Das Steinbeil, auch Fläche oder Flächenhammer, ist ein Werkzeug der Steinmetze, um ebene Flächen herzustellen und zu gestalten. Es ist ein beidhändig geführtes Werkzeug, hat seine historischen Wurzeln in der Romanik und wurde nach der Mitte des 15. Jahrhunderts vom Scharriereisen verdrängt. Es wird auch heute noch in der handwerklichen Bearbeitung durch Steinmetze verwendet.
Aufbau, Varianten und Funktion
Steinbeile haben eine Schneidenbreite bis ca. 100 mm, üblicherweise aber etwa 40 bis 60 mm. Diese heutzutage verwendeten Steinbeile haben zumeist eine Schneide aus eingelötetem Hartmetall. Bei größerer Schneidenbreite wird es auch Flächbeil, Fläche oder Zweifläche genannt. Unter Steinmetzen ist meist die Bezeichnung Fläche gebräuchlich. Sehr schmale Flächen mit Schneidenbreiten von nicht mehr als etwa 30 mm werden vom Ulmer Münsterbaumeister Karl Friederich als Pille bezeichnet.
Die Fläche hat zwei beilähnliche Schneiden. Eine Fläche wird abhängig von der Härte des zu bearbeitenden Steines unterschiedlich stark ausgeschmiedet. Der meist aus Eschenholz bestehende Stiel ist 30 bis 40 Zentimeter lang, der geschmiedete Kopf wiegt zwei bis drei Kilogramm. Die Flächen bestehen aus geschmiedetem Werkzeugstahl.
Steinbeile werden beidhändig geführt und dienen bei der Sandstein- und Kalksteinbearbeitung nach dem Spitzen einem Einebnen der bearbeiteten Fläche. Die so hergestellten Oberflächen werden als geflächt bezeichnet. Bei einer zeitlichen Zuordnung von historischen Bauwerken und Steinoberflächen wurden die Spuren der Steinbeile herangezogen, je nachdem wie die Hiebe gesetzt bzw. die Oberfläche übergeflächt wurden. Die mit Pillen hergestellten Oberflächen oder Profilierungen in der gotischen Zeitepoche, etwa Hohlkehlen, werden von Karl Friedrich auch als „gepillt“ bezeichnet. Wenn die Spitzeisenhiebe nach der Bearbeitung mit der Fläche noch sichtbar sind, sprechen Steinmetze heutzutage von „überflächten“ Oberflächen.
Im Gegensatz zu den Flächen mit glatter Schneide, die auch Glattfläche genannt werden, werden Steinbeile, deren Schneiden gezahnt sind, Zahnflächen genannt. Es gibt auch Flächen mit einer glatten und einer gezahnten Schneide. Die einzelnen Zähne der Zahnflächen können spitz oder als kurze Schneiden mit einigen Millimetern Breite ausgeschmiedet sein.
Flächenbeile waren von der Romanik bis ins späte Mittelalter die wichtigsten Werkzeuge zur Endbearbeitung von Steinoberflächen, bis sie etwa ab Mitte des 15. Jahrhunderts zunehmend vom Scharriereisen abgelöst wurden.
In Frankreich wird eine Fläche in der Steinbearbeitung benutzt, die auf einer Seite eine Schneide aufweist, die eine parallel zum Stiel sowie eine quergestellte Schneide aufweist, eine sogenannte Dechsel. Dieses französische Werkzeug wird Polka genannt.
Darstellung auf Wappen
Ähnliche Werkzeuge
Berufe
Literatur
- Reiner Flassig: Historische Steinbearbeitung. In: Bildungszentrum für das Steinmetz- und Bildhauerhandwerk (Hrsg.): Steinmetzpraxis: Das Handbuch für die tägliche Arbeit mit Naturstein. 2., überarbeitete Auflage. Ebner Verlag, Ulm 1994, ISBN 3-87188-138-4, S. 310 ff.
- Karl Friedrich: Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jahrhundert. Filser, Augsburg 1932.
- Friedrich Kobler: Fläche (Werkzeug). In: Otto Schmitt u. a. (Hrsg.): Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 9, 1992, Spalten 507–535.
- Peter Völkle: Werkplanung und Steinbearbeitung im Mittelalter. Ebner Verlag, Ulm 2016, ISBN 978-3-87188-258-6.
Einzelnachweise
- ↑ Karl Friederich: Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jahrhundert. Filser, Augsburg 1932, S. 66.
- ↑ Ludger Alscher et al. (Hrsg.): Lexikon der Kunst. Band I. Verlag das Europäische Buch, Westberlin 1984, S. 718.