Johann Georg Dillis, ab 1808 von Dillis (auch Maximilian Johann Georg von Dillis; * 26. Dezember 1759 in Grüngiebing; † 28. September 1841 in München), am 19. Mai 1808 in den persönlichen Adelsstand erhoben, war ein deutscher Maler, der vor allem für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens und seine Reiseskizzen bekannt ist. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Zeit um 1800 und gilt als wichtigster Vertreter der sogenannten Münchner Schule.
Leben und Werk
Dillis wurde als erstes Kind einer Förstersfamilie geboren und schloss 1775 das heutige Wilhelmsgymnasium München ab. Anschließend absolvierte er am Lyzeum München das obligatorische Grundstudium (= Philosophie), dann begann er dort das Theologiestudium, das er ab 1779 an der Universität Ingolstadt fortsetzte. 1782 wurde er in Ingolstadt zum Priester geweiht. Schon bald jedoch wollte er sich verstärkt der Malerei widmen.
Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war er vorwiegend damit beschäftigt, in deutschen Adelshäusern (Familien der Grafen von Salern, von Baumgarten, von Nogarola und Oberndorf von Seinsheim und der Freiherren von Aretin und von Stengel, von Posch und von Käser) Malunterricht zu erteilen; später wurde es ihm dank Empfehlungen möglich, junge deutsche und englische Adlige auf Reisen in den Mittelmeerraum zu begleiten, was seiner Entwicklung als Maler zugutekam. Mit dem bayerischen Kronprinzen Ludwig unternahm Dillis mehrere Reisen nach Italien, insbesondere Rom und Sizilien. Auf diesen Reisen fertigte Dillis zahlreiche Aquarellskizzen an, die als Studien für spätere Veduten in Öl gedacht waren. Für das heutige Auge jedoch wirken die Skizzen und Studien, durch ihre Ausschnitthaftigkeit und Dillis’ vollendete Farb- und Formensprache, viel moderner als seine vollständig ausgearbeiteten Veduten.
Eine der Inspirationen für Dillis’ Werk waren die idealen Landschaften von Claude Lorrain, auf die Dillis in seinen Skizzen mehrfach Bezug nimmt. Des Weiteren fertigte Dillis etwa 150 Wolkenstudien mit Kreide auf blauem Grund an, der damaligen Begeisterung für dieses Sujet nach Einführung der Wolkenklassifikation durch Luke Howard folgend. Im Auftrag König Ludwigs I. fertigte Georg von Dillis 1827 eine Porträtkopie des Monarchen für dessen frühere Erzieherin Louise Weyland in Mannheim.
Zu seiner Zeit war Dillis als Maler praktisch unbekannt. 1790 war er als kurfürstlicher Bilder-Galerie-Inspector verbeamtet worden und avancierte 1822 zum königlichen „Central-Gallerie-Direktor“, wodurch er zeitgenössische Prominenz erlangte. Sein Wirken hier ist der Nachwelt am bekanntesten durch die Konzeption der Alten Pinakothek in München, bei der sich Dillis unter anderem vom Louvre inspirieren ließ. Zwischen 1808 und 1814 war er Professor für Landschaftsmalerei an der Münchner Akademie. Über die Verwaltungstätigkeit und den Zeitmangel für künstlerische Aktivitäten beklagte er sich zunehmend. Einige seiner Landschafts- und Portraitgemälde gehören seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Sammlungsbestand der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München.
Die Grabstätte von Dillis befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 13 – Reihe 2 – Platz 23) Standort .
- Schleusenanlage am Dreimühlenbach
- Schloss Harlaching, ca. 1790
- Jungfernturm, 1796
- Praterinsel, nach 1800
- Skizze: Salinen Forstmeister, Ruhpolding, 1820er (verm. Bruder Joseph Dillis)
Museen (Auswahl)
Ausstellungen (Auswahl)
- Neue Pinakothek, München, Retrospektive zum 150. Todestag, 29. November 1991 – 9. Februar 1992, anschließend im Albertinum (Dresden), 1. März 1992 – 3. Mai 1992
- Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München, Johann Georg von Dillis (1759-1841) – Die Kunst des Privaten, 6. September – 30. November 2003
- Hamburger Kunsthalle, 14. Juni bis 12. September 2004
- Schwindkirchen, Wolfgang-Meier-Haus, Dillis-Festwoche zum 250. Geburtstag, 17. bis 25. Oktober 2009.
- Museum Georg Schäfer, Schweinfurt: Die Kunst selbst ist Natur. Johann Georg von Dillis 1759–1841, 22. Januar – 23. April 2017
Ehrung
- 1840: Kreuz des Ludwigsordens zum 50-jährigen Dienstjubiläum
Literatur
- Balthasar Speth: Erinnerungen an Johann Georg von Dillis, München 1844 (Digitalisat).
- Marggraff: Dillis, Johann Georg von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 229–237.
- Margarete Braun-Ronsdorf, Ulrich Christoffel: Dillis, Maximilian Johann Georg von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 720 f. (Digitalisat).
- Waldemar Lessing: Johann Georg von Dillis. Als Künstler und Museumsmann 1759–1841. Bruckmann, München 1951.
- Richard Messerer: Georg von Dillis. Leben und Werk, in: Oberbayerisches Archiv 84, 1961, S. 7–186.
- Richard Messerer (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Ludwig I. von Bayern und Georg von Dillis 1807–1841. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1966 (Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte, Band 65).
- Lorenz Maier: Dillis, Georg (Maximilian Johann Georg) von. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 143 f. (Digitalisat).
- Christoph Heilmann (Hrsg.): Johann Georg von Dillis. 1759–1841. Landschaft und Menschenbild. Prestel, München 1991.
- Barbara Hardtwig: Johann Georg von Dillis (1759–1841). Die Kunst des Privaten. Zeichnungen aus dem Nachlass des Historischen Vereins von Oberbayern. Ausstellungskatalog Lenbach-Haus München. Wienand, Köln 2003.
- Christiane Schachtner: „Tag und Nacht reisefertig...“ Die Reiseskizzenbücher des Münchner Künstlers und Galeriedirektors Johann Georg von Dillis (1759–1841). Ästhetische und epistemische Prozesse des Zeichnens und Schreibens auf Reisen. Eos, St. Ottilien 2014.
- Kreisverein für Heimatschutz und Denkmalpflege im Landkreis Erding (Hrsg.): Johann Georg von Dillis: Familie – Leben – Schaffen, Präbst, Dorfen 2015.
- Die Kunst selbst ist Natur. Johann Georg von Dillis 1759–1841. Gemälde und Zeichnungen in der Sammlung des Museums Georg Schäfer, Ausstellungskatalog, Konzept und Bearbeitung: Karin Rhein, Schweinfurt: Museum Georg Schäfer 2017.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Information (Memento des vom 9. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. des Lenbachhauses, München.
- ↑ Barbara Hardtwig bei froelichundkaufmann.de Zitat aus dem Katalog der Sonderausstellungen 1991, 1992.
- ↑ Max Leitschuh: Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München, 4 Bde., München 1970–1976; Bd. 3, S. 148.
- ↑ Testimonium publicum profectus eorum, qui in Electorali Lyceo, et utroque Gymnasio Momacensi scientiis et artibus liberalibus praestantem navarunt operam. München 1776.
- ↑ Götz Frh. v. Pölnitz: Die Matrikel der Ludwig Maximilian Universität, München 1939 ff.
- ↑ K. Schottenloher: Die Bayern in der Fremde. München 1950.
- ↑ Andreas Andersen, Josef Eduard Wessely: Die deutschen Maler-Radirer, peintres-gravenrs, des neunzehnten Jahrhunderts, nach ihren Leben und Werken, dritter Band, Leipzig 1869, S. 139.
- 1 2 3 Monika Goedl: Avantgardist in Bayern, Die Zeit, 10. Januar 1992, zeitonline.
- 1 2 Margarete Meggle-Freund: Romantische Landschaften, Text zu Ausstellungseröffnung, Landsberg, 2010.
- ↑ Wolkenstudie | Hamburger Kunsthalle. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- ↑ „Briefwechsel zwischen Ludwig I. von Bayern und Georg von Dillis 1807-1841“, Beck Verlag, 1966, Seite 653; Ausschnitt aus der Quelle.
- ↑ Homepage Lenbachhaus. Abgerufen am 8. April 2019.
- ↑ Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern, 1824 books.google.de; Trivia: Joseph Dillis erlangte als Verantwortlicher für die Erlegung des letzten Bären Deutschlands mediale und jagdhistorische Bekanntheit.
- ↑ Eintrag auf artcyclopedia.com.
- ↑ Irene Netta, Ursula Keltz: 75 Jahre Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Hrsg.: Helmut Friedel. Eigenverlag der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München 2004, ISBN 3-88645-157-7, S. 232.
- ↑ Leben und Werk von Johann Georg von Dillis. Der geniale Zeichner ist im Lenbachhaus zu entdecken. Chiemgauer Blätter, Jahrg. 2003, 28. September 2003.