Franz Lenze (* 5. November 1878 in Düren; † 12. November 1937 in Nauen) war ein deutscher Ingenieur, Industriemanager und Pionier der Ferngasversorgung.
Leben und Wirken
Franz Lenze wurde als Sohn des städtischen Gaswerksdirektors Philipp Lenze und seiner Frau Maria Elisabeth Hülster in Düren geboren. Nach dem Schulbesuch studierte er Maschinenbau und Chemie an der Technischen Hochschule Karlsruhe und machte dort 1903 seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur. Danach sammelte er erste berufliche Erfahrungen bei der Thüringer Gasgesellschaft in Niedersedlitz bei Dresden. 1906 wechselte er zum Gas- und Wasserwerk der Stadt Mülheim an der Ruhr, wo der Industrielle und Konzernchef August Thyssen auf ihn aufmerksam geworden war. Als Oberingenieur und Mitgeschäftsführer der Wasserwerk Thyssen & Cie. GmbH formte der Kokereifachmann aus den Gas- und Wasserversorgungsbetrieben des Konzerns das erste deutsche Ferngasversorgungsunternehmen, die Thyssensche Gas- und Wasserwerke GmbH.
Daneben betätigte sich Lenze auch als Erfinder. Seine beiden wichtigsten Patente waren die mit Andreas Borchardt entwickelte Tiefkühlung zur Entfernung von Naphthalin, Ammoniak und Wasserdampf aus Kohledestillationsgasen sowie das Turmreinigungsverfahren für Kokereigas (Verfahren Lenze), das die trockene Gasreinigung rationeller und preiswerter machte. 1931 wurde Franz Lenze von der Technischen Hochschule Karlsruhe in Anerkennung seiner Verdienste um die Kohlenweiterverarbeitung der Ehrendoktortitel verliehen. Vom Verein der Deutschen Gas- und Wasserfachleute erhielt Lenze die Bunsen-Pettenkofer-Ehrentafel. Lenze war zudem Mitglied im Kuratorium des 1912 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr.
Franz Lenze wohnte in dem von August Thyssen 1890 erworbenen Schloss Styrum in Mülheim-Styrum und saß von 1919 bis 1933 als Abgeordneter der Zentrumspartei in der Mülheimer Stadtverordnetenversammlung. Nach der Auflösung dieses Gremiums durch die Nationalsozialisten amtierte er von 1934 bis 1935 als ernannter städtischer Ratsherr. Von 1920 bis zur Auflösung 1933 war er Abgeordneter im Rheinischen Provinziallandtag.
Während einer Dienstreise nach Berlin verunglückte Lenze im November 1937 auf einer Landstraße im brandenburgischen Nauen und verstarb am Tag darauf an den Folgen. Begraben wurde er auf dem katholischen Friedhof in Duisburg-Hamborn.
Literatur
- Michael A. Kanther: Systeminnovation im Ruhrgebiet – Die westdeutsche Gas-Fernversorgung von den Anfängen bis zum Beginn der Erdgaslieferungen (1910–1966), in: Forum Geschichtskultur Ruhr, Heft 2/2011, S. 45–51.
- Gertrud Milkereit: Franz Lenze – Der Fachmann für Gas und Wasser, in: Niederrheinkammer, Ausgabe Januar 1987, S. 40.
- Christian Böse, Michael Farrenkopf: Zeche am Strom. Die Geschichte des Bergwerks Walsum. Bochum 2015 (2. Auflage), ISBN 978-3-937203-71-3
Weitere Quellen
- ThyssenKrupp Konzernarchiv (Duisburg): A/1786.
- Archiv der Stiftung für Industriegeschichte Thyssen (Duisburg): NROE/46
- Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr: Bestände 1211, 1290 u. 1550
- Schacht 1 der Zeche Walsum wurde nach ihm benannt
Weblinks
- Biographie im Portal Rheinische Geschichte