Ein Doppelzentrum ist in der Raumordnung der Verbund zweier zentraler Orte auf Grund ihrer geographischen Nähe, wobei die administrative Selbständigkeit – im Gegensatz zu einer Städtefusion – bewahrt wurde. Allerdings wird der Begriff Doppelzentrum nur in der Landes- und Regionalplanung weniger Länder in Deutschland verwendet (überwiegend Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz). Das Landesentwicklungsprogramm Bayern kennt als Oberbegriff das Mehrfachzentrum, das auch aus mehr als zwei Orten bestehen kann.
Doppelzentren in Deutschland
In Deutschland gibt es eine Reihe von – teilweise länderübergreifenden – Doppelzentren.
- Böblingen – Sindelfingen (Baden-Württemberg)
- Lörrach – Weil am Rhein (als Vororte der schweizerischen Stadt Basel in Baden-Württemberg)
- Mannheim – Ludwigshafen am Rhein (Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz)
- Ravensburg – Weingarten (Baden-Württemberg)
- Reutlingen – Tübingen (Baden-Württemberg)
- Ulm – Neu-Ulm (Baden-Württemberg/Bayern)
- Diez – Limburg an der Lahn (Rheinland-Pfalz/Hessen)
- Mainz – Wiesbaden (Rheinland-Pfalz/Hessen)
- Saalfeld/Saale – Rudolstadt (Thüringen; seit neuestem zusammen mit Bad Blankenburg tripolares Zentrum)
- Suhl – Zella-Mehlis (Thüringen)
Im Rahmen von Gebietsreformen wurden eng benachbarte Städte zu einer Stadt vereint, die deshalb nicht als Doppelzentren bezeichnet werden, aber einen starken „Doppelzentrum-Charakter“ aufweisen:
- Bietigheim-Bissingen (Baden-Württemberg)
- Castrop-Rauxel (Nordrhein-Westfalen)
- Garmisch-Partenkirchen (Bayern)
- Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen)
- Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg)
- Ribnitz-Damgarten (Mecklenburg-Vorpommern)
- Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt)
- Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt)
- Zeulenroda-Triebes (Thüringen)
Auch hinter einigen Fusionsstädten ohne Bindestrich-Namen können sich echte ehemalige Doppelzentren verbergen (alle in Nordrhein-Westfalen):
- Bergisch Gladbach (Bergisch Gladbach – Bensberg)
- Duisburg (Duisburg – Hamborn, 1929–35 Duisburg-Hamborn)
- Gelsenkirchen (Gelsenkirchen – Buer, 1928–1930 Gelsenkirchen-Buer)
- Herne (Herne – Wanne-Eickel)
- Mönchengladbach (Mönchengladbach – Rheydt)
- Wuppertal (Elberfeld – Barmen, 1929–1930 Barmen-Elberfeld)
Mehrfachzentren in Bayern
In Bayern werden Doppel-, Dreifach und Vierfachzentren als Mehrfachzentren bezeichnet. Aus mehr als zwei Orten bestehende Mehrfachzentren sind dort gemäß Landesentwicklungsprogramm 2018:
- die Kreisstadt Altötting und die Städte Neuötting und Burghausen bilden ein Oberzentrum,
- die Große Kreisstadt Deggendorf und die Stadt Plattling bilden ein Oberzentrum,
- die Große Kreisstadt Dillingen an der Donau und die Stadt Lauingen (Donau) bilden ein Oberzentrum,
- die Große Kreisstadt Günzburg und die Stadt Leipheim bilden ein Oberzentrum,
- die Große Kreisstadt Marktredwitz und die Kreisstadt Wunsiedel bilden ein Oberzentrum,
- die Kreisstadt Mühldorf am Inn und die Stadt Waldkraiburg bilden ein Oberzentrum,
- die Große Kreisstadt Selb und die Stadt Aš in Tschechien bilden ein Oberzentrum,
- die Städte Waldsassen und Cheb in Tschechien bilden ein Oberzentrum,
- die drei kreisfreien Großstädte Nürnberg, Fürth und Erlangen und die kreisfreie Stadt Schwabach bilden eine Metropole, den Kern der Planungsregion sowie der Europäischen Metropolregion Nürnberg,
- die vier Mittelzentren Tegernsee (Stadt), Rottach-Egern (Gemeinde), Bad Wiessee (Gemeinde) und Gmund am Tegernsee (Gemeinde) des Landkreises Miesbach, Teil der Planungsregion Oberland,
- die drei Mittelzentren und kreisangehörigen Städte Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Teublitz des Landkreises Schwandorf, Teil der Planungsregion Oberpfalz-Nord,
- die drei Mittelzentren und kreisangehörigen Städte Eschenbach in der Oberpfalz, Grafenwöhr und Pressath des Landkreises Neustadt an der Waldnaab, ebenfalls Teil der Planungsregion Oberpfalz-Nord,
- die drei Mittelzentren Obernburg am Main (Stadt), Elsenfeld (Markt) und Erlenbach am Main (Stadt) des Landkreises Miltenberg, Teil der Planungsregion Bayerischer Untermain.
Metropolregionen in Deutschland
Darüber hinaus gibt es in Deutschland Regionen mit wirtschaftlicher Verbundenheit von mehr als zwei Städten, die sich teilweise über mehrere Länder ausbreiten:
- Metropolregion Nürnberg (Nürnberg – Fürth – Erlangen – Schwabach, Bayern)
- Metropolregion Rhein-Neckar (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen)
- Metropolregion Rhein-Ruhr (Nordrhein-Westfalen)
- Ruhrgebiet (Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr)
- Rhein-Main-Gebiet (Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern)
Normen und Standards
- VwV Regionalpläne – Verwaltungsvorschrift über die Aufstellung von Regionalplänen und die Verwendung von Planzeichen (Baden-Württemberg)