Georg Anton (Ritter) von Stahl, bis 31. Dezember 1849 Georg Anton Stahl (* 29. März 1805 in Stadtprozelten; † 13. Juli 1870 in Rom) war Bischof von Würzburg von 1840 bis 1870 und Theologe.
Biografie
Herkunft und Aufstieg
Ab 1816 unterrichtete und förderte ihn der spätere Mainzer Domkapitular Michael Schnetter, als Kaplan von Stadtprozelten. Er regte ihn auch zum Theologiestudium an.
Nach seinem Studium, das er in Aschaffenburg und Würzburg begann und im Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe vollendete, wurde Georg Anton von Stahl Professor der Theologie an der Universität Würzburg.
Ernennung zum Bischof
König Ludwig I. ernannte ihn am 13. April 1840 zum Bischof von Würzburg. Georg Anton von Stahl war der erste bürgerliche Bischof im Bistum Würzburg (wurde aber dann am 1. Januar 1850 zum Ritter des bayerischen Kronordens und geadelt; 1861 erhielt er das Komturkreuz des Verdienstordens vom heiligen Michael). Er beendete damit eine jahrhundertealte Tradition, die ausschließlich dem Adel Zugang zu hohen geistlichen Würden ermöglicht hatte, und er wurde daher nicht nur in konservativen Kreisen abwartend beobachtet. Karl August von Reisach, einer seiner Förderer, empfahl ihn gegenüber dem König jedoch als „fromm, gelehrt und lebendigen Glaubens“.
Bischof von Würzburg
In der Zeit Georg Antons als Bischof bildeten sich die Caritas-Vereine aus. Kaum eine katholische Familie des Bistums war nicht in wenigstens einem christlichen Verein organisiert. Am 1. Februar 1855 berief Bischof von Stahl den Theologen und späteren Professor der Theologischen Fakultät und Rektor der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg Anton von Scholz zu seinem Kaplan und Privatsekretär.
1100-Jahr-Feierlichkeiten
Die 1100-Jahr-Feierlichkeiten zum Bestehen des Bistums fanden ihren Höhepunkt am 12. Juli 1841 mit dem Salzburgfest und dem damit verbundenen Erscheinen König Ludwigs I. Man sah in der Burg Salzburg die Keimzelle des Bistums und versuchte diese These mit jüngsten Ausgrabungen einer Kapelle zu untermauern und anschaulich zu machen. Mit einiger Verzögerung erfolgte 1843 eine weitere, eher kirchlich orientierte Feierlichkeit in Würzburg. Papst Gregor XVI. verlieh allen Teilnehmern unter bestimmten Bedingungen einen vollkommenen Ablass.
Erste Deutsche Bischofskonferenz
Die erste Deutsche Bischofskonferenz fand 1848 in Würzburg statt. Schwerpunkte bildete das Verhältnis von Kirche und Staat und eine Neubelebung der Kirche unter Einbeziehung der Laien.
Tod beim Vatikanischen Konzil
Er starb am Morgen des 13. Juli 1870 während des Ersten Vatikanums in Rom im deutschen Kolleg Santa Maria dell’Anima – fünf Tage vor der Konzilssitzung, in welcher er mit placet (in Bezug auf das Postulat der päpstlichen Unfehlbarkeit) stimmen wollte. Er verweigerte noch sehr diplomatisch seine Unterschrift zum Beschluss des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit, welches in Deutschland im Kulturkampf vor allem in Preußen zu Unruhen führte. Sein Leichnam traf am 18. Juli 1870 in Würzburg ein. Sein Vermächtnis ist die von ihm eingeführte Zentralregistratur des Bistums. Stahls mit nach Rom gekommener Kammerdiener, Kaspar Kunkel aus Oberleinach, starb wenige Stunden vor ihm und wurde im Campo Santo Teutonico beigesetzt.
Literatur
- Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg 1803-1957. Würzburg 1965. S. 44–61.
- Ignaz Stahl: Georg Anton v. Stahl, Bischof von Würzburg. Ein Lebensbild. Woerl, Würzburg 1873 (= Deutschlands Episcopat in Lebensbildern. Heft 6).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ignaz Stahl: Georg Anton v. Stahl, Bischof von Würzburg. Ein Lebensbild. Woerl, Würzburg 1873, S. 324 (ab 1850 Ritter des bayerischen Kronordens) - Digitalisat
- ↑ Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg: 1000 Jahre Stift und Stadt Aschaffenburg, Band 3, S. 127, Pattloch Verlag, 1957, (Ausschnittscan)
- ↑ Theodor Joseph Scherg: "Dalbergs Hochschulstadt Aschaffenburg", 3. Band (Aschaffenburger Akademiker), 1951, Pattloch Verlag, Aschaffenburg, S. 309 u. 310
- ↑ Wolfgang Weiß: Die katholische Kirche im 19. Jahrhundert. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 430–449 und 1303, hier: S. 444.
- ↑ Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 285.