Dire Dawa
ድሬዳዋ

Stadtzentrum
Wappen Flagge
Staat: Athiopien Äthiopien
Region: Dire Dawa
Gegründet: 1902
Koordinaten:  36′ N, 41° 52′ O
Höhe: 1.276 Meter ü.d.M.
 
Einwohner: 285.000 (2016)
Zeitzone: EAT (UTC+3)
Telefonvorwahl: (+251) 25
 
Website:
Dire Dawa

Dire Dawa (amharisch ድሬዳዋ Dǝredawa; Oromo Dirre Dhawaa oder Dirre Dawaa; auch Dire Daua, Diredaua) ist eine der größeren Städte (zeitweise die zweitgrößte) in Äthiopien. Sie liegt im Nordosten des Landes an der Bahnstrecke von Addis Abeba nach Dschibuti-Stadt. Politisch hat sie den Status einer unabhängigen Stadt.

Geschichte

Die Stadt entstand im Zusammenhang mit dem Bau der Bahnstrecke von Addis Abeba nach Dschibuti-Stadt. Die Strecke sollte ursprünglich über die im Hochland gelegene traditionsreiche Stadt Harar führen. Dire Dawa sollte hingegen ein Reparatur- und Inspektionsstandort werden. Aus diesem Grund wurden Ingenieure und Facharbeiter aus Frankreich und Italien hier im Jahr 1897 angesiedelt. Da die Kosten während der Bauphase der Bahnlinie in die Höhe schnellten, entschied man sich für die günstigere Variante eines Streckenverlaufs am Fuße der Berge durch die Wüste, und Dire Dawa wurde als Verwaltungssitz der Bahnlinie errichtet. Die Stadt wurde teilweise gitterförmig, mit rechtwinkligen Häuserblöcken, geplant und 1902 gegründet. Sie ist in dieser Form einzigartig in Äthiopien. Der Fluss Dechatu teilt die Stadt in den älteren südlichen und den jüngeren nördlichen Teil.

1938 lebten rund 20.000 Menschen in Dire Dawa, von denen 3500 Europäer waren (3000 Italiener, 290 Griechen, 110 Franzosen). 1965 waren laut offiziellen Statistiken 23 % der in Dire Dawa lebenden Männer und 26 % der Frauen in der Stadt geboren. 1967 wurden 50.733 Einwohner gezählt, von denen 50 % Amharisch als Muttersprache hatten, 51 % Christen und 46 % Muslime waren. 66,8 % waren Analphabeten. Nach der Revolution von 1974 verließen etliche Europäer, jemenitische Araber und Inder die Stadt, und die griechische und armenische Kirche wurden aus Mangel an Mitgliedern geschlossen.

Im Ogadenkrieg 1977/78 konnte die äthiopische Regierung die Stadt halten, doch die Eisenbahnstrecke wurde während der somalischen Invasion beschädigt und blieb ein Jahr lang geschlossen. Bis 1987 hatte sich die Einwohnerzahl auf 107.150 mehr als verdoppelt. 1987–1991 war Dire Dawa Hauptstadt der Autonomen Region Dire Dawa, durch deren Einrichtung die wirtschaftlich bedeutende Stadt von Sezessionsbestrebungen der Somali abgeschirmt werden sollte. Am 31. Mai 1991 nahm die EPRDF Dire Dawa ein, wobei rund 100 Menschen umgekommen sein sollen. Am 7. Juli desselben Jahres kam es nach einer großen Demonstration der Oromo zu Ausschreitungen gegen Issa-Somali.

Nach der Neuordnung der Verwaltungsgliederung Äthiopiens 1991, mit der ethnisch definierte Regionalstaaten geschaffen wurden, wollten die Somali Dire Dawa zu ihrer Regionalhauptstadt machen. Sie wurden aber von der Zentralregierung angewiesen, eine andere Hauptstadt zu wählen, da auch die Oromo-Region Oromia Anspruch auf diese Stadt erhob. Später wurde Dire Dawa eine unabhängige Stadt wie die Landeshauptstadt Addis Abeba.

1994 waren 48 % der Bevölkerung Oromo, 28 % Amharen und 14 % Somali. 63,2 % waren Muslime.

Gegenwart

Politisch bleibt die Stadt zwischen den benachbarten Regionen Somali und Oromia umstritten.

Bei den Parlamentswahlen in Äthiopien 2005 gingen die zwei Sitze von Dire Dawa im nationalen Parlament an die Somali People’s Democratic Party (SPDP), die mit der regierenden Koalition EPRDF verbunden ist, und an das oppositionelle Bündnis Qinijit. In den Lokalwahlen 2008 gewann die SPDP 2008 74 Sitze (von 189) in 16 (von 63) Kebeles, während die EPRDF 114 Sitze in 47 Kebeles erhielt.

Das Gebiet um die Städte Dire Dawa, Harar und Jijiga bildet, nicht zuletzt wegen seiner relativen Nähe zu den internationalen Häfen von Dschibuti und Berbera in Somaliland, nach der Metropolregion der Hauptstadt Addis Abeba den zweitwichtigsten ökonomischen Ballungsraum Äthiopiens. Dire Dawa verfügt über einen Flughafen.

Bevölkerung

Gemäß Volkszählung von 2007 waren von den 342.827 Einwohnern 46,08 % (157.991) Oromo, 24,24 % (83.114) Somali, 20,09 % (68.887) Amharen und 4,54 % (15.554) Gurage. 70,9 % der Bevölkerung waren Muslime, 25,65 % äthiopisch-orthodoxe Christen. 32,5 % lebten in ländlichen Gebieten.

2005 besuchten 54,8 % der Kinder in Dire Dawa (60,6 % der Jungen, 48,7 % der Mädchen) eine Primarschule, 38,2 % (45,4 % Jungen, 31,4 % Mädchen) besuchten eine Schule auf Sekundarstufe. Damit hat die Stadt die zweithöchsten Einschulungsraten nach Addis Abeba.

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand.

Jahr Einwohner
1984 98.104
1994 164.851
2007 233.224
2015 285.000

Söhne und Töchter der Stadt

Klimatabelle

Dire Dawa
Klimadiagramm
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_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: National Meteorological Agency of Ethiopia; wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Dire Dawa
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 28 30 32 32 34 35 33 32 33 32 29 28 Ø 31,5
Mittl. Tagesmin. (°C) 22 23 25 26 27 28 27 26 26 25 23 22 Ø 25
Niederschlag (mm) 25 35 65 105 45 25 90 125 65 25 15 10 Σ 630
Regentage (d) 2 4 7 10 6 5 11 14 10 5 3 1 Σ 78
Luftfeuchtigkeit (%) 55 56 55 55 47 44 50 53 52 45 49 51 Ø 51
T
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Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: National Meteorological Agency of Ethiopia; wetterkontor.de
Commons: Dire Dawa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Population Projection of Ethiopia from all Regions at Wereda Level for 2014-2017. Zentrale Statistikagentur (Äthiopien), archiviert vom Original am 17. Oktober 2015; abgerufen am 25. August 2016 (englisch, amharisch).
  2. Catherine Griefenow-Mewis, Tamene Bitima: Lehrbuch des Oromo. 1994, ISBN 978-3-927620-05-6
  3. 1 2 3 4 Local History in Ethiopia (Memento vom 28. Mai 2008 im Internet Archive) (PDF; 269 kB), The Nordic Africa Institute website
  4. Edmond J. Keller: Revolutionary Ethiopia: From Empire to People’s Republic. Indiana University Press, 1991, ISBN 978-0-253-20646-6, S. 242 f. Christopher Clapham: Transformation and Continuity in Revolutionary Ethiopia. In: African Studies, 61, 1990, ISBN 978-0-521-39650-9, S. 252 f.
  5. Alex de Waal, Africa Watch: Evil Days. 30 Years of War and Famine in Ethiopia, 1991 (S. 352)
  6. Abdi Ismail Samatar: Ethiopian Federalism: Autonomy versus Control in the Somali Region, in: Third World Quarterly, Bd. 25/6, 2004 (S. 1138)
  7. Official election results for the House of Peoples’ Representatives (Memento vom 11. April 2007 im Internet Archive) (PDF; 169 kB), electionsethiopia.org. Abgerufen am 30. März 2010.
  8. The National Electoral Board of Ethiopia Official Result of the Local and By-Elections Held on April 13 and April 20, 2008. (Memento vom 25. Mai 2011 im Internet Archive) In: Walta Information Center, Mai 2008
  9. Summary and Statistical Report of the 2007 Population and Housing Census Results. (Memento vom 5. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 4,7 MB) Central Statistical Agency, S. 10, 19, 112, 106–108
  10. Ethiopia Demographic and Health Survey. Central Statistical Agency, 2005, S. 20
  11. Äthiopien: Regionen & Städte - Einwohnerzahlen in Karten und Tabellen. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  12. National Meteorological Agency of Ethiopia: Klimainformationen Dire Dawa. World Meteorological Organization, abgerufen am 27. Oktober 2012.
  13. National Meteorological Agency of Ethiopia: Klimainformationen Dire Dawa. World Meteorological Organization, abgerufen am 27. Oktober 2012.
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