Femina-Palast

Femina-Palast im Jahr 2014

Daten
Ort Berlin-Schöneberg
Architekt Richard Bielenberg,
Josef Moser
Baustil Neue Sachlichkeit
Baujahr 1928–1931
Koordinaten 52° 30′ 6″ N, 13° 20′ 17″ O

Der Femina-Palast (femina lateinisch = Frau, auch: Haus Nürnberg, bis Mitte 2021 Ellington Hotel) in Berlin ist ein denkmalgeschütztes Gebäude im Ortsteil Schöneberg des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Der viergeschossige Gebäudekomplex an der Nürnberger Straße 50–56 entstand in den Jahren 1928–1931. In seiner wechselvollen Geschichte war er auch stets ein beliebter Anziehungspunkt im Berliner Nachtleben.

Geschichte

Das Haus wurde im Auftrag des jüdischen Geschäftsmanns Heinrich Liemann nach Plänen von Richard Bielenberg und Josef Moser errichtet. Der 150 Meter lange Bau stellt einen der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Berlin dar. Horizontale Fassadengestaltung, abgerundete Erker und Vorsprünge bilden eine Einheit mit der ansonsten glatten Fassade. Ähnliche Bauwerke in Berlin sind das Mossehaus (1921 bis 1923 Umbau von Erich Mendelsohn und Richard Neutra, ersterem wird der Femina-Palast auch manchmal fälschlich zugeschrieben) das Kathreiner-Haus (1928 bis 1930 von Bruno Paul) oder das Shell-Haus (1930 bis 1932 von Emil Fahrenkamp). Unter der Straße verläuft seit 1913 die Linie U3 („Wilmersdorfer Bahn“) der U-Bahn, was eine besondere Ausführung von Fundament und Kellerräumen erforderte. Auf dem angrenzenden Grundstück Nürnberger Straße 57–59 befand sich der Tauentzienpalast.

Das Haus war als Bürogebäude mit einer Ladenfront im Erdgeschoss konzipiert. Eine besondere Attraktion war der integrierte Ballsaal, der unter dem Namen Femina-Palast einer der beliebtesten Tanzsäle der 1930er Jahre wurde. Stilistisch waren dort Art déco und Bauhausstil miteinander kombiniert.

In den Büroetagen befand sich die Monopolverwaltung für Branntwein.

Da im Zweiten Weltkrieg lediglich der Ballsaal im Quergebäude zerstört worden war, nutzte Hertie bzw. dessen nahegelegene Filiale KaDeWe den Femina-Palast als Notverkauf bis Mitte 1950. Das Künstlerkabarett Die Badewanne bestand ab Mitte 1949 bis Ende des Jahres in einem Kellerraum der Femina-Bar. In der Nachfolge entwickelte sich der Ort zum bekanntesten Jazz-Club Berlins. Selbst amerikanische Jazzgrößen wie Count Basie, Ella Fitzgerald oder Duke Ellington waren hier zu Gast. Die Badewanne war auch der erste Auftrittsort des Kabaretts Die Stachelschweine.

Von 1950 bis 1957 befand sich im Gebäude das Cinema im Tauentzienpalast. Von 1978 bis 1993 befand sich die Diskothek Dschungel in der Hausnummer 53 des Gebäudes und war ein fester Bestandteil des West-Berliner Nachtlebens.

In den Büroetagen war bis 1996 die Berliner Finanzverwaltung mit der Landeshauptkasse Berlin untergebracht. Nach deren Auszug stand das Gebäude einschließlich der Ladengeschäfte leer.

Nach neunjährigem Leerstand unterzeichnete im September 2005 der Bezirk Tempelhof-Schöneberg einen Vertrag zur Umnutzung des denkmalgeschützten Gebäudes. Die neuen Eigentümer Julian und Ekkehard Streletzki realisierten gemeinsam mit der Ideal-Lebensversicherung ein 4-Sterne-Hotel, das am 15. März 2007 eröffnet wurde. Die Fassade und die Innenstruktur des Hauses blieben bei dem von den Architekten Reuter & Schoger geleiteten Umbau weitestgehend erhalten.

Das Ellington Hotel schloss im August 2021. Es bestehen Pläne, den Komplex wieder mit Büroräumen, Geschäftsräumen und Veranstaltungsflächen einschließlich eines Ballsaals zu nutzen.

Commons: Femina-Palast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Biljana Beader: Endlich mal wieder in West-Berlin im Hotel Ellington. In: Unterwegs. Das digitale HRS Reisemagazin. 24. Oktober 2013, abgerufen am 20. Februar 2023 (deutsch).
  2. Das KaDeWe feiert am Donnerstag 100-jähriges Bestehen und lädt seine Kunden zu Torte und Sekt ein: Symbol des Westens. 26. Februar 2007, abgerufen am 20. Februar 2023.
  3. Die Badewanne, Hrsg. Elisabeth Lenk; Katja Meirowsky S. 12
  4. BauNetz: Ellington - Berlin: Tauentzienpalast wird Hotel. 14. März 2007, abgerufen am 20. Februar 2023.
  5. ELLINGTON HOTEL BERLIN - Ihr "Jazz-Hotel" in der Berliner City West. 16. September 2021, archiviert vom Original am 16. September 2021; abgerufen am 20. Februar 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Willkommen in den zwanziger Jahren: Der Femina-Palast in Berlin-Schöneberg wird wiederbelebt. In: Der Tagesspiegel Online. (tagesspiegel.de [abgerufen am 20. Februar 2023]).
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