Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg
Fernmeldeturm 2013
Basisdaten
Ort: Schäferberg in Berlin-Wannsee
Land: Berlin
Staat: Deutschland
Höhenlage: 103 m ü. NHN
Koordinaten: 52° 25′ 2,9″ N, 13° 7′ 39,6″ O
Verwendung: Fernmeldeturm, Rundfunksender
Zugänglichkeit: Sendeturm öffentlich nicht zugänglich
Besitzer: Deutsche Funkturm
Turmdaten
Bauzeit: 1961–1963
Betriebszeit: seit 1964
Gesamthöhe: 212 m
Betriebs­räume: 101,6 m, 132,44 m
Daten zur Sendeanlage
Letzter Umbau (Antenne): 2001
Letzter Umbau (Sender): 29. März 2017
Wellenbereich: Band II, Band III, Band IV+V
Rundfunk: Hörfunk, Fernsehen
Sendetypen: UKW, DAB+, DVB-T2 HD, Richtfunk, Mobilfunk, Amateurfunkdienst
Weitere Daten
Eröffnung: 18. Juli 1964
Höhe Turmschaft: 186,5 m
Durchmesser Turmschaft unten: 12 m
Durchmesser Turmschaft in 97 m: 6,91 m

Positionskarte
Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg

Der Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg ist ein für die Öffentlichkeit nicht zugänglicher Fernmeldeturm auf dem 103 m ü. NHN hohen Schäferberg im Südwesten von Berlin (Ortsteil Wannsee, Bezirk Steglitz-Zehlendorf). Mit 212 Metern Höhe nimmt er auf der Liste der höchsten Bauwerke in Berlin nach dem Fernsehturm und dem Sender Scholzplatz den dritten Platz ein. Der Turm wurde im Auftrag der Landespostdirektion Berlin von dem Essener Unternehmen Hochtief errichtet und am 18. Juli 1964 in Betrieb genommen. Architekt war Hans Gerds, Ingenieur war Walther Pieckert. Eigentümer des Bauwerks ist heute die Deutsche Funkturm (DFMG), eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster, die seit Februar 2023 zu 51 % dem kanadischen Unternehmen Brookfield Asset Management und der US-Firma DigitalBridge gehört.

Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme diente er primär zur Realisierung von Richtfunkverbindungen nach Westdeutschland über das Gebiet der DDR, zusätzlich waren bereits zwei Rundfunksender für das 2. und 3. Fernsehprogramm (ZDF und „Nordkette“) installiert. Heute sind dort, neben Einrichtungen für den Mobilfunk, mehrere Sendeanlagen für die Verbreitung des öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunks installiert. Diese umfassen den Hörfunk in analoger (FM auf Ultrakurzwelle/Band II) und digitaler (DAB+ auf Band III) Technik sowie das Fernsehen im Digitalstandard DVB-T2 HD auf Band IV/V. Außerdem befindet sich auf dem Funkturm ein Amateurfunkrelais, welches im 2-m-Band und im 70-cm-Band Sendungen auffängt und ausstrahlt.

Geschichte

Hintergrund

Zur Entlastung der Richtfunkstelle Nikolassee war bereits 1959 auf dem Schäferberg in der Nähe des Strandbads Wannsee ein 45 m hoher freistehender Stahlfachwerkturm (Richtfunkstelle Berlin 3) errichtet worden. Er trug zwei Parabolantennen von jeweils 10 m Durchmesser. Erstmals wurde im 2-GHz-Bereich der Troposcatter-Richtfunk erprobt. Gesendet wurde mit 1 kW mit einem Klystron. Im Endausbau waren 360 Fernsprechkanäle (3 × 120) verfügbar. Gegenstation war die 190 Kilometer entfernte Richtfunkstelle Torfhaus im Oberharz, wo eine baugleiche Anlage stand, die in den 1990er Jahren wieder abgebaut wurde. Der Berliner Turm dient nach Demontage der Parabolspiegel heute vorwiegend dem Mobilfunk.

Bau

Am 17. März 1961 wurde mit dem Eingießen des Betons in die 13 Meter tiefe Baugrube von einem Durchmesser von 71,6 Metern begonnen. Ende Oktober 1962 war der Rohbau beendet. In einer Höhe von 101,6 Metern bis 132,44 Metern besitzt der Turm sechs Betriebsgeschosse (Nr. 28 bis 33). Der 186,5 Meter hohe Turmschaft hat unten einen Außendurchmesser von 12 Meter. In 97 Metern Höhe, unterhalb der Betriebsgeschosse, beträgt der Durchmesser 6,91 Meter. Die Wanddicke liegt unten bei 75 Zentimetern und reduziert sich nach oben auf 55 Zentimeter.

Funktechnik

Zunächst wurden vom neuen Turm Verbindungen im 250-MHz-Bereich (später auf 400 MHz umgestellt) zu der nur 135 Kilometer entfernten Richtfunkstelle auf dem Höhbeck (Mast Gartow 1) realisiert. Als Richtantennen dienten quadratische Gitterkonstruktionen auf den oberen Turmplattformen bzw. der Turmspitze. Mit hohen Sendeleistungen wurde der (wetterabhängige) Beugungseffekt der Radiowellen ausgenutzt. Im Vollausbau waren so 2400 Fernsprechkanäle (20 × 120) verfügbar. Kurz nach der Wiedervereinigung wurden die wartungsintensiven und über 20 Jahre alten Anlagen 1991 abgeschaltet.

Im Spätsommer 1966 wurden für zusätzliche Scatter-Richtfunkstrecken nach Torfhaus im Harz am unteren Turmschaft in 35 bzw. 55 Metern über dem Boden zwei Cassegrain-Parabolantennen von je 18 Metern Durchmesser installiert. Sie hatten eine Masse von jeweils 10 Tonnen; dazu kam die Befestigungskonstruktion von jeweils fünf Tonnen. Wegen dieser insgesamt 30 Tonnen schweren Antennenanlage, die überdies eine hohe zusätzliche Windlast erzeugte, musste der Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg für dreimal größere Beanspruchungen dimensioniert werden als der gleich hohe Stuttgarter Fernsehturm. Die dem Wind ausgesetzte Turmfläche mit allen Antennen betrug 780 m2. Die Richtantennen erforderten eine hohe Steifigkeit. Die Auslenkung der Turmspitze betrug bei schwachem Wind etwa 20 Zentimeter; im Maximum traten 1,7 Meter auf. In Höhe der Betriebsgeschosse waren es rund 50 cm.

In Torfhaus wurde zeitgleich ein 57 Meter hoher Stahlfachwerkturm mit ebenfalls zwei 18-Meter-Parabolspiegeln aufgebaut. Die ersten Verbindungen vom FMT Schäferberg nach Torfhaus gingen im Juli 1967 in Betrieb. Im Vollausbau waren bei einer Senderausgangsleistung von 1 kW auf Frequenzen um 1,9 GHz drei Betriebslinien zu je 960 analogen Fernsprechkanälen (3 × 960 = 2880 Kanäle) realisiert, die zusätzlich die Übertragung von zwei analogen Fernsehprogrammen erlaubten (Austauschleitung). Die im Jahr 1987 erneuerten Scatter-Richtfunkgeräte waren noch bis Anfang 1995 in Betrieb. Die beiden großen Parabolspiegel am Turm Schäferberg wurden am 11./12. November 1996 demontiert. Der Stahlfachwerkturm in Torfhaus, dessen große Parabolspiegel ebenfalls abgebaut wurden, dient weiter als Träger von Richtfunk- und Mobilfunkantennen.

DRM-Versuchssender

Zur Funkausstellung 2001 wurden DRM-Versuchssendungen im Gleichwellenbetrieb auf der Frequenz 1485 kHz im Mittelwellenbereich vom Fernmeldeturm Schäferberg, der Richtfunkanlage Berlin-Frohnau und in Rüdersdorf abgestrahlt. Hierfür waren an den drei Standorten separate Langdrahtantennen installiert.

Frequenzen und Programme

Analoges Radio (UKW)

Der Privatsender BB Radio nutzte bis zum 12. Dezember 2016 seine für den Berliner Fernsehturm Alex koordinierte Frequenz 107,5 MHz mit erlaubten 100 kW alternativ vom Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg mit nur 13 kW, seitdem sendet sie wieder vom ursprünglich koordinierten Standort auf dem Fernsehturm mit 40 kW.

Beim Antennendiagramm sind im Falle gerichteter Strahlung die Hauptstrahlrichtungen in Grad angegeben.

Frequenz 
(MHz)
Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
89,2 Radio Potsdam POTSDAM_ 103B - 0,5 D (240°-290°) H
90,7 88vier 88vier 1A2A - 0,1 D (70°-110°) H
94,8 BBC World Service BBCWorld D02E - 4 D (0°-100°, 160°-240°) H

Digitales Radio (DAB)

Seit 2. August 2021 wird der Fernmeldeturm Schäfersberg für die Ausstrahlung privater Radioprogramme nach dem Digitalradiostandard genutzt.

DAB wird meist in horizontaler Polarisation und im Gleichwellenbetrieb mit anderen Sendern ausgestrahlt. Für den Kanal 12D werden vertikale Strahler in niedrigerer Höhe verwendet.

Block Programme ERP
(kW)
Antennen-
diagramm

rund (ND)/
gerichtet (D)
Gleichwellennetz (SFN)
12D
Berlin/BRBG K12D
(D__00012)
DAB+-Block der Media Broadcast: 10 ND

Digitales Fernsehen (DVB-T2)

Am 29. März 2017 wurde der Regelbetrieb von DVB-T2 HD aufgenommen. Seitdem senden im DVB-T2-Standard die Programme der ARD (rbb-Mux), des ZDF sowie das kommerzielle Angebot von freenet TV (in Irdeto verschlüsselt) im HEVC-Videokodierverfahren und in Full-HD-Auflösung. Die DVB-T2 HD-Ausstrahlungen vom Sender Berlin-Schäferberg sind im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten.

Alle kursiv dargestellten Sender sind verschlüsselt und nur über die DVB-T2 HD-Plattform freenet TV empfangbar.

Kanal Fre­quenz 
(MHz)
Multiplex Programme im Multiplex ERP 
(kW)
An­tennen­dia­gramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polari­sation
hori­zontal (H) /
vertikal (V)
Modu­lations­ver­fahren FEC Guard­inter­vall Bitrate 
(MBit/s)
Gleichwellennetz (SFN)
25 506 rbb 1 (ARD) 50 ND H 64-QAM 3/5 19/256 23,6 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz), Frankfurt/Oder (Booßen)
40 626 rbb 2 (ARD) 50 ND H 64-QAM 3/5 19/256 23,6 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz), Frankfurt/Oder (Booßen)
33 570 Substream 0:

ZDF

(ZDFmobil)

Substream 1: MEDIA BROADCAST

Substream 0:

Substream 1:

50 ND H 64-QAM 3/5 19/128 22 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Frankfurt/Oder (Booßen)
27 522 MEDIA BROADCAST

(RTL Group)

50 ND H 64-QAM 2/3 1/16 27,6 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)
31 554 MEDIA BROADCAST

(ProSiebenSat.1 Media)

50 ND H 64-QAM 2/3 1/16 27,6 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)
42 642 MEDIA BROADCAST Substream 0:

Substream 1:

  • freenet.TV Info
  • ssu (System Software Update service)
50 ND H 64-QAM 2/3 1/16 27,6 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)

Digitales Fernsehen (DVB-T)

Die DVB-T-Ausstrahlungen vom Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg endeten im Wesentlichen am 29. März 2017. Sie liefen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten. In Deutschland war dieses Sendernetz, als es 2003 schrittweise startete, das Erste seiner Art. Übergangsweise werden auf K47/682 MHz derzeit noch die Programme 1-2-3.tv und Juwelo TV / Spreekanal (beide vorher K59/778 MHz) im DVB-T-Modus abgestrahlt.

Kanal Fre­quenz 
(MHz)
Multiplex Programme im Multiplex ERP 
(kW)
An­tennen­dia­gramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polari­sation
hori­zontal (H) /
vertikal (V)
Modu­lations­ver­fahren FEC Guard­inter­vall Bitrate 
(MBit/s)
Gleichwellennetz (SFN)
25 506 RTL Group Berlin 50 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex
27 522 ARD Digital (rbb) 50 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)
33 570 ZDFmobil 50 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/4 13,27 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Frankfurt/Oder (Booßen)
39 618 Gemischt Berlin 4 50 ND H 64-QAM 2/3 1/8 22,12 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex
44 658 ProSiebenSat.1 Media Berlin 50 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex
47 682 ARD regional (rbb) Berlin 50 ND H 16-QAM
(8-k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex, Berlin-Charlottenburg (Scholzplatz)
50 706 Gemischt Berlin 1 50 ND H 16-QAM
(8-k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex
56 754 Gemischt Berlin 2 20 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex
59 778 Gemischt Berlin 3 5 ND H 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/8 14,75 Berlin-Wannsee (Schäferberg), Berliner Fernsehturm Alex

Analoges Fernsehen

Bis zur Umstellung auf DVB-T wurden vom Schäferberg folgende Programme in analogem PAL gesendet:

Kanal Frequenz 
(MHz)
Programm ERP
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
22 479,25 Fernsehen aus Berlin (FAB) 25 D H
25 503,25 Sat.1 125 D H
29 535,25 VOX 14,1 D H
33 567,25 ZDF 330 ND H
39 615,25 SFB1 200 ND H
47 679,25 RTL II 100 D H
56 751,25 RTL 100 D H

Erdfunkstelle Wannsee

In unmittelbarer Nähe des Fernmeldeturm Schäferberg befindet sich die Erdfunkstelle Wannsee die im Besitz der Deutschen Bundespost, später Deutschen Telekom war und durch die Firma KB Impuls Service GmbH (KBISAT) übernommen wurde.()

Galerie

Literatur

Siehe auch

Commons: Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Müller: Symbol mit Aussicht. Der Ost-Berliner Fernsehturm. 2. Aufl. Verlag für Bauwesen, Berlin 2000, ISBN 3-345-00761-4, S. 69
  2. http://www.senderfotos-bb.de/wannsee.htm
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