Das Gebet des Heiligen Ephraim (griech. Ευχή Αγίου Εφραίμ του Σύρου) ist ein kurzes Gebet aus dem sogenannten Ephraem Graecus, einem Ephraim dem Syrer zugeschriebenen aber nur auf Griechisch überlieferten Textkorpus, zuerst ediert von Giuseppe Simone Assemani (1746).
Das Gebet hält eine wichtige Position in der Praxis der Fastenzeit in den katholischen Ostkirchen und den Orthodoxen Kirchen, es wird in den wöchentlichen Gottesdiensten der Fastenzeit nach dem Byzantinischen Ritus zitiert, etwa in der Präsanktifikaten-Liturgie, wie auch in der privaten Praxis.
Text
Originaltext | Kirchenslawisch (1656) | wörtliche Übersetzung |
Κύριε καὶ Δέσποτα τῆς ζωῆς μου, πνεῦμα ἀργίας, περιεργείας, φιλαρχίας καὶ ἀργολογίας μή μοι δῷς. |
Господи и владыко живота моегω, духъ праздности, оунынїѧ, любоначалїѧ и празднословїѧ не даждь ми. |
Herr und Gebieter meines Lebens, einen Geist des Müßiggangs, des Kleinmuts, der Herrschsucht und der Geschwätzigkeit gib mir nicht. |
Die hier zitierte slawische Version ist die unter Patriarch Nikon eingeführte, die heute in der russischen Kirche Verwendung findet. Eine frühere Variante ist im Typikon von 1633 sowie im Liturgikon von 1639 überliefert. Die moderne slawische Version stellt eine Annäherung an den Wortlaut des griechischen Textes dar, die ältere, noch bei den russischen Altgläubigen gebräuchliche, hat einige Abweichungen: Wo der griechische Text μή μοι δῷς („gib mir nicht“) hat, steht ωтжεни ωт мεнε „nimm von mir“, und für περιέργια („Kleinmut; Übereifer; Aufdringlichkeit“) steht небрежεнїѧ, welches gewöhnlich für griech. ακηδία, (also „Acedia, Trägheit, Nachlässigkeit“) gesetzt wird. Ferner stand in der Version von 1633 neben любоначалїѧ für φιλαρχία „Herrschsucht“ noch срεбролюбїѧ „Geldliebe, Geiz“, und neben празднословїѧ für ἀργολογίας „Geschwätzigkeit“ noch тщеславїѧ „Eitelkeit“.
Literatur
- J. S. Assemani, S. P. N. Ephraem Syri opera omnia (1746), S. 523.
- Maurice Geerard, Clavis patrum graecorum, t. 2 Ab Athanasio ad Chrysostomum (1974), 4078.9.
- Phrantzoles, Ὁσίου Ἐφραίμ τοῦ Σύρου ἔργα, t. 6 (1995), S. 353.
- D. Hemmerdinger-Iliadou, L’Éphrem slave et sa tradition manuscrite (1968), S. 95.