Die Färöischen Holzkirchen (färöisch: trækirkja, Pl. trækirkjur) aus dem 19. Jahrhundert gehören zu den architektonisch wichtigsten Baudenkmälern der Färöer. Im engeren Sinne werden hierunter die Kirchengebäude verstanden, die zwischen 1829 und 1847 errichtet wurden.
Vorgeschichte
Schon die Färingersaga erzählt, dass Sigmundur Brestisson nach der Christianisierung der Färöer 999 eine Kirche auf seiner Heimatinsel Skúvoy baute. Archäologisch belegt ist die Kirche von Sandur auf der Nachbarinsel Sandoy, die im gleichen Zeitraum entstanden sein muss. Beides waren Stabkirchen, wie wir sie aus Norwegen kennen. Erhalten sind diese ersten Zeugnisse des Christentums nach der Wikingerzeit auf den Färöern in Sandur nur noch als Fundament der heutigen Kirche, während in Skúvoy lediglich Sigmunds Grabstein vermuten lässt, dass dort seine Kirche stand.
Aus der Zeit des katholischen Bistum Färöer (ca. 1100 bis 1538) sind nur die Ruine des unvollendeten Magnusdoms (ab 1300) und die Ólavskirche (13. Jahrhundert) in Kirkjubøur erhalten. Letztere ist nachweisbar kontinuierlich bis heute im Betrieb und war früher die Domkirche des Landes. Beides sind Steinkirchen. Daneben haben Archäologen die Kirche Úti á Líkhúsi identifiziert. Es ist bisher umstritten, ob es sich dabei um eine weitere erste Kirche aus Sigmunds Zeit handelt, oder aber um die Kirche, die um 1420 angefangen wurde und St. Brendan geweiht war. Zusammen mit dem alten Bischofssitz, dem Kirkjubøargarður bildet dieses Areal den historisch wertvollsten Ort der Färöer. Entsprechend steht es auf der Liste der Kandidaten zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Seit dem Mittelalter waren also Steinkirchen üblich, und erst später verzichtete man auf die Steinmauern und baute nur noch aus Holz. Das ist auf den waldlosen Färöern ein sehr kostbarer Baustoff, den es nur als Treibholz oder Importware gibt.
Die heutige Tórshavner Domkirche ist die zweitälteste intakte Kirche der Färöer. Sie stammt von 1788 und ist die älteste Holzkirche des Landes.
Holzkirchen 1829–1847
Neben den oben genannten Bauten sind die ältesten erhaltenen die Holzkirchen aus der Periode von 1829 bis 1847. Sie stehen generell an Orten, wo schon früher Kirchen existierten, aber nie viel länger als 100 Jahre der Witterung trotzen konnten. Gemeinsame Merkmale dieser insgesamt zehn (ursprünglich 14) Kirchen sind:
- Schwarz geteerte Außenwände aus Holz;
- Traditionelles färöisches Grasdach;
- Kleiner weißer Kirchturm in Form eines Dachreiters, entweder diagonal oder gleichlaufend auf dem Dachfirst (so werden zwei Typen dieser Kirchen unterschieden);
- Weißgestrichener Sockel der aus Naturstein gemauert wurde (Ausnahme: Kirche von Sandur ohne Sockel);
- Interieur aus unbehandeltem oder gebeiztem Holz;
- Mit aufwändigen Schnitzereien verzierter Lettner zwischen Chor und Kirchenschiff;
- Schnitzereien an den Balken, Wänden und Bänken. Der sonstige Schmuck dieser Kirchen ist schlicht.
Voraus ging eine relative Verbesserung der färöischen Wirtschaft, sodass neue Kirchenbauten möglich wurden. Die Holzkirchen dieser Zeit wurden von örtlichen Zimmerleuten oder Bootsbauern gebaut. Alle Schnitzereien stammen von ihnen. Sie sind daher ein Ausdruck der damaligen Volkskunst.
Die älteste Kirche dieser Art steht in Hvalvík (1829). Sie wurde vom Baumeister Joen Michelsen aus Velbastaður gezimmert, der auch an den weiteren Kirchen der Epoche beteiligt war und dafür auf den Färöern berühmt ist.
Die anderen neun färöischen Holzkirchen sind (mit Weihdatum):
- Gøta (1833)
- Strendur (1834)
- Kaldbak (1835)
- Kollafjørður (1837)
- Oyndarfjørður (1838)
- Sandur (1839)
- Nes (1843)
- Porkeri (1847)
- Funningur (1847)
Der aktuelle dänische Reiseführer Turen går til Færørne (2005) schreibt:
- Früher standen die Kirchen für das Publikum offen, aber alles angrapschende Touristen haben dem ein Ende bereitet. Möchte man eine färöische Kirche von innen sehen, kann man am Gottesdienst teilnehmen, der sonntags um 11 oder 12 Uhr stattfindet. Eine andere Möglichkeit ist, im Ort zu fragen, wer den Schlüssel hat und einem die Kirche zeigt.
- Hvalvík 1829
- Das Innere der Kirche von Hvalvík
- Gøta 1833
- Kaldbak 1835
- Kollafjørður 1837
- Oyndarfjørður 1838
- Sandur 1839 (Briefmarke von 2006)
- Nes 1843
- Porkeri 1847
- Das Innere der Kirche von Porkeri
- Funningur 1847
- Das Innere einer färöischen Holzkirche 1899
Siehe auch
Literatur
- Sverri Dahl: Timber Churches of the Faroes, in: Faroe Isles Review, Vol. 1, No. 2, 1976
- Rainer H. Schmeissner: Kirchen, Kreuze und Runen auf den Färöern, Studio-Druck, Regensburg 1979 ISBN 3-922371-00-0
- Jákup Pauli Gregoriussen: Kirkjurnar í Føroyum. auf Färöisch in vier Bänden. Der Autor hat die Bücher reich illustriert (preisgekröntes Standardwerk)
- Gomlu trækirkjurnar. Velbastað: Forlagið í Støplum, 1995 ISBN 99918-914-0-4 (227 S. über die alten Holzkirchen) Info
- Eldru hválvkirkjurnar. Velbastað: Forlagið í Støplum, 1997 ISBN 99918-914-1-2 (308 S. über die älteren Gewölbekirchen; englische Zusammenfassung The Old Vaulted Churches, S. 306–308) Info
- Yngru hválvkirkjurnar. Velbastað: Forlagið í Støplum, 1998. ISBN 99918-914-2-0 (316 S. über die jüngeren Gewölbekirchen; englische Zusammenfassung The New Vaulted Churches, S. 314–316) Info
- Nýggjaru kirkjurnar. Velbastað: Forlagið í Støplum, 1999 ISBN 99918-914-3-9 (326 S. über die neueren Kirchen; englische Zusammenfassung Modern Churches in Faroe, S. 324–326) Info
- Steen Ulrik Johannessen: Turen går til Færøerne, 5. Ausgabe. Kopenhagen: Politikens Forlag 2005 ISBN 87-567-7087-1 (auf Dänisch, 108 S., allgemeiner, detaillierter Reiseführer)
Weblinks
- Folkakirkjan.fo (Offizielle Website der färöischen Volkskirche auf Färöisch. Dort unter Kirkjur og kirkjuráð befinden sich die Seiten der einzelnen Kirchen mit Fotos)