Geneleos (griechisch Γενέλεως) war ein antiker griechischer Bildhauer, der auf der Insel Samos tätig war. Mit der nach ihm benannten Geneleos-Gruppe leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der griechischen Bildhauerei. Sie gilt als einer der Höhepunkte der samisch-archaischen, ja ionischen Bildhauerkunst.

Über das Leben des Geneleos ist heute nichts mehr bekannt. Bekannt ist er nur durch seine Signatur auf der Geneleos-Gruppe, ein zweites Werk wird ihn aufgrund stilistischer Vergleiche zugeschrieben. Die Werke werden in das zweite Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr., eher zur Mitte des Jahrhunderts hin, datiert. Die Geneleos-Gruppe ist vom Bildhauer signiert (griechisch ΗΜΑΣ ΕΠΟΙΗΣΕ ΓΕΝΕΛΕΩΣGeneleos hat uns geschaffen), was einen gewissen Schöpferstolz zum Ausdruck bringt.

Abgesehen von der Statue der Ornithe, die sich heute in der Antikensammlung Berlin befindet und im Alten Museum auf der Museumsinsel ausgestellt wird, befinden sich die erhaltenen Teile des Grabkomplexes und der zugehörigen Familiengruppe im Heraion von Samos und dem zugehörigen Museum der Insel in Vathy. Von den ehemals sechs Statuen sind noch vier erhalten, zudem Fragmente der beiden übrigen. Von rechts gesehen gab es zunächst die gelagerte Statue des Familienvaters […]ilarches, dann folgten die Statuen der Töchter Ornithe und Philippe sowie eine dritte nur noch fragmentarisch erhaltene Mädchenfigur. Von der Statue eines Jünglings ist nur noch die Fußpartie erhalten. Den Abschluss bildet die thronende Familienmutter Philea. Vergleiche mit anderen Werken zeigen deutlich, dass Geneleos bei seinen Werken stark der Tradition der samischen Bildhauerschule verhaftet ist. So sind die Körper wie in der ionischen Bildhauerei üppig herausgearbeitet und die Gewandfalten sind minutiös herausgearbeitet, die Stofffülle als geradezu üppig zu bezeichnen. Dennoch sind deutlich von ihm eingeführte Neuerungen zu erkennen. So lässt er seine Koren ob der Stofffülle mit der rechten Hand ihr Gewand raffen, zudem zeigen sie eine leicht angedeutete Schrittstellung, die das übliche völlig starre Korenschema durchbricht. Nach derzeitigem Stand der Forschung müssen diese Neuerungen direkt Geneleos zugeschrieben werden.

Familiengruppen waren zu dieser Zeit eine Neuerung, aber keine Erfindung des Geneleos. Beispielsweise die Cheramyes-Gruppe, in deren Tradition auch die Korenfiguren stehen, ist etwas eher anzusetzen. Doch setzt die Weiheinschrift mit ihrer wir-Formulierung noch einmal einen ganz besonderen Akzent. Sie zeigt sowohl das Selbstbewusstsein des Künstlers als auch die Wertschätzung durch die Gemeinschaft. Auch die großplastische Statue des gelagerten Vaters war keine Erfindung des Bildhauers, doch war sie zu dieser Zeit eine recht neue Erscheinung, die von ihm aufgenommen wurde.

Die Zuweisung einer weiteren Kore ist in der Forschung umstritten. Forscher, die die Zuschreibung befürworten, sehen in ihr ein Frühwerk des Künstlers, ablehnende Forscher ein späteres Werk eines weniger talentierten Bildhauers.

Literatur

  • Elena Walter-Karydi: Geneleos. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung 100, 1985, S. 91–104.
  • Hermann J. Kienast: Die Basis der Geneleos-Gruppe. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung 107, 1992, S. 29–42.
  • Max Kunze: Statue der Ornithe aus der Geneleos-Gruppe. In: Staatliche Museen zu Berlin (Herausgeber): Die Antikensammlung. Altes Museum • Pergamonmuseum. Philipp von Zabern, Darmstadt 1992, ISBN 3-8053-1187-7, S. 92–93. [als 1. Auflage des Katalogs der wiedervereinigten Antikensammlung]
  • Huberta Heres: Statue der Ornithe. In: Brigitte Knittelmayer und Wolf-Dieter Heilmeyer (Herausgeber): Die Antikensammlung. Altes Museum • Pergamonmuseum. Philipp von Zabern, Darmstadt 1998, ISBN 3-8053-2449-9, S. 126–128. [als 2. Auflage des Katalogs der wiedervereinigten Antikensammlung]
  • Rolf Hurschmann: Geneleos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 4, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01474-6, Sp. 908.
  • Susanne Ebbinghaus: Geneleos. In: Rainer Vollkommer (Herausgeber): Künstlerlexikon der Antike. Über 3800 Künstler aus drei Jahrtausenden. Nikol, Hamburg 2007, ISBN 978-3-937872-53-7, S. 263–264.
  • Sylvia Brehme: Statue der Ornithe. In: Andreas Scholl und Gertrud Platz-Horster (Herausgeber): Die Antikensammlung. Altes Museum • Pergamonmuseum. Philipp von Zabern, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-8053-2449-6, S. 146–149. [als 3. Auflage des Katalogs der wiedervereinigten Antikensammlung]
  • Sylvia Brehme: Ornithe, Werk des Geneleos. In: Agnes Schwarzmaier, Andreas Scholl und Martin Maischberger (Herausgeber): Staatliche Museen zu Berlin. Die Antikensammlung. Altes Museum • Neues Museum • Pergamonmuseum. Philipp von Zabern, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-8053-4576-7, S. 38–40 [als 4. Auflage des Katalogs der wiedervereinigten Antikensammlung; nahezu deckungsgleicher Artikel zur vorherigen Ausgabe].
  • Angelika Clemente: Zur Basis der Geneleos-Gruppe. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung 125, 2010, S. 133–142.
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