Gauchheilblättriges Weidenröschen

Gauchheil-Weidenröschen (Epilobium anagallidifolium)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Myrtenartige (Myrtales)
Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Unterfamilie: Onagroideae
Gattung: Weidenröschen (Epilobium)
Art: Gauchheilblättriges Weidenröschen
Wissenschaftlicher Name
Epilobium anagallidifolium
Lam.

Das Gauchheilblättrige Weidenröschen, Gauchheil-Weidenröschen oder Alpen-Weidenröschen (Epilobium anagallidifolium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Weidenröschen (Epilobium) innerhalb der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Sie ist zirkumboreal und in den Gebirgen auf der Nordhalbkugel verbreitet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Das Gauchheil-Weidenröschen ist eine ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 4 bis 10 Zentimetern (2 bis 25 Zentimetern). Es hat ein bogiges, mehrere cm langes Rhizom. Die Stängel stehen zu mehreren, es bildet häufig Rasen. Sie sind kantig und haben zwei bis vier schwach erhabene Längsleisten. Sie sind kahl und nur an den Kanten behaart. Zur Blütezeit hängt die Spitze über. Am Grunde werden zur Blütezeit oberirdische, beblätterte Ausläufer gebildet.

Die bis zum Blütenstand hinauf gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist bis zu 2 Millimeter lang. Die einfache, kahle Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis 2, selten bis 2,5 Zentimetern sowie einer Breite von 0,2 bis 0,8 Zentimetern eiförmig-länglich. Der Spreitengrund ist keilförmig und der Blattrand ist ganzrandig, es gibt keine deutlichen Zähne.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Der nickende Blütenstand enthält ein bis sechs Blüten.

Die zwittrigen Blüten sind 4 bis 5 Millimeter lang, radiärsymmetrisch und haben eine lange Röhre. Der Achsenbecher ist zerstreut mit Drüsenhaaren besetzt oder fast kahl. Die Krone ist trichterförmig. Die Kronblätter sind 3 bis 4,5 Millimeter lang und stumpf ausgerandet. Der aufrechte Griffel endet in einer kopfigen Narbe.

Die Kapselfrucht 2 bis 4 Zentimeter lang, im jungen Zustand zerstreut behaart, später verkahlend. Die Samen sind rund 1,2 Millimeter lang, spindelförmig und glatt. An der Spitze tragen sie ein kurzes, durchscheinendes Anhängsel.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.

Ökologie

Beim Gauchheil-Weidenröschen handelt es sich um einen Hemikryptophyten.

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten oder durch Selbstbestäubung.

Verbreitung

Epilobium anagallidifolium ist zirkumboreal und in den Gebirgen auf der Nordhalbkugel verbreitet. Das Gauchheil-Weidenröschen kommt zerstreut in den Gebirgen Europas vor, u. a. Alpen, Schwarzwald, Bayerischer Wald, Erz-, Iser- und Riesengebirge.

Es wächst in Mitteleuropa an quelligen Orten und auf ruhendem, durchfeuchtetem Schutt. Es bevorzugt sickerfeuchte, nährstoffreiche Tonböden und kommt vorwiegend über Silikatgestein vor. Es ist auf die alpine Höhenstufe beschränkt, in die montane Höhenstufe kommt es nur als Schwemmling herab. In den Bayerischen Alpen wächst es in den Höhenlagen zwischen 1500 und 2300 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt es von 1540 Metern östlich des Riedberger Horns bis zu einer Höhenlage von 2200 Metern auf. In Österreich fehlt es nur in Wien und im Burgenland.

Pflanzensoziologisch ist es in Mitteleuropa eine Art der Schneeboden-Gesellschaften (Salicetea herbaceae), der Steinschutt- und Geröll-Gesellschaften (Androsacion alpinae) oder der kalkarmen Quellfluren (Cardamino-Montion).

Literatur

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 686.
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 252–253.
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