Élisabeth Borne (* 18. April 1961 in Paris) ist eine französische Politikerin (LREM, TdP), ehemalige Beamtin und Managerin. Seit dem 16. Mai 2022 ist sie Premierministerin Frankreichs. Zuvor war sie Präsidentin des öffentlichen Verkehrsunternehmens RATP (2015–2017), Ministerin für Verkehr (2017–2019), für sozial-ökologischen Wandel (2019–2020) und für Arbeit (2020–2022).

Leben und Wirken

Bornes Vater, Joseph Jos Borne, war ein Jude, dessen Eltern aus Russland nach Frankreich immigriert waren, ihre Mutter, Margueritte Marie Lescène, kam aus der Normandie. Gemeinsam leiteten sie ein pharmazeutisches Labor. Borne studierte an der École polytechnique und École nationale des ponts et chaussées, sie schloss 1986 als Diplomingenieurin für Straßen- und Brückenbau ab. 1987 schloss sie das Collège des ingénieurs mit einem MBA ab.

Sie trat 1987 als Beamtin des Infrastrukturministeriums (ministère de l’Équipement) in den Staatsdienst und wechselte zwei Jahre später zur regionalen Infrastrukturdirektion der Île-de-France. Anfang der 1990er-Jahre war sie Beraterin im Bildungsministerium unter Lionel Jospin und Jack Lang (beide PS). Zwischenzeitlich arbeitete sie bei der Sozialwohnungs-Baugesellschaft Sonacotra, bevor Premierminister Lionel Jospin sie 1997 als technische Beraterin für Verkehr und Stadtentwicklung in seinen Stab holte.

Borne wurde 2002 Strategiedirektorin bei der staatlichen Bahngesellschaft SNCF, 2007 Direktorin für Konzessionen beim Bauunternehmen Eiffage. Von 2008 bis 2013 war sie Generaldirektorin für Stadtentwicklung im Rathaus von Paris. Danach war sie für ein Jahr Präfektin des Départements Vienne und zugleich Regionalpräfektin von Poitou-Charentes. Die Präsidentin des Regionalrats von Poitou-Charentes, Ségolène Royal (PS), wurde 2014 Umweltministerin und ernannte Borne zu ihrer Stabschefin. Im Mai 2015 ernannte die Regierung Borne zur Präsidentin und Generaldirektorin des Staatsunternehmens RATP, das den öffentlichen Personennahverkehr im Großraum Paris betreibt.

Sie stand lange Zeit der Parti socialiste (PS) nahe. Nach dem Sieg des Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron bei der Präsidentschaftswahl 2017 schloss sie sich dessen Partei La République en Marche (LREM) an. Seit 2020 ist sie zusätzlich Mitglied der sozialdemokratischen Partei Territoires de Progrès (TdP), die mit LREM verbündet ist.

Staatspräsident Macron ernannte Élisabeth Borne am 17. Mai 2017 zur beigeordneten Ministerin für Verkehr im Ministerium für den ökologischen und solidarischen Übergang (unter Staatsminister Nicolas Hulot) im Kabinett Philippe I. Diesen Posten behielt sie auch im Kabinett Philippe II unter dem Umwelt-Staatsminister François de Rugy. Im Juli 2019 wurde Borne in der Nachfolge des zurückgetretenen François de Rugy selbst zur Ministerin für den ökologischen und solidarischen Übergang ernannt. Im Kabinett Castex übernahm sie am 6. Juli 2020 das Amt der Ministerin für Arbeit, Beschäftigung und Integration. Am 16. Mai 2022 wurde sie von Emmanuel Macron zur Premierministerin ernannt. Nach erheblichen Verlusten des Macron-Lagers bei der Wahl zur französischen Nationalversammlung am 12. und 19. Juni 2022 bot sie am 21. Juni 2022 ihren Rücktritt an, der von Macron jedoch abgelehnt wurde.

Im März 2023 überstand ihre Regierung zwei Misstrauensanträge, wovon einem Antrag neun von 287 benötigten Stimmen fehlten. Dem Misstrauensantrag vorausgegangen war ein Verfahrenskniff von Borne, mit dem sie eine Abstimmung im Parlament umging, um die Erhöhung des Renteneintrittsalters zu beschließen. Borne hatte sich auf den Artikel 49.3 der französischen Verfassung berufen. Noch im selben Monat demonstrierten mehr als eine Million Franzosen gegen die Rentenreform. Während das Innenministerium von knapp 1,1 Millionen Menschen sprach, waren es der Gewerkschaft CGT zufolge 3,5 Millionen Demonstranten.

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Einzelnachweise

  1. Sibylle Vincendon: Portrait Elisabeth Borne. Elle a pris le métro. In: Libération, 20. Mai 2015
  2. Élisabeth Borne. Abgerufen am 16. Mai 2022 (französisch).
  3. Elisabeth Borne, directrice de cabinet de Royal, prendra les commandes de la RATP. In: latribune.fr, 20. Mai 2015.
  4. Lucas Larcher PORTRAIT. Qui est Élisabeth Borne, la nouvelle ministre de l’Écologie ? In: Ouest France, 17. Juli 2019.
  5. La préfète de Poitou-Charentes nommée directrice de cabinet de Ségolène Royal. In: Le Monde, 24. April 2014.
  6. Les défis d’Elisabeth Borne, nouvelle patronne de la RATP. In: Les Echos. 17. April 2015, abgerufen am 16. Mai 2022.
  7. Jean-Rémi Baudot: Avec le mouvement "Territoires de progrès", Emmanuel Macron travaille son aile gauche. In: Europe 1, 20. September 2020.
  8. L’ancienne préfète de Poitou-Charentes Élisabeth Borne nommée ministre déléguée aux transports. (Nicht mehr online verfügbar.) In: La Nouvelle République. 17. Mai 2017, archiviert vom Original am 19. Mai 2017; abgerufen am 17. Mai 2017 (französisch).
  9. Elisabeth Borne passe de la RATP au ministère des Transports. In: Bfmbusiness.bfmtv.com. 9. Dezember 2016, abgerufen am 17. Mai 2017.
  10. Élisabeth Borne, ministre des transports, 56 ans. In: La Croix. Abgerufen am 17. Mai 2017.
  11. Nachfolgerin für in «Hummer-Affäre» gestolperten Minister ernannt. Aargauer Zeitung, 17. Juli 2019, abgerufen am selben Tage.
  12. France elections: Macron rejects prime minister's offer to resign. In: BBC News. 21. Juni 2022, abgerufen am 22. Juni 2022 (englisch).
  13. tagesschau.de: Frankreichs Regierung übersteht Misstrauensvoten. 20. März 2023, abgerufen am 21. März 2023.
  14. Mehr als eine Million Franzosen protestieren gegen Rentenreform. In: tagesschau.de. 23. März 2023, abgerufen am 24. März 2023.
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