Die Eroberung von Jerusalem im Sommer des Jahres 587 v. Chr. war die zweite Eroberung der Stadt durch die Chaldäer unter dem babylonischen König Nebukadnezar II. (Regierungszeit 604–562 v. Chr.). Als Jahr wird manchmal auch 586 v. Chr. angegeben. Jeremia berichtet, dass der Einmarsch nach Jerusalem und die anschließende Zerstörung im 19. Regierungsjahr Nebukadnezars am 10. Aw stattfand (Jer 52,12 ).

Vorgeschichte

Im Jahr 605 v. Chr. besiegte Nebukadnezar bei der Schlacht bei Karkemiš noch als Kronprinz Ägypten. Babylon erlangte damit auch die Oberherrschaft über das Königreich Juda, das jüdische Südreich. Dessen König Jojakim leistete zunächst Tributzahlungen. Im Jahr 601 unterlag Nebukadnezar allerdings einem ägyptischen Heer, woraufhin Juda die Zahlungen einstellte. Nebukadnezar eroberte daraufhin im Jahr 597 v. Chr. erstmals Jerusalem.

Nebukadnezar ließ Jojakims zweiten Nachfolger Zedekia einen Treueeid schwören (2 Chr 36,13  und Ez 17,13 ). Zedekia brach in seinem neunten Regierungsjahr (589 bis 588 v. Chr.) das Versprechen, da er vermutlich Anstrengungen unternommen hatte, eine antibabylonische Koalition zu schmieden (Jer 39,5  und 2 Kön 25,6 ).

Ablauf

Der babylonische Herrscher sandte sein Heer und belagerte Jerusalem ab dem 16. Januar 589 v. Chr. (10. Tebetu; 2 Kön 25,1 ; Hes 24,1 ). Unterbrochen wurde die Belagerung 588 v. Chr. durch das Eingreifen des Pharaos Apries (26. Dynastie), der mit seinem Heer militärische Hilfe zugunsten Judas leistete. Nebukadnezar II. zog zunächst seine Truppen ab und Apries kehrte nach Ägypten zurück. Das ermöglichte den Babyloniern eine erneute Belagerung Jerusalems.

Das babylonische Heer konnte schließlich am 29. Juli 587 v. Chr. (9. Du'uzu) unter Führung des babylonischen Feldherrn Nergal-šarra-uṣur die Stadt Jerusalem erobern und im Laufe des Augusts zerstören. Zedekia floh in das Jordantal, wurde dort aber eingeholt und von seinen Gefolgsleuten verlassen. Er wurde gefangen genommen und zu Nebukadnezar gebracht (Jer 39 ). Dieser ließ Zedekias Söhne vor dessen Augen erschlagen, ihn selbst anschließend blenden und in Ketten nach Babylon führen.

Folgen

Am 20. August 587 v. Chr.greg. (7. Abu) ließ Nebukadnezars Beamter Nabu-šarra-iddina (Nebusaradan), laut der Bibel Kommandant der Leibwache, nach der Plünderung den Tempel (dabei ging vermutlich die Bundeslade verloren) und alle größeren Gebäude Jerusalems in Brand setzen; der Rest der judäischen Oberschicht und ein Teil des Volkes wurden in die Gefangenschaft geführt (siehe Babylonisches Exil). Damit endete das Reich Juda.

Gedenken

In Erinnerung an den Beginn der Belagerung Jerusalems begehen Juden den Assara beTevet, den 10. Tag im Monat Tevet, als „kleinen“ Fastentag.

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Axel Knauf, Hermann Michael Niemann: Geschichte Israels und Judas im Altertum. De Gruyter, Berlin / Boston 2021.
  • Oded Lipschis: The Fall and Rise of Jerusalem: Judah under Babylonian Rule. Eisenbrauns, Winona Lake 2005 (englisch).
  • Ernst Kutsch: Das Jahr der Katastrophe: 587 v. Chr. Kritische Erwägungen zu neueren chronologischen Versuchen. In: Biblica 55/4 (1974), S. 520–545.
  • Elias Auerbach: Wann eroberte Nebukadnezar Jerusalem? In: Vetus Testamentum 11/2 (1961), S. 128–136.

Einzelnachweise

  1. Important breakthrough in Biblical archaeology: Existence of Babylonian official connected with the Fall of Jerusalem and mentioned in the book of Jeremiah confirmed in cuneiform tablet. (Nicht mehr online verfügbar.) British Museum, 2017, archiviert vom Original am 15. Januar 2018; abgerufen am 14. Januar 2018 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Chronologie der Bibel, Baruch-Verlag 2008, S. 125.
  3. siehe hierzu im Vergleich Liste der Herrscher im 7. Jahrhundert v. Chr. und Liste der Herrscher im 6. Jahrhundert v. Chr.
  4. Günter Stemberger und Mirjam Prager (Hrsg.): Die neue große Bibel in Farbe - Lexikon, Zweiburgen Verlag, Weinheim 1983, S. 103 (Nebukadnezar).
  5. Zeittafeln zur Militärgeschichte, Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-0380-0, S. 25, 91.
  6. 1 2 Martin Pfaffenzeller: Bei der Macht von Babylon, in P.M. History #2/2021, Gruner + Jahr, Hamburg 2021, S. 50–57, ISSN 2510-0661.
  7. Die Lade auf dem Weg durch die Jahrhunderte – Wirkungsgeschichte in den biblischen Schriften bis ins Christentum. (PDF; 191 kB) www.weltundumweltderbibel.de, 2021, abgerufen am 9. August 2022.
  8. Asarah be-Tevet. In: Geoffrey Wigoder (Hrsg.): Everyman’s Judaica. An encyclopedic dictionary. Keter, Jerusalem 1975, ISBN 0-7065-1412-2, S. 43 (englisch).
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