Gayatri (Sanskrit. f., गायत्री, Gāyatrī) ist eine hinduistische Göttin und gilt als Personifikation des Gayatri-Mantras, der bedeutendsten vedischen Hymne, und damit als dessen personal gedachter Aspekt. Die indische Mythologie beschreibt sie als Frau des Schöpfergottes Brahma.
Die Ikonographie zeigt Gayatri als Göttin in einer Lotosblüte sitzend, oft mit fünf Köpfen, mit zwei, vier oder zehn Armen und mit einem Schwan als Begleittier. Zusammen mit Savitri, der Sonne, und mit Sarasvati, Göttin der Weisheit und Kunst, repräsentiert sie die drei Phasen der Sonne im Tageslauf, aber auch das dreimal täglich gesungene Mantra: Gayatri steht hier für die aufgehende Sonne und das Morgengebet; Savitri verkörpert die Sonne zu Mittag sowie das Mittagsgebet während Saraswati die untergehende Sonne sowie das Abendgebet darstellt. Häufig betrachten die Schriften Gayatri als identisch mit Savitri und Saraswati.
Die Sonne bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur den physikalischen Himmelskörper, der das gesamte Leben schafft und von dem es abhängt, den Hinduschriften dient sie auch als Metapher mit spiritueller Bedeutung.
Ein Beispiel aus den Upanishaden:
- O Gayatri, du bist die Lebenskraft und der Glanz in Allem
- Du bist der Ursprung und Nahrung der Himmlischen
- Du bist das Universum und auch sein Bestand
- Du bist alles was existiert und dessen Lebensspanne
- Du übertriffst alles
- Du bist die Wahrheit des Pranava (Om)
- Ich erwecke dich als Gayatri, Spenderin der Erleuchtung
- Ich erwecke dich als Savitri, Spenderin des Lebens
- Ich erwecke dich als Sarasvati, Spenderin von Weisheit
- (Mahanarayana Up.XXV.1)
Mythologie
Laut Mythologie wurde Gayatri durch einen Zufall die zweite Gattin des Schöpfergottes Brahma: Als er ein Ritual vollziehen wollte, bei dem die Anwesenheit seiner Gattin Sarasvati erforderlich war, ließ diese auf sich warten. Augenblicklich heiratete Brahma daraufhin Gayatri, um das Ritual ausführen zu können. Als Saraswati davon erfuhr, verwünscht sie Brahma zornerfüllt dazu, nur einmal im Jahr Mittelpunkt religiöser Verehrung zu sein.
Eine andere Geschichte aus Bengalen bringt Gayatri mit Vishnu in Verbindung, der drei Frauen hatte, nämlich außer ihr noch Saraswati und Ganga. Diese beiden stritten jedoch ständig und darum übergab er Ganga schließlich an Shiva und Saraswati an Brahma. Er selbst behielt Gayatri als einzige Frau.
Literatur
- Swami Harshananda: Hindu Gods and Goddesses, Sri Ramakrishna Math, Madras-600004
- Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Dumont Buchverlag