Französische Gemeinschaft Belgiens
Franse Gemeenschap van België (niederländisch)
Communauté française de Belgique (französisch)
Wappen Flagge
Gliedstaat des Königreichs Belgien
Art des Gliedstaates: Gemeinschaft
Amtssprache: Französisch
Verwaltungssitz: Brüssel
Einwohner: 4.200.000 (2006, davon:
Wallonie 3.602.216 (2016, abzüglich de, fl)
Brüssel 1.138.876 (2012, abzüglich fl, de))
Feiertag: 27. September
Ministerpräsident: Pierre-Yves Jeholet (PS)
Website: www.federation-wallonie-bruxelles.be
Lage in Belgien

Die Französische Gemeinschaft Belgiens (französisch Communauté française de Belgique, niederländisch Franse Gemeenschap van België) ist neben der Flämischen Gemeinschaft und der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine der drei Gemeinschaften des Königreichs Belgien und somit ein Gliedstaat des belgischen Bundesstaates.

Kontroverse um Bezeichnung

Die von frankophoner Seite eingeführte – in die Verfassung Belgiens nicht eingegangene und von flämischer Seite nicht akzeptierte – Eigenbezeichnung lautet Fédération Wallonie-Bruxelles („Föderation Wallonie-Brüssel“). Flämische und frankophone Politiker werfen sich gegenseitig vor, die zweisprachige Region Brüssel-Hauptstadt jeweils für ihre eigene Seite zu beanspruchen, was ein Grund für die Ablehnung der Bezeichnung Fédération Wallonie-Bruxelles durch die flämische Seite ist.

Am 25. Mai 2011 wurde die Bezeichnung Französische Gemeinschaft Belgiens durch einseitigen Beschluss des Parlaments der Französischen Gemeinschaft Belgiens durch die Bezeichnung Fédération Wallonie-Bruxelles („Föderation Wallonie-Brüssel“) ersetzt. Durch die Umbenennung sollten sowohl die Eigenständigkeit Brüssels als Region als auch die Zusammengehörigkeit der frankophonen Einwohner Brüssels und der Wallonie betont werden. Insbesondere die Eigenständigkeit Brüssels ist von flämischer Seite im Vorfeld hinterfragt worden, da Brüssel historisch lange eine niederländischsprachige Stadt war und von flämischer Seite auch heute noch als flämisch beansprucht wird. Die Umbenennung rief die Kritik flämischer Politiker hervor, die in der ausdrücklichen Betonung Brüssels im neuen Namen einen Schritt hin zur Annexion Brüssels durch die Französische Gemeinschaft sahen. Der Ministerpräsident der Flämischen Region Kris Peeters verweigerte eine Anerkennung der Organe dieser Föderation, da sie keine verfassungsrechtliche Legitimation habe. Die Umbenennung der Französischen Gemeinschaft Belgiens in Föderation Wallonie-Brüssel wird von ihren meist flämischen Kritikern oft als ein politisch-taktisches Instrument der französischsprachigen Politiker angesehen. Aus einer im März 2013 durchgeführten Umfrage, wonach sich 68 Prozent der Brüsseler im Falle der Aufspaltung Belgiens für ein unabhängiges Brüssel aussprachen, wohingegen sich nur 26 Prozent der befragten Brüsseler für eine Föderation mit der Wallonie erwärmen konnten, wird fehlender Rückhalt für die Umbenennung abgeleitet.

Als Resultat der verfassungsrechtlichen Bedenken erscheint der Name Französische Gemeinschaft Belgiens zwar weiterhin in der Verfassung Belgiens, während in den Veröffentlichungen der Französischen Gemeinschaft der Name Föderation Wallonie-Brüssel durchgehend verwendet wird. Die Deutschsprachige Gemeinschaft verwendet die Bezeichnung Französische Gemeinschaft, aber teilweise auch Föderation Wallonie-Brüssel. Gleichzeitig mit dem neuen Namen wurde ein neues Logo vorgestellt. Statt des roten Hahns auf gelbem Grund wird ein Logo aus drei stilisierten Buchstaben (FWB) in den Farben Rot, Gelb und Blau verwendet.

Geographischer Zuständigkeitsbereich

Die Französische Gemeinschaft Belgiens ist zuständig sowohl für den größten (französischsprachigen) Teil der Wallonischen Region als auch für den französischsprachigen Teil der Bevölkerung der Region Brüssel-Hauptstadt. Sie ist nicht zuständig für die Bewohner des Gebietes der Deutschsprachigen Gemeinschaft, welches in der Wallonischen Region liegt und sie ist ebenfalls nicht zuständig für den niederländischsprachigen Teil der Bevölkerung in der Region Brüssel-Hauptstadt.

Institutionen

Die Französische Gemeinschaft Belgiens verfügt über ein Parlament (französisch Parlement de la Communauté française de Belgique) und eine diesem verantwortliche Regierung. Der Sitz der Institutionen der Französischen Gemeinschaft Belgiens ist Brüssel.

Ministerpräsidenten der Französischen Gemeinschaft
NameBeginn der AmtszeitEnde der AmtszeitPartei
Philippe Moureaux (erstes Mal)22. Dezember 19819. Dezember 1985PS
Philippe Monfils9. Dezember 19852. Februar 1988PRL
Philippe Moureaux (zweites Mal)2. Februar 19889. Mai 1988PS
Valmy Feaux11. Mai 19887. Januar 1992PS
Bernard Anselme7. Januar 19924. Mai 1993PS
Laurette Onkelinx6. Mai 199313. Juli 1999PS
Hervé Hasquin14. Juli 199918. Juli 2004PRL/MR
Marie Arena19. Juli 200420. März 2008PS
Rudy Demotte20. März 200817. September 2019PS
Pierre-Yves Jeholet17. September 2019amtierendMR

Kompetenzen

In die Zuständigkeit der Gemeinschaften fallen in Belgien Kultur, Bildung, Sprache und Teile des Sozialwesens.

Siehe auch

  • die Flämische Gemeinschaft, die das niederländische Sprachgebiet sowie das zweisprachige Gebiet Brüssel-Hauptstadt umfasst
  • die Deutschsprachige Gemeinschaft (im deutschsprachigen Belgien oft „DG“ abgekürzt), die ausschließlich das deutsche Sprachgebiet umfasst

Commons: Französische Gemeinschaft Belgiens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Umbenennung FWB (französisch)
  2. Link zur Umbenennung
  3. Kris Peeters erkennt die FWB nicht an. In: De Standaard, 25. Mai 2011 (niederländisch)
  4. Brusselaars liever onafhankelijk als België barst. In: De Standaard, 23. März 2013 (niederländisch)
  5. Brüssel lieber unabhängig. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.) deredactie.be, 23. März 2013 (deutsch)
  6. Seite auf OstbelgienLive.be. Info: Nicht erreichbar am 9. Mai 2021.
  7. Delegation der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der Französischen Gemeinschaft und der Wallonischen Region in Berlin. In: Außenstellen, 2021. Ostbelgien – Bürgerinformationsportal der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Auf OstbelgienLive.be, abgerufen am 9. Mai 2021.
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