Dirck Jansz Graeff, auch Diederik Jansz Graeff, Herr von Vredenhof und Valckeveen (* 1532 in Amsterdam; † 27. Juli 1589 ebenda) war ein Patrizier, Großhändler, Reeder, Politiker und Großgrundbesitzer. Er war weiters ein Mitglied der Reformierten Kirche, Unterstützer der Geusen und der protestantisch gesinnten Gemeinschaft der Großhandelskaufleute sowie ein Vertrauter von Wilhelm I. von Oranien (Wilhelm der Schweiger). Dirck Jansz Graeff war der erste regierende Amsterdamer Bürgermeister aus dem Haus De Graeff, und legte damit den Grundstock für eine der großen Regentdynastien des Goldenen Zeitalters der Niederlande.

Biografie

Herkunft und Familie

Dirck Jansz war der dritte Sohn des Patriziers Jan Pietersz Graeff (1512–1553) und der Stein (Stijntje) Braseman. Er wurde im „Huis De Keyser“ (benannt nach der außerhalb des Gebäudes angebrachten „Keizerskroon“) geboren. Sein Vater war als Großhandelskaufmann tätig, welcher mit seinen Waren in Antwerpen, dem damaligen Stapelplatz für englische Leinen, handelte. Als Jan Pietersz Graeff sich als Händler in Nordbrabant festigen wollte, intervenierten dessen Söhne für seine baldige Rückkehr nach Amsterdam. Dort wurde er zum Mitglied der patrizischen Stadtregierung benannt. Er erfüllte im Jahre 1542 seine Funktion in der Vroedschap und im darauffolgenden Jahr das Amt eines Schepen. Dirck Jansz Graeff war zwei Mal verheiratet, zuerst mit Agniet Pietersdr van Neck, Tochter des Pieter van Neck, und danach mit Teuwt Jansdr Cat, sie war eine Tochter des Amsterdamer Bürgermeisters Jan Claesz Cat. Aus seiner ersten Ehe hatte Graeff fünf Kinder, aus seiner zweiten Ehe folgten keine weiteren Kinder mehr nach:

  1. Weyntje Dircksdr (de) Graeff, verheiratet mit Jacob Andriesz. Boelens († 1621)
  2. Jan Dircksz Graeff († 1627) – verstarb auf seinem Landsitz Vredenhof bei Voorschoten
  3. Jakob Dircksz de Graeff (1570–1638) – Regent von Amsterdam, Vrijheer der Hohen Herrlichkeit Zuid-Polsbroek
  4. Pieter Dircksz Graeff (1573–1645) Im Jahre 1613 reiste er nach Palästina und besuchte das Heilige Grab in Jerusalem. Er verbrachte einen Teil diese Reise auch in Begleitung des Schweizers Wundarztes und Ägypten-Reisenden Hans Jakob Ammann. Im Gegensatz zu seiner Familie war Pieter dem katholischen Glauben zugetan. 1620 kam er in Besitz der Herrlichkeit und des Schlosses Engelenburg. 1627 erbte er den Landsitz Vredenhof von seinem älteren Bruder Jan Dirksz Graeff. Er übernahm dadurch den silbernen Schwan / die silbernen Schwäne des Vredenhofes anstatt der Falken. Er lebte und verstarb unverheiratet am Amsterdamer Fluweelenburgwal.
  5. Cornelis Dircksz Graeff, „schepen“ van Dorp; verheiratet mit N. N. Vercroft (van Crocht)

Einer von Graeffs weiteren Verwandten war sein Cousin Jacob Claesz Bas, nach der Alteratie von Amsterdam 1578 gleichfalls Bürgermeister von Amsterdam.

Wappen

Dirk Jansz Graeff führte neben seinem Stammwappen zwei weitere Wappenvarianten.

  • Das Stammwappen zeigt auf der einen Seite die silberne Schaufel auf rotem Grund der Herren von Graben und andererseits einen silbernen Schwan auf blauem Grund, der von dem Geschlecht De Grebber aus dem Waterland herrühren soll.
  • Variante I: Nach der Heirat mit seiner ersten Ehefrau Agniet Pietersdr van Neck führte er ihr zu Ehren einen silbernen Falken mit einer roten Haube auf blauem Grund. Sein Wappen war wie folgt: Feld I ein silberner Spaten auf rotem Grund, und Feld II ein rotbekappter silberner Falke auf blauem Grund. Der Ursprung dieses Falken liegt in seinem Landgut in Gooiland, das er zu Ehren seiner Ehefrau Valckeveen (dem späteren Landsitz Valckenburg) nannte.
  • Variante II: Nach dem Erwerb der herrlichen Rechte des Gutes Vredenhof im Jahr 1581 führte er erneut einen Schwan – den von Vredenhof – in seinem Wappen, das nun geviert wurde, wobei die Felder 1 und 3 die Schaufel zeigen, und 3 und 4 den Schwan. In Vredenhof hatte das Geschlecht unter anderem das grundherrliche Privileg Schwäne zu züchten inne. Dieses Wappen vererbte er an seinen ältesten Sohn Jan Dircksz Graeff (?–1627) weiter, währenddessen sein zweitältester Sohn Jacob Dircksz de Graeff das gevierte Wappen mit den Schaufeln und Falken führte.

Politische, wirtschaftliche und soziale Ambitionen

Dirck Janz Graeff führte gemeinsam mit seinem Bruder Lenaert Jansz de Graeff einen florierenden Eisenhandel im „Huis De Keyser“ auf dem Damrak. Die Gebrüder waren wichtige Mitglieder der Reformierten Kirche. Er gehörte gemeinsam mit seinen Brüdern Lenaert und Jacob Jansz Graeff zu den „70 aanzienlijke en vermogende Amsterdammers“ (70 angesehensten und vermögendsten Amsterdamer). Diese Gruppe verfasste 1564 einen Beschwerdebrief an die habsburgische Landvögtin Margarethe von Parma, in dem sie den Missbrauch in der Zusammensetzung der Amsterdamer Stadtverwaltung und Rechtsprechung beklagten. 1566 hatte die protestantisch gesinnte Gemeinschaft der Großhandelskaufleute um Graeff, Jan Jacobsz Bal Huydecoper van Wieringen, Jacobsz Reael, Adriaan Pauw und Cornelis Hooft die gesellschaftliche Führung innerhalb der Stadt Amsterdam übernommen um diese nach der Alteratie von Amsterdam im Jahre 1578 auch in politischem Sinne innezuhaben.

Graeff genoss weitershin auch die Freundschaft von Wilhelm I. von Oranien, genannt Wilhelm der Schweiger, dessen politische Motive und Ziele betreffs der Loslösung von Spanien und der Religionsfreiheit auch er vertrat. Als ihm der Fürst im Krisenjahr 1567 in seinem Amsterdamer Stadthaus „De Keyser“ einen Besuch abstattete, besprachen sich die beiden ausführlich über die Belange von Stadt und Land. In Graeffs Haus wurden zu dieser Zeit auch Verträge zwischen den führenden Katholiken und den Geusen abgeschlossen. 1568 unterzeichneten die vier Amsterdamer Bürgermeister und die Vertreter der religiösen Gruppierungen ebendort einen Vertrag. Da Graeff aber auch viele andere politische Beratungen führte, wurde die Gefahr von Seiten der Spanier für ihn immer größer. Es dauerte aber lange, bis er sich entschließen konnte, seine Heimatstadt zu verlassen. 1572 schließlich konnte er sich für die Auswanderung entscheiden. Er emigrierte gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen fünf Kindern aus religiösen Gründen nach Emden.

1576 war Dirck Jansz Graeff gemeinsam mit Pieter Pietersz Bicker als Delegierter der niederländischen Generalstaaten in Hamburg und Bremen tätig, wobei er für die niederländische Regierung ein Darlehen von 600.000 Gulden aufnehmem konnte. Er verbrachte darauf einige Zeit in Hoorn, um im Jahre 1578 – nach der „Alteratie von Amsterdam“ – in seine Heimatstadt zurückzukehren. Noch im selben Jahr wurde Graeff – auch auf Wunsch seines Freundes Wilhelm von Oranien hin – zum ersten neuen Bürgermeister Amsterdams ernannt. In diesem Jahr war er gemeinsam mit dem noch im selben Jahr verstorbenen Adriaen Pauw für die Geschicke der Stadt verantwortlich. Eine Freundschaft verband ihn auch mit Cornelis Andriesz Boelens Loen, dem späteren Schwiegervater seines Sohnes Jakob Dircksz de Graeff.

Da ihm die zusätzlichen Aufgaben als Bürgermeister schwerfielen, schlug Graeff eine weitere Ernennung aus und übersiedelte im Sommer des Jahres 1580 nach Haarlem. Aber schon im nächsten Jahr kehrte er nach Amsterdam zurück, und war erneut Teil der Stadtregierung. Im selben Jahr hatte Graeff erneut Wilhelm von Oranien in seinem Haus „De Keyser“ zu Gast. Graeff war darüber hinaus ein reicher Schiffsreeder, der an der Fahrt von über 100 Handelsschiffen beteiligt war, mittels diesen er hauptsächlich mit Portugal Handel führte. In den Jahren 1584/1585 war Graeff mit einem Vermögen von 140.000 Gulden der reichste Einwohner Amsterdams. Er investierte sein Vermögen in den Kauf eines großen Landsitzes, Vredenhof genannt, in der Nähe von Voorschoten. Gemeinsam mit Jan Jacobsz Bal Huydecoper van Wieringen, Frans Hendricksz Oetgens van Waveren und Hendrick Hudde galt Graeff als der größte Landbesitzer des Amsterdamer Patriziats. Das durch die spanischen Truppen verwüstetes Landgut Vredenhof wurde nach seinem Tod im Jahre 1589 von seinem Sohn Jan Dirksz Graeff vollständig revitalisiert. Dirck Jansz Graeffs Gebeine wurden zur Mitte des 17. Jahrhunderts in das Familiengrab in der Amsterdamer Oude Kerk überführt.

Trivia

Dirck Jansz Graeff ist eine Figur im historischen Roman Krone der Welt von Sabine Weiß.

Information

Die Daten zu diesem Artikel wurden aus der seit 2006 bestehenden Graeff Forschung von Matthias Laurenz Gräff übernommen.

Literatur

  • P. de Graeff Gerritsz., Dirk de Graeff van Polsbroek: Genealogie van de familie De Graeff van Polsbroek. Amsterdam 1882.
  • J. H. De Bruijn: Genealogie van het geslacht De Graeff van Polsbroek 1529/1827.
  • Hajo Brugmans: Geschiedenis van Amsterdam. 1973.
Commons: Diederik Janszoon Graeff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nederland's Adelsboek (1993) Band 83, Seite 429
  2. 1 2 3 4 5 Dirk Jansz Graeffs Biografie im Biographisch woordenboek der Nederlanden. Deel 7 (1862)
  3. Israel, J.: The Dutch Republic, Its Rise, Greatness, and Fall 1477–1806. 1995, S. 159.
  4. Stamboom van Jan Pieterszoon de Graeff
  5. Nederlands adelsboek 1914. S. 14 (Textarchiv – Internet Archive).
  6. Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 2: Jan Pietersz Graeff
  7. Voorouders (en nakomelingen) van Dirck Janszoon de Graeff
  8. Joost Van den Vondel: Al de dichtwerken. Naar tijdsorde gerangschikt en in de … Band 2. Roelants, Schiedam 1866, S. 645 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  9. 1 2 3 4 5 6 7 8 Dirk Jansz Graeffs Biografie im Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 2 (1912)
  10. Reiß in das Gelobte Land… Hardmeyer, Zürich 1618 (online).
  11. Buitenplaatsen in de Gouden Eeuw: De rijkdom van het buitenleven in de Republik. Herausgegeben von Y. Kuiper, Ben Olde Meierink, Elyze Storms-Smeets, Seite 83 (2015)
  12. In älteren Quellen findet die Erwähnung statt, dass Pieter Graeff (* 1450/60) ein Sohn des sich 1476/1483 in Holland befindlichen Wolfgang von Graben († 1521), entstammend aus dem den Meinhardinern entsprungenem krainischen Uradelsgeschlecht der Von Graben, war. Artikel über das Geschlecht De Graeff in dem Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek (DBNL), Deel 2 Jener Pieter Graeff war der Großvater von Dirck Jansz Graeff gewesen. Diverse Quellen bezweifeln diese Herkunft. [S.A.C. Dudok van Heel: Van Amsterdamse burgers tot Europese aristocraten. Band 2, 2008, S. 974] Das Geschlecht De Graeff führt noch heutzutage das Graben-Wappen in dem Ihrigen.
  13. "De wapens van de magistraten der stad Amsterdam sedert 1306 tot 1672", Band 1, S. 94. Von Pieter Anthony Johan van den Brandeler
  14. Heraldieke bibliotheek: tijdschrift voor wapen-, geslacht-, zegel ..., Bände 1-2, Seite 200
  15. werken van Vondel in verband gebracht met zijn leven ..., Band 12, Seite 245, von Joost van den Vondel, herausgegeben durch Jacob van Lennep (1869)
  16. Joost van den Vondel.: De werken van Vondel in verband gebracht met zijn leven, en voorzien van … 12. Band. Binger, Amsterdam 1896, S. 245 und 246 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Benjamin Roberts: Through the keyhole: Dutch child-rearing practices in the 17th and 18th century. Uitgeverij Verloren, Hilversum 1998, ISBN 90-6550-586-5, S. 51 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Jakob van Lennep: De werken van Vondel. 3. Band. Binger, Amsterdam 1857, S. 467 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  19. Kroniek van de Historisch Genootschap. Bände 11–12. Kemink, Utrecht 1855, S. 139 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  20. Kroniek van de Historisch Genootschap. Bände 11–12. Kemink, Utrecht 1855, S. 135 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  21. S.A.C. Dudok van Heel-Van Amsterdamse burgers tot Europese aristocraten, Band 22008, Seite 974
  22. Het Huis te Ilpendam en deszelfs voornaamste Bezitters.
  23. De werken van J. van den Vondel. Bände 19–20. S. 85/86 (Digitalisat in der Google-Buchsuche; Vondels Gedicht auf Boelens und eine Kurzbiografie desselbigen)
  24. Joost van den Vondel, Jakob van Lennep: De werken van Vondel, in verband gebracht met zijn leven, en voorzien van … 3. Band. Binger, Amsterdam 1857, S. 468 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  25. I.H. Eeghen: De restauratie van Herengracht 77. In: Maandblad Genootschap Amstelodamum (1968) S. 235.
  26. Clé Lesger: Handel in Amsterdam ten tijde van de Opstand: kooplieden, commerciële … Uitgeverij Verloren, Hilversum 2001, ISBN 90-6550-686-1, S. 171 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  27. De Oude Kerk: Familiegraf De Graeff (Memento vom 21. Oktober 2010 im Internet Archive)
  28. Krone der Welt von Sabine Weiß
  29. Graeff Forschung, est. 2006
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