Georg Friedrich Ernst von Heynitz (* 17. Dezember 1840 auf Gut Weicha; † 20. März 1912 in Berlin-Lichterfelde) war sächsischer Rittmeister, Guts- und Farmbesitzer. Er war in den Jahren 1896–1912 im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes für die Organisation der Krankenpflege der kaiserlich-deutschen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika verantwortlich.
Leben
Er war der Sohn des Gutsbesitzers August von Heynitz (1804–1870), Gutsherr auf Weicha und Dröschkau, Vogt des Klosters St. Marienthal sowie lebenslanges Mitglied der sächsischen I. Ständekammer, und der Anna Baroness von Maydell (1818–1898).
Seine Schulzeit verbrachte Heynitz in Niesky, Schleiz und Liegnitz. Anschließend trat er in die Sächsische Armee ein, wurde aktiver Offizier beim Leibgrenadier-Regiment in Bautzen und machte mit dieser die Bundesexekution gegen die Herzogtümer Holstein und Lauenburg 1863/64 und den Feldzug gegen Österreich 1866 mit.
Zwischen beiden Konflikten heiratete Heynitz als 24-Jähriger am 8. August 1865 in Dresden Marie von Kottwitz (* 31. Mai 1841 auf Gut Frauendorf; † 8. April 1926 auf Gut Drieschnitz), die Tochter des Gutsbesitzers Herrmann Aurelius Theodor von Kottwitz (1809–1878), Herr auf Hermsdorf, Nieder-Gebelzig und Mittel-Oderwitz und Frauendorf (Landkreis Cottbus), und der Marie von Linnenfeld (1818–1870) aus dem Hause Mittel-Oderwitz. Marie brachte das 659 ha Gut Neuhausen mit dem Nachbargut Bräsinchen (beide heute Ortsteile von Neuhausen/Spree) in die Ehe ein. Das Ehepaar hatte zwei Söhne und sechs Töchter. Tochter Margarete heiratete 1913 den deutschen Regierungsbeamten Hans Bogislav Graf von Schwerin.
Im Jahr 1867 ließ sich Heynitz zur Kavallerie versetzen und wurde Oberleutnant im Garde-Reiter-Regiment. Mit diesem kämpfte er im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Nach Beendigung des Krieges nahm er als Rittmeister seinen Abschied und zog auf sein Gut Dröschkau, das er nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1870 geerbt hatte. Er machte das Gut zum Familienfideikommiss und bestimmte, dass der jeweilige Besitzer unter seinen Söhnen den Nachfolger bestimmen sollte. Heynitz lebte mit seiner Familie bis zum Jahr 1880 auf Dröschkau und zog dann auf das Gut Neuhausen, um dort die Bewirtschaftung des Gutes und die Leitung der an der Spree gelegenen Mühle selbst zu übernehmen. Fortan gaben sich diese Familienmitglieder gelegentlich selbst den Namen „Heynitz-Neuhausen“.
Ab 1881 war Heynitz Mitglied des Johanniterordens in der Genossenschaft des Königreichs Sachsen und wurde im Jahr 1908 zum Rechtsritter ernannt.
Nach einigen Jahren auf Gut Neuhausen entwickelten sich Differenzen zwischen den Eheleuten und den inzwischen erwachsenen Kindern. Heynitz entfloh diesen Streitigkeiten 1896 in die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika, kaufte am 22. August 1898 vom Nama-Kaptein Hendrik Witbooi etwa 20.000 Hektar Land und gründete die Farm Breekhorn (heute: Breckhorn) zwischen Maltahöhe und Mariental (Region Hardap). Er war einer der ersten sechs Siedler im Gebiet Maltahöhe. Auf der Farm züchtete er mit importierten Araber-Hengsten Gebrauchspferde, die er u. a. an die Schutztruppe verkaufte.
Während des Herero-Aufstands (Januar 1904) übernahm er als Delegierter des Deutschen Roten Kreuzes die Versorgung der kaiserlichen Schutztruppe mit Feldhospitälern und Ärzten aus Deutschland. Außerdem war er für die Verteilung der „Liebesgaben“ aus Deutschland an die Soldaten der Schutztruppe verantwortlich. In Keetmanshoop betrieb er die Planung des Johanniter-Hospitals, das allerdings erst am 22. August 1913 nach seinem Tod eingeweiht werden sollte. Nach dem Herero-Aufstand war er für die komplette Organisation der Krankenpflege der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika zuständig und trieb seine Idee eines Krankenhaus-Baues voran.
Ende 1904 kehrte Heynitz wegen des Nama-Aufstands (Oktober 1904) kurzzeitig nach Deutschland zurück. Dort organisierte er u. a. die Anwerbung von Krankenschwestern.
Seine Farm Breekhorn wurde während des Herero-Aufstandes überfallen und ausgeplündert.
Heynitz starb 1912 im Berliner Krankenhaus Großlichterfelde an Lungenkrebs. Sein Leichnam wurde in der Familiengruft auf Gut Dröschkau beigesetzt.
Literatur
- Benno von Heynitz: Beiträge zur Geschichte der Familie von Heynitz und ihrer Güter. Selbstverlag, Grömitz 1959, S. 29 f.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A. Band XXIV, Band 111 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1996, ISBN 3-7980-0811-6, S. 107.
- Leonhard von Dobschütz: Eine Farm in Afrika. unveröffentlichtes Manuskript in Familienbesitz. Berlin 2009.
- Gottreich Hubertus Mehnert: Kurzgeschichten aus Südwestafrika. 4. Auflage. Glanz-&-Gloria-Verlag, Windhoek 2011, ISBN 978-99916-782-8-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1902. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha", veröffentlicht bis 1942; Vorgänger des GHdA, GGH. Dritter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Heynitz. Justus Perthes, Gotha 9. November 1901, S. 368–369 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Dezember 2021]).
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 44–45, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 16. Dezember 2021]).
- ↑ Sie war die Tante von Marie-Esther von Rabenau, geb. von Kottwitz, deren Mann Karl Wilhelm Friedrich von Rabenau 1904/05 als deutscher Marine- und Kolonialoffizier in der Schlacht bei Kub an der Niederschlagung des Nama-Aufstandes in Deutsch Südwestafrika teilnahm.
- ↑ Aurel von Heynitz-Neuhausen. In: Ritter-Akademie zu Brandenburg. XXVII. Zu der am 21. März 1883 vormittags um 9 Uhr in der Aula der Ritter-Akademie stattfindenden Vorfeier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs ladet ein der Direktor Professor Dr. Ernst Köpke, Domherr. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1882 bis Ostern 1883, 1883. Progr. No. 67. Druck von Gustav Matthes, Brandenburg a. d. Havel 1883, S. 17 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. Dezember 2021]).
- ↑ Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1905. In: Johanniterorden (Hrsg.): MV mit Status der Ritter. Ehrenritter. Julius Sittenfeld, Berlin 1905, S. 70–331 (kit.edu [abgerufen am 16. Dezember 2021]).
- ↑ Nach der Kapitelsitzung am 1. Februar 1909 informierte der Herrenmeister des Johanniterordens, Prinz Eitel Friedrich von Preußen, seinen Vater Wilhelm II., den Kaiser und Protektor des Ordens, der Orden beabsichtige in Bethanien ein Krankenhaus zu errichten und hierfür 50.000 Mark bereitzustellen. Der Kaiser brachte unmittelbar in einem Telegramm seine „lebhafte Freude und Genugtuung“ über diesen Beschluss, mit dem das „achtspitzige weiße Kreuz auch in eine unserer Kolonien hinausgetragen wird“. Tatsächlich wurde dann aber nach Überwindung einiger Schwierigkeiten erst 1913 in Keetmanshoop für 120.000 Mark ein Krankenhaus mit 14 Betten eröffnet, vorrangig für Frauen und Kinder. Der Grundstein wurde am 27. Juni 1912 gelegt, die Einweihung fand am 22. August 1913 statt. Bei der Grundsteinlegung ebenso wie bei der Eröffnung gedachte man des Ideengebers Ernst von Heynitz. - Quelle: Aus der Geschichte des Ordens. Rechtsritter Georg Friedrich Enst v. Heynitz. In: Mitteilungsblatt des Johanniterordens, Sommer 2009.
- ↑ In dieser Funktion verpflichtete er u. a. auch die Rot-Kreuz-Schwester Emmy Krigar, später verheiratete Surén, die sich auf eine Anzeige im Berliner Lokal-Anzeiger gemeldet hatte. Als Rittmeister Ernst von Heynitz die kleine Schwester Emmy zwischen den anderen Kandidatinnen sah, platzte es aus ihm heraus: „Material wie diese kleine drahtige Schwester brauchen wir für die Tropen. Die gröbsten Parasiten in Afrika können denen nichts anhaben.“ Entsetzt über seine unhöfliche Äußerung wurde er von Kollegen zurechtgewiesen, doch sollte Heynitz mehr als recht behalten. Emmy Surén entwickelte sich zur „Florence Nightingale Südwestafrikas“ und eröffnete im Jahr 1911 in Windhoek ihre eigene Entbindungsklinik. - Quelle: Leonhard von Dobschütz: Eine Farm in Afrika.