Prinzessin Elisabeth von Großbritannien und Irland (* 22. Mai 1770 im Buckingham Palace in London; † 10. Januar 1840 in Frankfurt am Main) war ein Mitglied des Hauses Hannover und durch Heirat Landgräfin von Hessen-Homburg.

Leben

Jugend

Prinzessin Elisabeth war die dritte Tochter des britischen Königs Georg III. (1738–1820) und dessen Ehefrau Prinzessin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818), der zweiten Tochter des Prinzen Karl (Friedrich Ludwig) zu Mecklenburg und seiner Gemahlin Prinzessin Elisabeth Albertine von Sachsen-Hildburghausen. Sie war die jüngere Schwester der späteren Könige Georg IV., Wilhelm IV. und Ernst August I., sowie die Tante von Königin Victoria. Sie genoss eine für ihre Zeit fortschrittliche Erziehung und zeigte künstlerische Talente.

Landgräfin von Hessen-Homburg

Eliza, wie sie gerufen wurde, hatte wenig Interesse an der steifen Hofetikette, sie war temperamentvoll und resolut und sehnte sich nach einem eigenen Hausstand. Es gab am Hof auch Gerüchte von einer heimlichen Hochzeit und zwei illegitimen Kindern, die dieser Verbindung entsprossen sein sollen. Weiterhin interessierte sie sich seit ihrer Jugend für die Malerei und genoss eine Ausbildung als Zeichnerin und Graveurin. Sie malte, erlernte Drucktechniken, das Silhouettenschneiden, das Bemalen von Sitzbezügen und Vorhängen, Sticken sowie Grundsätze der Architektur und Gartenkunst. Ferner hatte sie intensiven Kontakt mit den Hofmalern wie Benjamin West, Thomas Gainsborough oder William Beechey sowie dem Kupferstecher Francesco Bartolozzi.

Dass Prinzessin Elisabeth, als sie den deutschen Erbprinzen Friedrich von Hessen-Homburg in seiner österreichischen Husarenuniform sah, gesagt haben soll: „Wenn der ledig ist, den heirate ich!“, ist eine Anekdote. In Wirklichkeit war die Vermählung von langer Hand vorbereitet. Friedrich zeigte anfänglich keinen Hang, sich zu vermählen. Weder eindringliche Vorstellungen des Vaters, der 1804 sogar für seinen Sohn um die Hand von Elisabeths älterer Schwester Augusta Sophia anhielt, noch eine Bittvorstellung der „volksvertretenden Behörden“ Hessen-Homburgs fruchteten. Während des Wiener Kongresses fädelten der Herzog von Kent und der hessen-homburgische Bundesgesandte Johann Isaak von Gerning die Verbindung ein. Nachdem Friedrich noch einmal von allen Seiten bearbeitet worden war, reiste er am 15. Januar 1818 nach London, wo man ihn mit offenen Armen empfing. Am 4. Februar überreichte der künftige Bräutigam seinen schriftlichen Antrag und fand die Unterstützung von Elizas ältestem Bruder, dem britischen Regenten Georg IV.

Am 17. Februar fand die Verlobung und am 7. April 1818 die Trauung durch den Erzbischof von Canterbury im Buckingham Palace in London statt. Es war keine „Liebesheirat“, trotz gegenseitigen Einvernehmens und Respekts, es war eine Vereinbarung, mit der beide gut zurechtkamen. Als Friedrich VI. im Januar 1820 an die Regierung kam, hatte er dank der Mitgift von 40.000 Talern und der jährlichen Apanage von 13.300 Pfund genug Geld, um den hessen-homburgischen Haushalt zu sanieren. Elisabeth hingegen konnte sich vom britischen Hof verabschieden und sich selbst verwirklichen. Sie ließ in ihrer neuen Heimat Straßen anlegen und ermöglichte den Bau des Gotischen Hauses, kümmerte sich um die Restaurierung und den Umbau des Homburger und des Meisenheimer Schlosses (Wolfgangsbau) und engagierte sich in der Armenpflege. Aus Großbritannien bezog sie Samen und Setzlinge und überwachte deren Erträge in den Landgräflichen Gärten. Sie besaß eine große Bibliothek und eine bedeutende Porzellansammlung. Auch führte sie ihre künstlerischen Tätigkeiten weiter. Trotz ihrer hohen Apanage aus London erhöhte sich der Schuldenstand des landgräflichen Hauses infolge ihrer ehrgeizigen Projekte von 250.000 Gulden im Jahr 1820 auf 1.175.000 Gulden neun Jahre später.

Nachdem ihr Mann 1829, nach kaum zehnjähriger Ehe, unerwartet verstorben war, lebte sie mit ihrem kleinen Hofstaat abwechselnd in Homburg, in Frankfurt (hier im Hause Große Eschenheimer Straße/Zeil) und am Hofe ihres Lieblingsbruders Adolph Friedrich in Hannover (Leineschloss und Schloss Herrenhausen). Sie reiste auch regelmäßig nach London. 1837 erlebte sie noch die Thronbesteigung ihrer Nichte Victoria im Vereinigten Königreich sowie ihres Bruders Ernst August im Königreich Hannover.

Sie verstarb 1840 in ihrer Wohnung in Frankfurt und ist in der Gruft des Bad Homburger Schlosses beigesetzt. Ihre Nichte, Fürstin Caroline Reuß älterer Linie, erbte den künstlerischen und gesammelten Nachlass, der um 1848 nach Greiz gelangte und im dortigen Sommerpalais den wertvollsten Teil der graphischen Sammlung darstellt. Die Porzellansammlung wurde hingegen weitgehend versteigert oder an Erben verteilt.

Ehrungen

Die Elisabethenstraße in Bad Homburg ist nach ihr benannt. Vor der Englischen Kirche in der Ferndinandstraße steht ein unter Denkmalschutz stehendes Denkmal des Künstlers Fritz Gerth, das an sie erinnert. Diese Porträtbüste über dem barockisierend von Voluten flankierten Sockel zeigt die Landgräfin in jugendlichem Alter, gekleidet nach der Mode des Empire. Die Wertschätzung, die die Landgräfin genoss, zeigte sich auch daran, dass die Enthüllung am 12. August 1908 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. und König Edward VII. erfolgte. Seit 1995 kann im Bad Homburger Schloss wieder ein Teil ihrer Witwenwohnung im sogenannten Englischen Flügel besichtigt werden.

Ahnentafel

Ahnentafel Elisabeth von Großbritannien
Urur-
groß-
eltern

König Georg I.
(1660–1727)
⚭ 1682
Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg
(1666–1726)
Markgraf
Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach
(1654–1686)
⚭ 1681
Eleonore von Sachsen-Eisenach
(1662–1696)
Herzog
Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg
(1646–1691)
⚭ 1669
Magdalena Sibylle von Sachsen-Weißenfels
(1648–1681)
Fürst
Karl Wilhelm von Anhalt-Zerbst
(1652–1718)
⚭ 1676
Sophia von Sachsen-Weißenfels
(1654–1724)
Herzog
Adolf Friedrich I. von Mecklenburg
(1588–1658)
⚭ 1635
Marie Katharina von Braunschweig-Dannenberg
(1616–1665)
Fürst
Christian Wilhelm von Schwarzburg-Sondershausen
(1647–1721)
⚭ 1673
Antonie Sibylle von Barby und Mühlingen
(1641–1684)
Herzog
Ernst von Sachsen-Hildburghausen
(1655–1715)
⚭ 1680
Sophia Henriette von Waldeck
(1662–1702)
Graf
Georg Ludwig I. von Erbach-Erbach
(1643–1693)
⚭ 1664
Gräfin
Amalia Katharina von Waldeck-Eisenberg
(1640–1697)
Ur-
groß-
eltern

König Georg II.
(1683–1760)
⚭ 1705
Caroline von Brandenburg-Ansbach
(1683–1737)
Herzog
Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676–1732)
⚭ 1696
Magdalena Augusta von Anhalt-Zerbst (1679–1740)
Herzog
Adolf Friedrich II. von Mecklenburg-Strelitz
(1658–1708)
⚭ 1705
Emilie von Schwarzburg-Sondershausen
(1681–1751)
Herzog
Ernst Friedrich I. von Sachsen-Hildburghausen (1681–1724)
⚭ 1704
Sophia Albertine von Erbach-Erbach
(1683–1742)
Groß-
eltern

Prinz Friedrich Ludwig (1707–1751)
⚭ 1736
Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg (1719–1772)
Herzog Karl zu Mecklenburg (1708–1752)
⚭ 1735
Elisabeth Albertine von Sachsen-Hildburghausen (1713–1761)
Eltern
König Georg III. (1738–1820)
⚭ 1761
Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818)
Elisabeth von Großbritannien

Titel

  • 1770–1818 Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Elisabeth von Großbritannien und Irland
  • 1818–1820 Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Elisabeth von Hessen-Homburg
  • 1820–1840 Ihre Königliche Hoheit Landgräfin Elisabeth von Hessen-Homburg

Ausstellung

Literatur

  • Katharina Bechler, Kirsten Worms (Hg.): Princess Eliza – Englische Impulse für Hessen-Homburg. Petersberg 2020, ISBN 978-3-7319-1021-3
  • Maren-Sophie Fünderich: Elizabeth und ihre Möbel in Schloss Homburg, in: Katharina Bechler, Kirsten Worms (Hg.): Princess Eliza – Englische Impulse für Hessen-Homburg, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, S. 225–227 ISBN 978-3-7319-1021-3
  • Flora Fraser: Princesses – The six daughters of George III. , Bloomsbury Publishing, London 2012, ISBN 978-1-4088-3253-0
  • C. Arnold McNaughton: The Book of Kings: A Royal Genealogy. in 3 volumes, Garnstone Press, London U.K. 1973.
  • Greta Walsh: Bemerkenswerte Frauen in Homburg. Frauen prägen 300 Jahre Bad Homburger Geschichte. Kramer, Frankfurt, ISBN 3-7829-0456-7.
  • Gerta Walsh: Liebesgeschichten in Bad Homburg. Societäts-Verlag, Frankfurt, ISBN 3-7973-0905-8.
  • Alison Weir: Britain’s Royal Family: A Complete Genealogy. The Bodley Head, London U.K. 1999.
Commons: Elisabeth von Großbritannien, Irland und Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kai R. Mathieu (Hrsg.), Iris Reepen, Claudia Gröschel: Schloß Homburg vor der Höhe, Englischer Flügel, Elisabethenflügel. Landgräfin Elizabeth, ihre Wohnung in Schloß Homburg und ihre Gärten. Verlag Ausbildung und Wissen, Bad Homburg/Leipzig 1998, ISBN 3-927879-99-1, S. 7
  2. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmal Landgräfin Elisabeth In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  3. http://www.sommerpalais-greiz.de/ausstellung/her-royal-highness-princess-elizabeth
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