Friedrich Heinrich Hubert Bracht (* 2. November 1781 in Recklinghausen, Vest Recklinghausen; † 4. Februar 1855 in Düsseldorf) war ein deutscher Rechtsanwalt und Politiker. Von 1826 bis 1837 war er Abgeordneter des Provinziallandtags der Rheinprovinz.

Leben

Herkunft, Beruf und Besitz

Friedrich Bracht war das jüngste und siebte Kind des vestischen Advokaten und kurkölnischen Hofrats Franz-Edmund Bracht (1743–1802) und dessen Ehefrau Klara-Sybilla (1739–1818), einer Tochter des Düsseldorfer Stadtsyndikus und kurpfälzischen Hofrats Johann Anton Deycks. Der spätere westfälische Landtagsabgeordnete Franz Anton Bracht war ein älterer Bruder, ebenso wie Johann Vinzenz Bracht (1771–1840), der, 1794 zum katholischen Priester geweiht, 1799 Stadtsyndikus der bergischen Geistlichkeit zu Düsseldorf wurde, 1802 Schulrat des Herzogtums Berg, 1816 preußischer Regierungs- und Schulrat, 1820 Konsistorialrat.

Friedrich Bracht studierte Rechtswissenschaft, wohl an der Universität Münster oder an der Rechtsakademie Düsseldorf, ab 1801 an der Georg-August-Universität Göttingen. 1804 erhielt er eine Zulassung als Advokat in Recklinghausen, damals Teil des Herzogtums Arenberg-Meppen unter Herzog Prosper Ludwig von Arenberg. 1812 promovierte er an der Universität Duisburg zum Doktor der Rechte. Im gleichen Jahr ließ er sich als Advokat-Anwalt (avoué und advocat) am Appellationsgerichtshof Düsseldorf zulassen. 1815 wurde er Justizkommissar am Amts- und Landgericht Recklinghausen. Ab 1817 war er als Advokat-Anwalt in Elberfeld und Düsseldorf tätig, ab 1820 als Advokat-Anwalt am Landgericht Düsseldorf. Als solcher blieb er zu seinem Tod berufstätig. Um 1830 war er auch Justiziar des 1824 in Elberfeld gegründeten Deutsch-Amerikanischen Bergwerksvereins.

Bracht wurde Immobilienbesitzer (Gutsbesitzer) in Düsseldorf-Bilk und besaß in der Carlstadt das Haus 949 am Schwanenmarkt 8. Nach der Wählerliste zur Düsseldorfer Gemeinderatswahl 1852 gehörte Bracht mit 1000 Talern zur zweiten Klasse, die mit einem Steueranschlag zwischen 1500 und 700 Talern 351 Wähler umfasste.

Politische Aktivitäten

Bracht gehörte von 1826 bis 1837 dem Provinziallandtag der Rheinprovinz als Abgeordneter der Landgemeinde Bilk an. Der Landtag entsandte ihn 1827 in die sogenannte „Revisionskommission“ nach Berlin, wo die Frage der Weitergeltung des Rheinischen Rechts erörtert wurde. Nicht zuletzt Brachts Engagement soll es zu verdanken gewesen sein, dass König Friedrich Wilhelm III. vorerst davon absah, das Allgemeine Landrecht in der Rheinprovinz einzuführen. Bracht und sein Mitstreiter Heinrich Kamp erhielten in Anerkennung für den Einsatz zur Erhaltung der rheinischen Rechtsinstitutionen von den kommunalen Abgeordneten des Provinziallandtages Dankadressen und Ehrenbecher.

Am 28. Juni 1828 schlug Bracht dem Landtag die Ernennung einer Deputation vor, die mit dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz über die Überlassung von Teilen des Düsseldorfer Schlosses als zukünftigen Sitz des Provinziallandtags verhandeln sollte. Diese Deputation, der neben Bracht unter anderem auch der Düsseldorfer Oberbürgermeister Philipp Schöller angehörte, unterbreitete dem Landtag zwei Vorschläge, die allerdings mangels finanzieller Mittel bis in die 1840er Jahre nicht weiterverfolgt werden konnten, „nach dem Muster des Sitzungssaales der 2ten Kammer der Stände des Königreichs der Niederlande“ ein wiederaufgebauter Nordflügel des Düsseldorfer Schlosses, alternativ ein Neubau am Schwanenmarkt, wo „die freiere Aussicht nach dem Rhein Vergnügen gewährt“.

Bei den preußischen Behörden stand Bracht im Rufe, ein „Napoleonist“ gewesen und ein Anhänger der Revolution zu sein. Als der Düsseldorfer Regierungspräsident Anton zu Stolberg-Wernigerode am 22. November 1836 in einem Bericht an die Staatsregierung in Berlin, der auch dem preußischen Justizminister Karl Albert von Kamptz vorgelegt wurde, darüber schrieb, wie die Bevölkerung den Straßburger Putschversuch Louis-Napoléon Bonapartes beurteile, zählte er Bracht zu den Personen, „welche früher Napoleonisten waren u. jetzt der revolutionären Partei angehören.“ Er arbeite „mit angestrengte[m] Eifer gegen das Gouvernement“ und sei „wirklich sehr gefährlich“. Seine Hauptwirksamkeit sei eine versteckte. Kamptz meinte dazu, Bracht sei ihm „bereits seit 1817 von der in jenem Berichte geschilderten und noch weit schlimmern Seite sehr genau bekannt.“ In den größeren Städten und um seinen Wohnort Bilk sei er „der Mittelpunkt der gegen die Preußische Regierung gerichteten Intrigen.“

Familie

Bracht heiratete im am 17. April 1808 in Bild Katharina Antoinette Salome von Dorsten (* 13. Oktober 1782 in Düsseldorf; † 8. März 1855 ebenda), die Tochter des pensionierten kurpfälzischen Hofrats Johann Rutger Ambrosius von Dorsten (1744–1829). Das Paar hatte sieben Kinder:

  • Felix Franz Friedrich (1808–1882), Allgemeinmediziner, Burschenschafter und Fourty-Eighter, Auswanderer nach Texas
  • Prosper Vincent Friedrich (1811–1885), Jurist, Burschenschafter, Auswanderer nach Belgien und in die Schweiz, Vermögensverwalter, Unternehmer und Autor, Vater des Landschaftsmalers Eugen Bracht
  • Emilie (1813–1897), ⚭ Louis Piekenbrock (1807–1881), Leutnant a. D., Königlicher Waisenhausdirektor zu Düsseldorf (1836–1876)
  • Bertha (1815–1890), ⚭ Heinrich Gerhardy (1810–1890), Dr. med., Sanitätsrat, praktischer Arzt in Düsseldorf
  • Viktor Friedrich (1819–1887) deutsch-amerikanischer Geschäftsmann und Auswanderer nach Texas
  • Eduard (*/† 1821)
  • Vincenz Maria (1822–1847), Regierungsreferendar zu Düsseldorf, Leutnant der Landwehr

Zusammen mit seiner Gattin wurde Bracht auf dem Golzheimer Friedhof bestattet.

Literatur

  • Sebastian Beck: Düsseldorfer Advokat-Anwälte, Advokaten und Notare in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte des Düsseldorfer Bürgertums. In: Düsseldorfer Jahrbuch, Band 88 (2018), S. 25–75, hier S. 28, 39, 55 f.
  • Otto Most: Geschichte der Stadt Düsseldorf. Band 2: Von 1815 bis zur Einführung der Rheinischen Städteordnung (1856). Bagel, Düsseldorf 1921, S. 56 f. (Nachdruck der Ausgabe von 1921 durch das Kulturamt Düsseldorf 1981).
  • Bernhard Koerner: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. Band 8, Berlin 1901, S. 45–48 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Else Rümmler: Die Deycks in Düsseldorf. In: Jan Wellem, 9, 1957, S. 6–9
  2. Franz-Anton Bracht und seine Familie, Webseite im Portal geschichte-oe.de, abgerufen am 30. Dezember 2022
  3. Stadtarchiv Düsseldorf, 7-02-1278.0000, Totenzettel Friedrich Bracht
  4. Götz von Selle (Hrsg.): Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734–1837. Hildesheim/Leipzig 1937, S. 419
  5. Wilhelm Rotscheidt (Hrsg.): Die Matrikel der Universität Duisburg 1652–1818. Duisburg 1938, S. 307
  6. Hans Kruse: Deutsche Briefe aus Mexiko mit einer Geschichte des Deutsch-Amerikanischen Bergwerkvereins 1824–1838. Essen 1923, S. XVII, LI
  7. „Advokat-Anwälte und Advokaten: … Dr. Bracht, Schwanenmarkt, 949“. In: Adreß-Buch für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Julius Bädeker, Elberfeld 1843, S. 11 (Digitalisat)
  8. Heinrich Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. S. 106 (Google Books, Digitalisat)
  9. Gustav Croon: Der Rheinische Provinziallandtag bis zum Jahre 1874. Düsseldorf 1918, S. 357
  10. Carl Heiner Beusch: Adlige Standespolitik im Vormärz: Johann Wilhelm Graf von Mirbach-Harff (1784–1849) (= Historia profana et ecclesiastica, Band 3). Dissertation Universität Köln 1999, Lit Verlag, Münster 2001, ISBN 3-8258-4377-7, S. 380 ff. (Google Books)
  11. Ernst Landsberg: Das rheinische Recht und die rheinische Gerichtsverfassung. In: Joseph Hansen (Hrsg.): Die Rheinprovinz 1815–1915. Hundert Jahre preußische Herrschaft am Rhein. Band 1, Bonn 1917, S. 149–195, hier S. 157–162
  12. Hugo Weidenhaupt: Das Düsseldorfer Schloß als Tagungsort des Rheinischen Provinziallandtags. In: Archiv und Geschichte. Festschrift Rudolf Brandts, 11. Archivheft, Rheinland-Verlag, Köln 1978, S. 215 f. (PDF)
  13. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I, HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 505 Nr. 3 Bd. 2: Volksaufstände und Tumulte im Düsseldorfer Regierungsbezirk (1835–1840), Bl. 71–79, hier besonders Bl. 73 f., 79
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