Film
Deutscher Titel Der goldene Gletscher, Goldfieber
Originaltitel Die Herrgottsgrenadiere
Produktionsland Schweiz / Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1932
Länge 2685 m, 100 Minuten
Stab
Regie Anton Kutter
Drehbuch Anton Kutter und August Kern
Produktion Gefi-Filmgenossenschaft & Münchner Lichtspielkunst AG (Emelka)
Musik Peter Kreuder
Kamera Otto Martini und Gustav Weiß
Schnitt Anton Kutter und Gottlieb Madl
Besetzung
  • Gustav Diessl: Faletti
  • Beni Führer: Wisi
  • Maria Murmann: Johanna, Wisis Braut
  • Stefan Blötzer: Josap
  • Franziska Blötzer: Therese, seine Frau
  • Kurt Horwitz: Direktor Timmler
  • Werner Düby: Boldt, Straßenbau-Ingenieur
  • Willy Braune: Geologe
  • Pfarrer Jossen: Pfarrherr
  • Eligius Rieder: Gemeindepräsident

Die Herrgottsgrenadiere (auch: Goldfieber, Der goldene Gletscher und Ein Tal sucht Gold) war der Titel eines schweizerisch-deutschen Spielfilms, den Anton Kutter 1932 für eine Koproduktion der Genossenschaft Filmdienst (GEFI) Bern und der Münchner Lichtspielkunst AG (Emelka) nach einem Drehbuch, das er zusammen mit August Kern geschrieben hatte, in der Schweiz und in München drehte. Thematisch lehnt er sich – noch vor Sutter’s Gold von James Cruze und dessen diversen Adaptionen – an die frühen Western-Filme an, die vom Goldfieber und seinen Folgen berichten. Er gilt als der erste nationale Schweizer Tonfilm.

Handlung

Mitten in den Bergen rund um das Lötschental liegt ein einsames Dorf, das den Naturgewalten ausgesetzt ist. Die Einwohner erwarten sich vom Bau einer Straße die Erschließung des Ortes und damit eine Verbesserung ihrer armseligen Wirtschaft. Plötzlich wird die Bevölkerung von heller Aufregung gepackt, denn eine internationale Minengesellschaft hat in der Nähe eine Goldader entdeckt und Schürfrechte erworben. Der Strassenbau ist nun vergessen. Vom Goldfieber ergriffen legen alle ihre kärglichen Ersparnisse in Anteilsscheinen an und lassen sich von der Gesellschaft als Arbeiter einstellen. [...] Während unten im Tal die alljährliche Segensprozession mit den Herrgottsgrenadieren stattfindet, zieht ein schweres Gewitter auf. Ein Blitz entzündet den Sprengstoff, und wenig später ist das Bergwerk ein riesiger Trümmerhaufen.

Hintergrund

Der deutsche Titel des Films leitet sich von einem Brauch aus dem Oberwallis her, dem alljährlichen Aufmarsch der so genannten Herrgottsgrenadiere, die am „Sägisunntag“ (Segen-Sonntag) nach Fronleichnam mit ihren roten Uniformen in den Dörfern paradieren. Sie erinnern an Zeiten, in denen Lötschentaler aus Not als Söldner in fremden Armeen in Italien und Frankreich dienten. So eine Segensprozession ist im Film zu sehen.

Die Außenaufnahmen, die Otto Martini und Gustav Weiß fotografierten, entstanden in der Schweiz, im Lötschental im Oberwallis. Die Innenszenen, zu welchen Willy Reiber die Filmbauten erstellte, wurden in München gedreht. Gottlieb Madl und der Regisseur besorgten den Schnitt. Die Produktionsleitung hatte August Kern. Die Filmmusik schrieb und dirigierte Peter Kreuder.

Der Film lag am 15. November 1932 zur Zensur vor. Die Uraufführung für die deutschsprachige Schweiz fand am 5. November 1932 statt. In Deutschland hatte der Film am 22. Dezember 1932 Premiere. Den Verleih für die Schweiz übernahm die „Etna Film Co. AG“, Luzern, jenen für Deutschland die „Bayerische Filmgesellschaft m.b.H. München“. In der deutschsprachigen Schweiz hieß der Film auch Der goldene Gletscher, im frankophonen Landesteil Les grenadiers du bon Dieu, in Deutschland auch Goldfieber. In Österreich kam er als Ein Tal sucht Gold in die Kinos. In Spanien, wo er am 26. Februar 1935 im Kino „Metropol“ zu Barcelona herauskam, lief er unter dem Titel La codicia del oro. Am 24. Juni 1935 wurde er in Madrid im Kino „Figaro“, am 27. Januar 1937 im „Pathé Cinéma“ zu Sevilla aufgeführt. Der Film wurde nach dem Zweiten Weltkriege (1946) von der Naturfilm Hubert Schonger KG als Der goldene Gletscher wieder in die Kinos gebracht.

Rezeption

Mit dem Übergang zum Tonfilm nahm die Schweizer Filmlandschaft nur langsam Formen an. Mit dem Film Wie d’Warret würkt (1933) entstand eine der ersten wirklich einheimischen Spielfilme, gedreht in schweizerdeutschem Dialekt. Weitere Produktionen wie Die Herrgottsgrenadiere (1933) von August Kern und Jä-soo! (1935) von Leopold Lindtberg folgten.

Ein zeitgenössisches Filmplakat trägt u. a. den Text: „Dass in einem landschaftlich so bevorzugten Lande wie die Schweiz schon mancher stumme und auch mancher tönende Film gedreht worden ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Weniger bekannt aber wird es sein, dass es bisher noch keinen Tonfilm gab, der eine rein schweizerische Handlung enthielt, und von einer schweizerischen Produktionsfirma mit ausschliesslich schweizerischem Kapital aufgenommen wurde.“

„Goldfund im Wallis – dies ist das Thema des ersten Schweizer Tonfilms. Mit dem Goldfund hält auch die Zwietracht im Lötschtal Einzug. In einen Kulturfilm über altes Brauchtum im Lötschental ist eine naive Spielhandlung verflochten. Holzschnittartiges Laienspiel, das durch seinen schlichten Realismus eine eigenartig starke Wirkung erzielt.“

„Der Film, dessen Handlung gemächlich und bescheiden ist, wird ein wenig überwältigt durch die Landschaft, als ob sie den ersten Platz in dem Werk zugestanden bekommen habe. In der Tat verdient die natürliche Szenerie alle Ehren wegen der beeindruckenden Majestät, mit der ihr Anblick die Stimmung der Zuschauer überwältigt. Die Photographie ist wundervoll und widerspiegelt mit ihrer erlesenen Kunst die Großartigkeit des Panoramas, die Arten von Landschaft, und in einigen Szenen, sehr verhalten, das religiöse Brauchtum. Gleichermaßen bewundernswert ist die Klangfülle der Vertonung und die Schauspielkunst, vor allem die von Gustav Diessl.“

Literatur

  • Braucharchiv Lötschental: Herrgottsgrenadiere. bei loetschentalermuseum.ch
  • Jürg Frischknecht, Thomas Kramer, Werner Schweizer: Filmlandschaft: Engadin, Bergell, Puschlav, Münstertal. Verlag Bündner Monatsblatt, 2003, S. 81.
  • Goldfieber. In: Illustrierte Film-Bühne. (Deutschland), Nr. 324, München 1946, S. 4.
  • Gerlinde Haid, Hans Haid (Hrsg.): Brauchtum in den Alpen: Riten, Traditionen, lebendige Kultur. Verlag Rosenheimer, 1994, ISBN 3-475-52800-2, S. 17–18, 259.
  • Ulrich J. Klaus: Deutsche Tonfilme: Filmlexikon der abendfüllenden Deutschen und deutschsprachigen Tonfilme nach ihren deutschen Uraufführungen. Band 3: Deutsche Tonfilme: Jahrgang 1932. Klaus-Archiv, 1990, ISBN 3-927352-02-0.
  • Helmut Korte: Der Spielfilm und das Ende der Weimarer Republik: ein rezeptionshistorischer Versuch. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 1998, ISBN 3-525-20714-X, S. 464, 496–497.
  • Thomas Kramer, Martin Prucha: Film im Lauf der Zeit: 100 Jahre Kino in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2. Ausgabe. Verlag Carl Ueberreuter, 1994, ISBN 3-8000-3516-2, S. 180, 283.
  • La codicia del oro. Bei: Montaña de Ficción. 3. Juli 2012.
  • Guido Magnaguagno, Albert Lutz: Dreissiger Jahre Schweiz, ein Jahrzehnt im Widerspruch. Ausstellung, Kunsthaus Zürich, 30. Oktober 1981 bis 10. Januar 1982. Katalog. Kunsthaus Zürich, Zürich 1981, S. 17, 407 f.
  • Thomas Meyer: Augenblicke für das Ohr. Musik im alten Schweizer Film. Facetten einer wenig beachteten Kunst. (= Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich. Band 183). Kommissionsverlag Hug, Zürich 1999, S. 18, 29.
  • Herbert Spaich: Von Atlantis bis Urania: Filmtheater in Baden-Württemberg; eine Kinoreise. Verlag Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg /Filmförderung, 2003, ISBN 3-88350-061-5, S. 37.
  • Rudolf Schwarzenbach: Die Stellung der Mundart in der deutschsprachigen Schweiz: Studien zum Sprachbrauch der Gegenwart (= Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung. Band 17). Verlag Huber, Frauenfeld 1969, S. 371, 378.
  • Schweizerisches Filmzentrum (Hrsg.): Vergangenheit und Gegenwart des Schweizer Films (1896 bis 1987): eine kritische Wertung. Verlag Schweizerisches Filmzentrum, 1987, S. 43–44.
  • Werner Wider, Felix Aeppli: Der Schweizer Film 1929–1964. Band 1: Darstellung. Limmat Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-85791-034-8, S. 60, 81, 90.
Abbildungen
  • Kinoplakat Entwurf: Engelhardt.
  • Kinoplakat des Luzerner Kinos “Flora”
  • Goldfieber (Herrgottsgrenadiere) Plakat, verwendet für die (Video-) “Edition Classic” der Praesens Film Zürich in der Reihe »Der gute Schweizer Film«
  • Plakat der Schongerfilm KG zur Wiederaufführung 1946 [Quelle: DIF]
  • Der goldene Gletscher Illustrierter Film-Kurier Nr. 1859, Jahrgang 1932
  • Der goldene Gletscher Illustrierter Film-Kurier Nr. 534, Jahrgang 1932
  • Der goldene Gletscher Filmszene: Bergsteiger an einem Eishang aus 'Der goldene Gletscher' (Alternativtitel: 'Die Herrgottsgrenadiere') [Quelle: Timeline Classics]

Einzelnachweise

  1. vgl. Loetschen.de
  2. vgl. Plakat des Luzerner Kinos „Flora“, wo es heißt: Keine Kulissen, keine Eisbauten, keine Vorspiegelung falscher Tatsachen, sondern: Echtes teures Heimatland! – Es ist das Schönste und Erhabenste, was wir Ihnen zeigen können.
  3. Klaus: Deutsche Tonfilme. 3, 1990, S. 86.
  4. vgl. Georg Weindl: Die Herrgottsgrenadiere des Lötschentals. In: FAZ. 3. März 2004.
  5. vgl. IMDb/Releaseinfo
  6. IMDb/literature
  7. Die frühen Jahre des Schweizerfilms. Kino im Schlosshof
  8. vgl. Plakat des Luzerner Kinos „Flora“, Text bei Loetschen.de
  9. worldcat.org
  10. Kritik aus: ABC Sevilla, 28/01/1937: Pathé: «La codicia del oro»
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