Steatopygie (griechisch στέαρ stéar, deutsch Fett und πυγή pygē ‚Gesäß‘) oder Fettsteiß ist eine Fettablagerung am Steiß bzw. Gesäß.

Begriffsgeschichte

In der deutschen Sprache wurde der Begriff in der Zeit des Kolonialismus geprägt, so definierte Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon 1911:

„Steatopygīe (grch.), Fettsteiß, übermäßige Fettanhäufung am Gesäß der Hottentottinnen und Buschweiber.“

sowie Meyers Großes Konversations-Lexikon 1909:

„Steatopygīe (griech.), übermäßige Fettanhäufung am Gesäß bei verschiedenen Rassen, namentlich den weiblichen Hottentotten […], soll nach Piette auch den vorgeschichtlichen Bewohnern Frankreichs (Solutrézeit) eigentümlich gewesen sein. […]“

Otto Dornblüth definierte Steatopygie in seinem klinischen Wörterbuch 1927 als:

„die bei Frauen ohnehin schon vorhandene Neigung zu Fettansatz an dieser Stelle findet sich bei manchen wilden Stämmen (Hottentotten- und Buschweibern) ganz bes. entwickelt. Aber auch an e. Elfenbeinfigürchen der Urmenschen von Moustiers (alt. Steinzeit), genannt Venus von Moustiers.“

Otto Dornblüth: Klinisches Wörterbuch. 13./14. Auflage. 1927.

Eine größere Berühmtheit erhielt Sarah Baartman, die als „Hottentot Venus“ in Europa zur Schau gestellt sowie nach ihrem Tode medizinisch seziert wurde. Heute wird der Begriff im Zusammenhang der „Rassentheorien“ sowie der kolonialen Schilderungen insbesondere der sogenannten „Hottentotten“ als sexistisch-rassistisch abgelehnt.

Medizin und Zoologie

Das medizinische Lexikon Roche definiert Steatomerie als „zonale Fettsucht, Adipositas“; im engeren Sinne auch als „der Fettsteiß (= Steatopygie)“ und „die femorale Adipositas (= Steatotrochanterie)“. In der Pathologie nennt man eine Fettvermehrung (Fettsteiß) in der Sakralregion auch Pygopegie, in der Zoologie wird im Fettsteiß auch das isolierende Unterhautfett als Höcker oder in einzelnen Körperregionen konzentriert. Beim Menschen wird die Tendenz, im Lebensverlauf ein voluminöseres Gesäß zu entwickeln, als Steatopygie bezeichnet.

Einzelnachweise

  1. Steatopygie, die. duden.de; abgerufen am 17. Dezember 2013.
  2. A. Hüter-Becker: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3-13-136871-3, S. 301. books.google.de
  3. Steatopygīe. In: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. 5. Auflage. Band 2, F. A. Brockhaus, Leipzig 1911, S. 756.
  4. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 18. Leipzig 1909, S. 880. zeno.org
  5. textlog.de abgerufen am 21. Dezember 2013.
  6. Wie ein wildes Tier begafft: Das Schicksal der Sarah Baartman. FAZ.net, 31. Januar 2006.
  7. Harald Haarmann: Schwarz, eine kleine Kulturgeschichte. Lang, Frankfurt 2005, S. 88 books.google.de
  8. Eckhard Rohrmann: Mythen und Realitäten des Anders-Seins. Springer 2007, S. 90. books.google.de
  9. Ingo Warnke: Deutsche Sprache und Kolonialismus: Aspekte Der Nationalen Kommunikation 1884 und 1919. Walter de Gruyter, 2009, S. 179. books.google.de
  10. Brigitte Fuchs: »Rasse«, »Volk«, Geschlecht: Anthropologische Diskurse in Österreich 1850–1960. Campus Verlag 2003, S. 44, books.google.de
  11. Steatomerie. In: Roche Lexikon Medizin. 5. Auflage. Urban & Fischer, 2003, abgerufen am 22. Dezember 2013.
  12. Hans Bankl: Arbeitsbuch Pathologie. Band 2: Allgemeine Pathologie. Facultas, 2002, S. 65.
  13. Lothar Dittrich: Tiere in menschlicher Obhut: Grundlagen Zootierhaltung. 2007.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.