Eine Dirigierrolle ist eine Art des Regiebuchs, die im spätmittelalterlichen Theater verwendet wurde. Ihren Namen trägt sie, da sie – anders als vergleichbare zeitgenössische Schriften in Buchform – als Schriftrolle angelegt war. Der Regens oder Magister ludi (lat.Spielleiter“) leitete damit die Aufführung des Dramas, d. h. vor allem geistlicher Spiele.

Anders als vergleichbare neuzeitliche Schriften enthielt eine Dirigierrolle außer den Rollentexten und Bühnenanweisungen auch genaue Anleitungen zum Bühnenaufbau und -bild, Kostümen und Maske sowie aufführungspraktische Hinweise, u. a. ein Personenverzeichnis und die Stichworte für die Darsteller. Daher sind Dirigierrollen von großem theatergeschichtlichem Wert.

Die bekanntesten Dirigierrollen sind die Aufzeichnungen des Frankfurter Passionsspiels (Anfang 14. Jh., eine über 4 m lange Schriftrolle; Ms. Barth. 178), des Friedberger Prozessionsspiels (1465) und das so genannte Sterzinger Szenar, eine Fassung des Neidhartspiels.

Literatur

  • Hans Legband: Die Alsfelder Dirigierrolle. Darmstadt 1904
  • Rolf Bergmann: Göttweiger Dirigierrolle eines Osterspiels. In: 900 Jahre Stift Göttweig. 1083–1983. Ein Donaustift als Repräsentant Benediktinischer Kultur. Göttweig 1983, S. 573–577
  • Johannes Janota: Frankfurter Dirigierrolle, Frankfurter Passionsspiel. Mit den Paralleltexten der „Frankfurter Dirigierrolle“, des „Alsfelder Passionsspiels“, des „Heidelberger Passionsspiels“, des „Frankfurter Osterspielfragments“ und des „Fritzlarer Passionsspielfragments“. Tübingen 1997. ISBN 3-484-19081-7
  • Guy Borgnet: Le rouleau de conduite de Francfort. In: Les jeux de la passion dans l’Allemagne du XIVème siècle. Paris 2006. ISBN 2-7453-1298-7
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