlussvers: „[…] der Knabe lebt, das Pferd ist tot!“
- Otto Waalkes hat die Version von Heinz Erhardt in einer erweiterten Fassung gerne vorgetragen.
- Von Otto Waalkes stammt die Version: „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Fleischer, er sucht sein Rind.“
- In der DDR war ein Sketch von Eberhard Cohrs und Heinz Kunert mit dem Namen Der Erlkönig populär, der auch auf Tonträger veröffentlicht wurde. Dort versucht Kunert vergeblich, dem etwas begriffsstutzigen Cohrs den Inhalt der Ballade zu erklären.
- In der DDR existierte auch die auf Erich Honecker gemünzte Parodie: „Wer reitet so spät durch Kraut und Rüben? Es ist der Erich, er will nach drüben... Erreicht die Mauer mit Mühe und Not, tritt auf ’ne Mine - bums - ist er tot.“
- Der parodistische Erlkönig-Vortrag des Schweizer Comedians Marco Rima ist vor allem durch lautmalerische und mimische Übertreibungen gekennzeichnet.
- Eine Version der österreichischen Gruppe „Erste Allgemeine Verunsicherung“ lautet „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Der Vater ist’s mit seinem Kind! Er hält es warm, er hält es fest, bis er’s – auf einmal fallen lässt.“
- Eine andere Version der Ersten Allgemeinen Verunsicherung lautet: „Wer riecht so streng durch Nacht und Wind? Die Windel ist’s vom Findelkind! Du hält’st es fest, du hält’st es warm, doch es riecht, dass Gott erbarm! Von Kopf bis Fuss mit Kot beschmiert, das wär’ mit Pampers nie passiert!“
- Die Kindergartenralley der Wellbappn, die Hans Well und seine Kinder Sarah, Tabea und Jonas Well 2013 auf der CD unterbayernüberbayern veröffentlicht haben, ist eine Parodie des Erlkönigs, bei der die Rollen von Vater und Sohn vertauscht sind.
- Im Buch Sams in Gefahr aus seiner Reihe Sams lässt Paul Maar seine Figur Sams in Gestalt einer Lehrerin das Gedicht Erlkönig verballhornen. Statt im Wald spielt die Szene in „Gassen und Straßen“ und der Erlkönig wird durch einen Rasenmäher ersetzt.
- Mit dem Spruch „Wer steht so spät im Garten, im kühlen? – Es ist der Tisch mit seinen Stühlen!“ warb IKEA in den 1980ern in Deutschland für wetterfeste Gartenmöbel.
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Seite 4 vom 4. Juli 2019, „Vorsprung durch Versmaß“. Spottgedicht aus dem Jahr 2003 über die Audi Abgas-Manipulation.
- im 28. Asterix-Band Asterix im Morgenland erkundigt sich die Prinzessin bei der Späherin Vluglodsah: „Vluglodsah, Vlugdlodsah, und siehst du nichts dort?“, worauf diese erwidert: „Prinzess, Prinzess, ich seh’ es genau: Die Sonne ist rot und der Himmel blau.“
Literatur
- Brigitte Buberl: Erlkönig und Alpenbraut. Dichtung, Märchen und Sage in Bildern der Schack-Galerie. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Studio-Ausstellung 12) Lipp, München 1989, ISBN 3-87490-621-3.
- Werner-Joachim Düring: „Erlkönig“-Vertonungen. Eine historische und systematische Untersuchung. Bosse, Regensburg 1972 (Notenteil: 1977), ISBN 3-7649-2082-3
- Wilhelm Kühlmann: Die Nachtseite der Aufklärung. Goethes „Erlkönig“ im Lichte der zeitgenössischen Pädagogik (C. G. Salzmanns „Moralisches Elementarbuch“). In: Gesellige Vernunft (1993), S. 145–157
- Ann Willison Lemke: Von Goethe inspiriert. Lieder von Komponistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Kassel 1999
- Hans Lösener: Der Rhythmus des Unheimlichen im Erlkönig. In: Derselbe: Der Rhythmus in der Rede. Niemeyer, Tübingen 1999. S. 113–153.
- Saliou Mbaye: »Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht«. Goethes Erlkönig am Scheideweg zwischen Germanistik und Afrikanistik. In: »Transkulturelle Hermenuetik I«. Vorträge auf Einladung des Walter Benjamin-Lehrstuhls für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Herausgegeben von Michael Fisch und Christoph Schmidt. Berlin: Weidler 2020, S. 249–271. (Beiträge zur transkulturellen Wissenschaft. Band 12.) ISBN 978-3-89693-750-6
- Marita Richter: Das „Erlkönig“-Syndrom. Eine kultur-kriminalistische Studie. Karin Fischer Verlag, 1998, ISBN 3-89514-142-9.
- Robert Stockhammer: Dichter, Vater, Kind. In: Bernd Witte (Hrsg.): Interpretationen. Gedichte von Johann Wolfgang Goethe. Reclam, Stuttgart 1998, S. 97–108.
- Wilhelm Tappert: 54 Erlkönig-Kompositionen. Leo Liepmannssohn, Berlin 1898. (selten)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Johann Gottfried Herder: Erlkönigs Tochter (Dänisch); auch unter dem Titel Herr Oluf bekannt und von Carl Loewe vertont. In: Volkslieder, Zweiter Teil, Zweites Buch, Nr. 27.
- ↑ Erlkönig. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 3: E–Forsche – (III). S. Hirzel, Leipzig 1862, Sp. 906 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Erlkönig auf dwds.de
- ↑ Hannah Berner: »Her Oluf hand rider saa vide«. Stationen der Wanderung einer dänischen Ballade von Herder bis Heine. In: Frank Zipfel (Hrsg.): Fremde Ähnlichkeiten: Die "Große Wanderung" als Herausforderung der Komparatistik. Metzler, Stuttgart 2017, S. 117.
- ↑ Heinz Voigt: Schrieb Goethe in der "Tanne" in Jena den Erlkönig? In: Ostthüringer Zeitung. 14. September 2013, abgerufen am 27. Oktober 2018.
- ↑ Kommentar von Erich Trunz in: Johann Wolfgang von Goethe: Goethes Werke. Band 1. Gedichte und Epen 1. Textkritisch durgesehen und kommentiert von Erich Trunz. C. H. Beck Verlag: München, 1996, 16. Aufl., S. 563–564. ISBN 3-406-08481-8.
- ↑ Jacques Andreas Volland: Die Erle in Sage und Legende. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. S. 6
- ↑ Martina Gollner: Wiedergänger in der skandinavischen Literatur (Memento vom 20. August 2011 im Internet Archive). Diplomarbeit. 2008 S. 78 (PDF; 556 kB)
- ↑ Rüdiger Lautmann: Das Szenario der modellierten Pädophilie (Memento vom 20. Januar 2011 im Internet Archive)
- ↑ Luise Reddemann: Zwischen Schlaf- und Wachzuständen: Von Elben, Druiden, Nachtmaren, Kobolden und anderen Ungeheuerlichkeiten: Alpträume. Vortrag, 21. April 2005, im Rahmen der 55. Lindauer Psychotherapiewochen 2005. S. 12f. (PDF; 66 kB)
- ↑ Beethovens Skizzen zu einer Vertonung WoO 131. Bei The Unheard Beethoven
- ↑ Hsiao-Yun Kung: Carl Loewes Goethe-Vertonungen. Eine Analyse ausgewählter Lieder im Vergleich mit der Berliner Liederschule und Franz Schubert. Tectum, Marburg 2003, ISBN 978-3-8288-8463-2, S. 33.
- ↑ TOI TOI TOI RECORDS: Peter Sebastian - Der Erlkönig (Die Kraft der Emotion). In: Der Erlkönig. TOI TOI TOI RECORDS, 25. Juli 2017, abgerufen am 26. Juli 2017.
- ↑ Offizieller Videoclip v. Roger Mas (2015): El rei dels verns / Der Erlkönig. Siehe dazu auch rogermas.cat, abgerufen am 19. Mai 2018
- ↑ Alligatoah – Alli-Alligatoah. Abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ Text (PDF; 251 kB)
- ↑ Urs Jenny: Ich rieche Menschenfleisch. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1995, S. 198–202 (online – 18. September 1995, über Volker Schlöndorffs deutsch-französisches Filmprojekt „Der Unhold“).
- ↑ Wer knattert so spät durch Nacht und Wind?; auf Ingeb.org, abgerufen am 2. Oktober 2010
- ↑ Der König Erl (Frei nach Johann Wolfgang von Frankfurt) auf der Website der Erbengemeinschaft Heinz Erhardt, abgerufen am 13. April 2013
- ↑ Album „Otto“: König Erl von Otto Waalkes – Text im Original (2002), abgerufen am 2. Januar 2009.
- ↑ Tom Borg: DDR-Witze. BookRix, 2014, ISBN 978-3-7368-0263-6 (google.de [abgerufen am 10. April 2022]).
- ↑ Erlkönig-Interpretation Marco Rimas bei YouTube
- ↑ EAV - Wer riecht so streng... (Songtext). Abgerufen am 15. Februar 2020.
- ↑ Maar, Paul.: Sams in Gefahr. Oetinger, Hamburg 2002, OCLC 57530428, S. 82.
- ↑ „Vorsprung durch Versmaß“ auf faz.net (gebührenpflichtig), vom 4. Juli 2019, abgerufen am 12. November 2019