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Unter E-Moderation, auch Online-Moderation, wird im Allgemeinen die Betreuung und Begleitung von Lernenden sowie von Lern-Arbeitsgruppen im Netz verstanden (alternativ auch Collaborative Learning). Wesentlich dabei ist, dass der Begriff E-Moderation methodisch-didaktische und technische Aspekte gleichermaßen betont: Der Begriff „Moderation“ steht stellvertretend für die Betreuung von Gruppen und Einzelpersonen, um diese in die Lage zu versetzen, zielgerichtet, eigenverantwortlich und sozial kompetent miteinander zu lernen und zu arbeiten. Das „E“ hingegen weist auf die technische Unterstützung durch elektronische Medien hin und hebt auf ein spezifisches didaktisches Szenario ab, nämlich die netzbasierte Diskussion, Austausch oder Zusammenarbeit. Im Kern geht es darum die Lernenden bei der Erreichung ihrer Lernziele in unterschiedlichen kommunikativen Lernumgebungen (synchron, asynchron, poin-to-point, multipoint) zu unterstützen (Friedrich et al. 2004).

Betrachtet man nun die konkreten Aktivitäten von E-Moderatorinnen im Netz, dann wird deutlich, dass diese – über das Wissen um Planung, Vorbereitung und Durchführung von Lehrveranstaltungen hinaus – vor allem über veränderte Moderations- und Betreuungsstrategien nachdenken müssen. Dies gilt insbesondere bei E-Learning-Szenarien, die Diskurs, Austausch, Zusammenarbeit und Diskussion im Fokus haben. Bei E-Learning-Szenarien, die eher auf das selbstorganisierte Lernen mit multimedial aufbereiteten Inhalten abheben (z. B. WBT/CBT), spielt die Moderation und Betreuung eine untergeordnete Rolle. Das geht so weit, dass eine Moderation oder eine Betreuung durch einen menschlichen Tutor nicht vorgesehen, sondern stattdessen im Lernprogramm implementiert ist. Das bedeutet also, dass E-Moderation nur dann zum Einsatz kommt, wenn virtuelle Kommunikation und/oder Kooperation vorgesehen sind.

Rollenmodelle der E-Moderatoren

In der aktuellen Forschung zum Thema E-Moderation finden sich verschiedene Herangehensweisen und Modelle, die versuchen die Bandbreite an typischen Aufgaben und Funktionen eines E-Moderators zu beschreiben. Zane Berge hat beispielsweise bereits 1995 typische Rollen und Funktionen der E-Moderation definiert, die von einer Reihe von weiteren Autoren (z. B. Teles et al., 2001; Liu et al., 2005; Morris et al., 2005, Hinze & Blakowski, 2002; Bett & Gaiser, 2004, Friedrich et al., 2004) aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Zane Berge geht davon aus, dass ein E-Moderator vier Rollen wahrzunehmen hat: Pedagogical, Social, Mangerial and Technical Role. Im Folgenden sollen ein Rollenmodell, das auf der Arbeit von Zane Berge aufbaut, etwas genauer betrachtet werden, und zwar das Beispiel von Bett & Gaiser (2004):

Rollenmodell nach Bett und Gaiser

Bett & Gaiser (2004) haben in ihrem Online-Artikel eine andere Aufteilung verfolgt, sie gehen von ebenfalls vier Rollen aus, unterteilen diese aber anders als Berge (1995) sowie Hinze & Blakowski (2002). Ihre vier Rollen beschreiben sie in Anlehnung an Hron, Hesse & Friedrich (2003) durch folgende Tätigkeiten:

(1) Organisatorisch-administrative Rolle: Agenda, Ziele und Zeitpläne festlegen, Lern-, Arbeitsgruppen bilden, alle Teilnehmende „zu Wort kommen“ lassen, Formen der Meta-Kommunikation planen, regelmäßige Statusreports erstellen, FAQ, allgemeine Informationen einstellen.

(2) Motivational-emotionale Rolle: soziale Aspekte stärken, z. B. durch Vorstellungsrunden, Photos einstellen, Teilnehmende zur aktiven Teilnahme auffordern, die Verantwortungsübernahme für den Lernprozess durch die Teilnehmenden selbst fördern, auf die Wortwahl und Stimmung in der Gruppe achten, z. B. Flaming nicht zulassen.

(3) Inhaltliche Rolle: Sicherstellen, dass Kursmaterialien und -inhalte den Lernzielen und der Lerngruppe gerecht werden, die Kursmaterialien aktuell halten, inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema initiieren, verschiedene Ansichten einbringen oder provozieren, vermittelnde einbeziehende Kommentare schreiben, regelmäßig Zusammenfassungen einstellen.

(4) Didaktische-vermittelnde Rolle: Themenbereich sinnvoll strukturieren, gemäß den Lernzielen, die Diskussion eröffnen, z. B. Fragen stellen, Hypothesen formulieren, Verständnisfragen stellen, Lernaufgaben formulieren, Lernhilfen geben, Methoden (z. B. Brainstorming) einsetzen.

Bett & Gaiser (2004) stellen zudem fest, dass diese Rollen je nach Lehrszenario, Fortschritt der Lehrveranstaltung oder der Voraussetzungen der Lernenden unterschiedlich gewichtet werden können. Beispielsweise ist zu Beginn einer Lehrveranstaltung die organisatorische Rolle wichtiger als zu Ende einer Veranstaltung. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Bandbreite an Betreuungs- und Moderationsaufgaben für E-Moderatoren sehr umfangreich werden können. Daher schlagen Bett & Gaiser (2004) ebenso Kerres et al. (2005) vor, dass die verschiedenen Rollen auf ein Moderationsteam verteilt werden können, z. B. auf einen Gruppentutor, der insbesondere die soziale und motivationale Rolle innehat und einen Fachtutor, der primär inhaltliches Feedback gibt.

Abrufenkönnen von Kompetenzen als Anforderung an Moderatoren

Aus den verschiedenen Ansätzen der E-Moderation wird deutlich, dass E-Moderatoren über bestimmte Kompetenzen und Fähigkeiten verfügen müssen, damit sie entsprechenden Anforderungen gerecht werden können. Ein wichtiges Stichwort ist dabei die Medienkompetenz von Moderatoren im Netz, was an dieser Stelle hier aber nicht weiter vertieft werden kann und soll (Beiträge zu diesem Thema gibt es hier: Bett, Wedekind & Zentel 2004).

Literatur

  • Ariane Bertz: Online-Meetings souverän moderieren: typische Hürden überwinden – Pannen vermeiden. Schäffer-Poeschel Verl., Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7910-5383-7.
  • Ingrid Gerstbach: Die Kunst der Online-Moderation: Tools, Ideen und Tipps für erfolgreiche Online-Meetings. 2., aktualis. Aufl., Hanser-Verl., München [2021], ISBN 978-3-446-47169-6.
  • David Seifert, Josef W. Seifert, Bettina Kerschbaumer: Online-Moderation. (= 30 Minuten: In 30 Minuten wissen Sie mehr!). 3., überarb. Neuaufl., Gabal-Verl., Offenbach 2021, ISBN 978-3-96739-059-9.
  • Eugenia Schmitt: Virtuelle Meetings leiten: effiziente Gestaltung und Durchführung von virtuellen Meetings: wie die professionelle virtuelle Zusammenarbeit der Teilnehmer gelingt. managerSeminare Verlags GmbH, Bonn [2020], ISBN 978-3-95891-074-4.
  • Claudia Bremer: Virtuelle Konferenzen. In: Virtuelle Organisation und Neue Medien. / Workshop "Gemeinschaften in Neuen Medien" GeNeMe2002, TU Dresden, 26. und 27. September 2002, Martin Engelien, Jens Homann (Hrsg.), [Eul Verl., Lohmar/Köln 2002], ISBN 3-89936-007-9, S. 553–576. (PDF)
  • K. Bett, J. Wedekind, P. Zentel (Hrsg.): Medienkompetenz für die Hochschullehre. Waxmann, Münster u. a. 2004.
  • H. F. Friedrich, E. Mayer-Picard, W. F. Hesse: Virtuelle Seminare in der allgemeinen Erwachsenenbildung: Erfahrungen aus dem Projekt Netzball. In: D. M. Meister (Hrsg.): Online-Lernen und Weiterbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, S. 193–220.
  • U. Hinze, G. Blakowski: Anforderungen an die Betreuung im Onlinelernen – Ergebnisse einer qualitativen Inhaltsanalyse im Rahmen der VFH. In: G. Bachmann, O. Haefeli, M. Kindt (Hrsg.): Campus 2002: Die virtuelle Hochschule in der Konsolidierungsphase. Waxmann, Münster u. a. 2002, S. 323–333.
  • A. Hron, F. W. Hesse, H. F. Friedrich: Kooperatives Lernen in netzbasierten Szenarien. In: U. Scheffer, F. W. Hesse (Hrsg.): E-Learning – Die Revolution des Lernens gewinnbringend einsetzen. Klett-Cotta, Stuttgart 2003, S. 83–97.
  • M. Kerres, I. Nübel, W. Grabe: Gestaltung der Online-Betreuung für E-Learning. In: D. Euler, S. Seufert (Hrsg.): E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren. Oldenbourg Verlag, München/ Wien 2005, S. 335–349.
  • L. V. Morris, H. Xu, C. L. Finnegan: Roles of Faculty in Teaching Asynchronous Undergraduate Courses. In: JALN Journal of Asynchronous Learning Networks. 9(1), 2005.
  • L. Teles, S. Ashton, T. Roberts, I. Tzoneva: The Role of the Instructor in E-Learning Collaborative Environments. In: TechKnowLogia. Mai/Juni 2001, S. 46–50.
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