Der Kunstverein Freiburg ist ein 1827 in Freiburg im Breisgau gegründeter Kunstverein, der sich der Förderung zeitgenössischer Kunst widmet. Der Verein hat seine Ausstellungs- und Geschäftsräume im Marienbad, einem ehemaligen Schwimmbad in der Freiburger Altstadt.
Geschichte
Der 1827 gegründete Kunstverein Freiburg gehört zu den ältesten Kunstvereinen Deutschlands. Um 1914 zählte der Verein 600 Mitglieder, bei 85.000 Einwohnern. Im ausgehenden 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts befasste sich der Verein vornehmlich mit der Klassischen Moderne. Vom 2. September bis 4. Oktober 1916 fand in der Kunsthalle an der Friedrichstraße die Schau "Adolf Hölzel und sein Kreis" statt. Neben Bildern von Hölzel waren Arbeiten von Oskar Schlemmer, Willi Baumeister, Johannes Itten, Ida Kerkovius und anderen zu sehen. Als Wanderausstellung gedacht, waren die Werke wegen des Krieges nur noch in Frankfurt am Main zu sehen. Heute zeigt der Verein im Jahr ungefähr fünf bis acht größere Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, organisiert Vorträge und andere Bildungsangebote und veranstaltet Kunstreisen.
2008 hatte der Kunstverein gut 500 Mitglieder und ein Jahresbudget von knapp 180.000 Euro. Direktor des Kunstvereins war von 1990 bis 2000 Stephan Berg, dann Dorothea Strauss, die 2005 von Felicity Lunn abgelöst wurde. Von 2008 bis 2016 leitete Caroline Käding den Kunstverein. Derzeit ist Heinrich Dietz Direktor, der zuvor als Kurator an der Kestnergesellschaft und am Museum Kurhaus Kleve tätig war.
Kunsthalle
Lange Jahre residierte der Kunstverein in wechselnden Unterkünften, unter anderem im Großherzoglichen Palais, im alten Schulgebäude St. Ursula, in der ehemaligen Hauptwache am Münsterplatz und dann am Karlsplatz. Während des Ersten Weltkriegs wurde Freiburg ständig bombardiert und viele öffentliche Gebäude wurden in Lazarette umgewandelt, so auch 1915 der 1896 provisorisch nachträglich aus Holz gebaute Oberlichtsaal des Kunstvereins am Karlsplatz. Daher wurde unter seinem langjährigen Vorsitzenden August Gruber der Bau einer Kunsthalle vorangetrieben. Drei Stifter – der Fabrikant Adolf Mez, der Weinhändler, Gutsbesitzer und Reichstagsabgeordneter Josef Hebting und der Zahnarzt Karl Günther – hatten Vermögen in Stiftungen zugunsten eines Neubaus eingebracht, das inzwischen auf 100.000 Mark angewachsen war. Zunächst sollte neben der AOK am Fahnenbergplatz gebaut werden, doch dann lief es auf die Friedrichstraße (heute Friedrichring) als Baugrundstück hinaus. Doch es gab auch kritische Stimmen, die unter anderem die Fällung alter Bäume bemängelten. Als Sieger ging aus einem Wettbewerb der Entwurf des Freiburger Architekten Rudolf Schmid hervor. 95.000 Mark wurden als Bausumme fixiert, für nachträgliche Wünsche wie Unterkellerung kamen später noch einmal 5.000 Mark hinzu. Während des Krieges wurde gebaut und am 15. Dezember 1915 wurde der Kuppelbau etwa an der Stelle eröffnet, wo bis 2016 das Siegesdenkmal stand (heute Europaplatz). Am 27. November 1944 wurde er zerstört. Von 1948 bis 1953 nutzte das Jugendhilfswerk das provisorisch hergerichtete Erdgeschoss, ehe die Kunsthalle abgerissen wurde.
Marienbad
1997 bezog der Verein das Marienbad in der Dreisamstraße. Hauptausstellungsraum ist die ehemalige Große Schwimmhalle mit ihrer umlaufenden Galerie, die mit einer Fläche von 400 m² bei einer Deckenhöhe von neun Metern und Belichtung durch ein großflächiges Oberlicht Raum für große Installationen bietet. Das ursprüngliche Marienbad ist ein Jugendstilgebäude nach einem Entwurf des Freiburger Architekten Joseph Ruh, und wird heute vom Freiburger Kinder- und Jugendtheater als Spielstätte genutzt. Die Große Halle wurde 1938 als Anbau auf dem Nachbargrundstück errichtet und beherbergt heute den Kunstverein.
Ausgestellte Künstler (Auswahl)
- 1907 Künstlergruppe Die Brücke
- 1917 Adolf Hölzel und sein Kreis
- 1935 Karl Hofer
- 1941 Wilhelm Schnarrenberger
- 1949 Franz Marc
- 1950 Erich Heckel, Otto Dix, Georges Rouault
- 1951 Aristide Maillol, Gabriele Münter, Ecole de Paris, Max Bill
- 1952 Max Beckmann, Pablo Picasso
- 1953 Henri Matisse
- 1954 André Masson, Julius Bissier
- 1955 Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp, Marc Chagall
- 1956 Fernand Léger, Robert Delaunauy
- 1959 Henri Michaux
- 1960 Karel Appel
- 1961 Wols
- 1962 Emil Schumacher, Eduardo Paolozzi
- 1966 Cy Twombly
- 1968 Lucio Fontana
- 1975 Joseph Beuys
- 1981 Anselm Kiefer, Markus Lüpertz
- 1982 Jochen Gerz, Christiane Möbus
- 1983 Claes Oldenburg, Ika Huber
- 1984 Jasper Johns, Georg Baselitz
- 1988 John M. Armleder, Christian Marclay, Oliver Mosset
- 1989 Thomas Bayrle
- 1995 Corot in Deutschland. Innerhalb der Ausstellung Michael Biberstein – Stirnwände. In Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst München.
- 1998 Jochen Lempert, Thomas Demand
- 1999 Klaus Merkel, Markus Schinwald
- 2003 Daniele Buetti, Matti Braun, Tatjana Trouvé
- 2004 Christoph Büchel
- 2007 Susanne Kühn
- 2009 Ayse Erkmen
- 2012 Rob Pruitt
- 2014 Mark Grotjahn
Literatur
- Dirk Görtler: 181 Jahre Kunstverein Freiburg (1827-2008). Kunstverein Freiburg, Freiburg im Breisgau 2008.
- 25 Jahre Kunstverein Freiburg im Breisgau : vom Kriegsende 1945 bis zur 850-Jahrfeier der Stadt Freiburg 1970. Kunstverein Freiburg, Freiburg im Breisgau 1970.
Weblinks
- Offizielle Website des Kunstvereins Freiburg
- Literatur von und über Kunstverein Freiburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kunstverein Freiburg auf kunstaspekte.de
Einzelnachweise
- ↑ unser e.V.: Kunstverein Freiburg (Memento des vom 22. Juli 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: art vom 1. Oktober 2008.
- ↑ Volker Bauermeister: Vernehmliches Aufatmen. In: Badische Zeitung vom 28. Juni 2008.
- ↑ Badische Zeitung: Heinrich Dietz neuer Direktor des Kunstvereins - Freiburg - Badische Zeitung. Abgerufen am 15. April 2020.
- ↑ Frank Zimmermann: Als mitten im Krieg in Freiburg eine Kunsthalle gebaut wurde. Badische Zeitung, 22. Dezember 2017, abgerufen am 14. März 2019.
- ↑ Kunstverein Freiburg - Profil (Memento des vom 24. Juli 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . (Abgerufen am 8. Juli 2012.)
- ↑ Johanna Schoener: Neuer Nutz in altem Putz (4): Theater im Marienbad. In: fudder.de. Badische Zeitung, 18. Dezember 2007, abgerufen am 3. August 2021.
- ↑ Rückseite der Einladungskarte. Auf der Website von Hans-Peter Porzner, abgerufen am 26. Januar 2023
Koordinaten: 47° 59′ 26,7″ N, 7° 51′ 5,3″ O