Vincke ist der Name eines alten westfälischen Adelsgeschlechts.
Die hier behandelte Familie ist von dem ebenfalls westfälischen, aber wappenverschiedenen und nichtverwandten Adelsgeschlecht Vincke von Ostenfelde zu unterscheiden.
Geschichte
Der Name des Geschlechts leitete sich von dem Finken, dem Sperlingsvogel, früher aber auch die Bezeichnung für Singvögel allgemein, ab. Es gab noch mehrere Adelsfamilien dieses Namens, die sich aber in der Schreibweise, der Herkunft oder dem Wappen unterschieden.
Das Geschlecht wird erstmals im Jahre 1223 mit dem Ritter Heinrich Vincke in einer Osnabrücker Urkunde erwähnt. Später wurden Mitglieder der Familie Burgmannen und Droste der Grafen von Ravensberg und der Fürstbischöfe von Osnabrück, sowie als hohe Beamte von deren Rechtsnachfolgern eingesetzt.
Im Laufe der Zeit erwarben sie ausgedehnten Grundbesitz in Westfalen, so unter anderem 1343 (bis heute) das Gut Ostenwalde bei Melle mit der Diedrichsburg und, ebenfalls seit dem 14. Jahrhundert, das Haus Kilver (bis 1818) sowie seit Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1979 die Burg Vellinghausen und von 1771 bis 1820 auch Gut Böckel und Gut Waghorst. Von 1479 bis 1558 befand sich das Gut Sondermühlen im Besitz der Familie.
Das Prädikat von als Adelszeichen wurde erst im 18. Jahrhundert, vereinzelt auch schon früher, in den Namen aufgenommen. So nannten sich auch einige Mitglieder nach der preußischen Bestätigung des gewohnheitsrechtlich getragenen Freiherrentitels im 19. Jahrhundert, nur Freiherren Vincke.
Das Geschlecht hat bedeutende Angehörige hervorgebracht. Aus der Linie zu Ostenwalde stammt der Oberpräsident der Provinz Westfalen Ludwig von Vincke (1774–1844) ab. Aus der Linie Olbendorf kam der preußische Oberstleutnant und Politiker Karl Friedrich Freiherr von Vincke (1800–1869). Er begleitete Helmuth von Moltke 1838 in die Türkei und nahm am Krieg gegen Ägypten teil. 1850 wurde er Mitglied im Erfurter Unionsparlament und war seit 1858 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Silber eine mit der breiten Seite links gekehrte rote Pflugschar. Auf dem Helm steht das Schildbild vor fünf (oder sieben) natürlichen Pfauenfedern. Die Helmdecken sind rot-silbern.
Namensträger
- Ernst Idel Jobst von Vincke (* 1768; † 1845), hannoverischer Generalleutnant
- Ludwig von Vincke (* 1774; † 1844), preußischer Reformer und Oberpräsident der Provinz Westfalen
- Karl Friedrich von Vincke (* 1800; † 1869), preußischer Oberstleutnant und Politiker
- Georg von Vincke (* 1811; † 1875), preußischer Beamter, Rittergutsbesitzer und Politiker, Duell Vincke–Bismarck 1852
- Karl Gisbert Friedrich von Vincke (* 1813; † 1892), preußischer Regierungsrat und Schriftsteller
- Ernst von Vincke (* 1819; † 1856), Landrat des Kreises Hamm
- Walter Freiherr von Vincke (* 1854; † 1920), Landrat des Kreises Hamm, Gutsbesitzer
Literatur
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1925. Verlagsanstalt München/Regensburg 1925.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XV, Band 134 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2004, ISSN 0435-2408
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1869. 19. Jg., S. 943 ff.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 9 (Steinhaus–Zwierlein), Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1870, S. 392 f.
- Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie, Band 3: T–Z, Berlin 1858, S. 57 f. und 354.
- Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 53; Band 2, Görlitz 1903, Tafel 127.
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon, Band 4, Leipzig 1837, S. 297.
Weblinks
- Vincke. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 215–216.
Einzelnachweise
- ↑ Original im Domarchiv Osnabrück; Osnabrücker Urkundenbuch 2, Nr. 171