Das Familiengrab Rheinhold auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover gilt als eines der schönsten Grabdenkmäler des 20. Jahrhunderts in der niedersächsischen Landeshauptstadt.
Geschichte
Das Grabmal für die Familie Rheinhold, darunter der Kaufmann Otto Rheinhold, entstand nach dem Tod des 1914 im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohnes Paul Otto Rheinhold. Die Familie beauftragte den Hannoveraner Architekten Hermann Schaedtler zum Bau eines zugleich noblen wie einfachen Pfeilerrunds aus Muschelkalk. Das Grabmal, das von vornherein als Grabstätte der Familie und als Erbbegräbnis konzipiert war, wurde 1915 errichtet. Die Exedra, zählt zu den herausragendsten architektonischen Schöpfungen Schaedtlers in der Sepulkralkultur.
1916 lieferte der Bildhauer Richard Engelmann als Grabstatue eine in Marmor gehauene Trauernde, die teils als Sinnbild, teils für ein leibhaftiges Wesen steht. Während der Kopf der Sitzenden mit geschlossenem Mund leicht gesenkt mit mildem Gesichtsausdruck zu Boden blickt, lässt sich vom Körper das angezogene linke Bein erahnen unter einem einfachen, in großen Faltenröhren bis zum Boden gehenden Gewand. Trotz seiner Größe von 2 Metern ist das Bildwerk „auf eine knappe Form von edlem Leben zurückgeführt.“
Auf der Totentafel zu Füßen der Skulptur sind die mit drei weiteren Namen und Lebens- und Sterbensdaten versehenen erwähnten Mitglieder der Familie aufgelistet, darunter ein als Kind verstorbener Bruder von Paul Otto Rheinhold sowie den 1937 gestorbenen Vater. Die ebenfalls aufgeführte Mutter der beiden Brüder starb als hochbetagte Frau. Sie konnte jedoch nicht in Stöcken bestattet werden, da sie als Angehörige einer Familie mit jüdischen Wurzeln an einem unbekannten Tag im August 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt starb.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 Gert von der Osten (Text), Hildegard Müller (Fotos): Richard Engelmann, Trauernde, Marmor, 2m, Friedhof Stöcken, in dies.: Bildwerke aus drei Jahrhunderten in Hannover. Hrsg. vom Kunstverein Hannover zu seinem 125jährigen Bestehen, Hannover: Kunstverein, 1957, S. 110–111
- 1 2 3 Helmut Knocke: Schaedtler, Hermann, in Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 536; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- 1 2 Merret Vogt: Grabmale als Gedenk- und Erinnerungsmale, in: Weinet nicht, wir sehen uns wieder. Trauerkultur in Hannover von 1600 bis heute ( = Schriften des Historischen Museums Hannover, Band 24), Hrsg.: HMH, Historisches Museum Hannover, Hannover: HMH, 2005, ISBN 978-3-910073-26-5 und ISBN 3-910073-26-3, S. 78–87; hier: S. 79
Koordinaten: 52° 24′ 18,3″ N, 9° 39′ 53,4″ O