Georg Friedrich Lohr (* 9. November 1861 in Speyer; † 8. Mai 1945 in Fissau) war ein deutscher Architekt und Oberbaurat.
Leben und Wirken
Georg Lohr war ein Sohn von Georg Friedrich Wilhelm Lohr (1809–1884) und dessen Ehefrau Karoline Magdalene, geborene Maxe (1822–1912). Er besuchte das Realgymnasium Speyer, das er im August 1881 mit der Reifeprüfung verließ. Vom Wintersemester 1881 bis zur 1. Hauptprüfung am 18. März 1887 studierte er an der TH Berlin. Während dieses Zeitraums leistete er seinen Militärdienst ab und verbrachte das Sommersemester 1884 an der TH München. Vom 28. Mai 1887 bis zum 30. April 1890 arbeitete er als Regierungsbauführer. Dabei leitete er Erweiterungsbauten von Krankenhäusern und Schulen in Charlottenburg. Außerdem übernahm er Aufträge der Kreisbauinspektion in Teltow und der Regierung in Potsdam.
Lohr bestand die Große Staatsprüfung für Hochbau und wurde danach am 24. Oktober 1891 zum Regierungsbaumeister ernannt. Damit erhielt er eine neue Stelle in Graudenz. Hier arbeitete er, bis ihn das Ministerium der öffentlichen Arbeiten am 1. Juli 1892 einberief. Er erstellte in dieser Position wiederholt Entwürfe, darunter 1892 für das Gebäude der Regierung in Osnabrück und am 1. März 1893 für das neue Gebäude des Operationssaals und den Ausbau des Chemischen Instituts in Kiel. Hier entwarf er auch 1897/98 den Ausbau der Frauenklinik und der Kochküche. 1898 plante er den 1901 fertiggestellten Neubau der Psychiatrischen und Nervenklinik.
Am 1. Oktober 1900 wurde Lohr zum kommissarischen, am 1. April 1902 zum planmäßigen Kreisbauinspektor Kiel I berufen. Am 4. Oktober 1907 erhielt er eine Beförderung zum königlichen Baurat, am 4. April 1917 bekam er eine Stelle als Regierungs- und Baurat. Vom 13. Dezember 1924 bis zur Pensionierung am 1. April 1927 arbeitete er als Oberbaurat.
Im Amt galt Lohr als redegewandte, humorvolle und souveräne Führungspersönlichkeit und bis ins hohe Alter als lebhaft. Mit seiner Ehefrau Anna Adolpha von Zerssen (1873–1957), die er 1904 geheiratet und mit der er einen Sohn und zwei Töchter hatte, lebte er zunächst in Kiel. Während des Zweiten Weltkriegs verließ er die Stadt aufgrund kriegsbedingter Schäden und zog nach Fissau, wo er starb.
Bauwerke
Lohr entwarf viele Gebäude selbst oder übernahm die Oberleitung der Bauausführungen. Zu den größeren Aufträgen gehörten:
- 1899–1901: das Physikalische Institut
- 1900: das Meridianhaus der Sternwarte Kiel
- 1905–1907: das Pathologische Institut
- 1907–1909: die Kieler Kunsthalle
- 1909: die Seeburg (Kiel)
- 1912: das Lehrerseminar und das Direktorenwohnhaus der Sternwarte
- 1915: die Boot- und Fechthalle
- 1922/23: das Institutsgebäude der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft
- 1926: die landwirtschaftlichen Institute der Kieler Universität
Hinzu kamen Erweiterungsmaßnahmen, die oftmals ähnlich wie Neubauten waren. Dazu zählten:
- 1900–1902: das Hauptgebäude der Kieler Universität und die Erweiterung der Aula
- 1900: Erweiterung des Akademischen Krankenhauses um einen Hörsaal
- 1901 sowie 1908: Ausbau des Chemischen Instituts
- 1902 sowie 1904: Ausbau des Anatomischen Instituts
- 1903: Erweiterung der Frauenklinik um eine Abteilung für Geburtshilfe
- 1906: Anbau eines Nebenmagazins für die Universitätsbibliothek Kiel, das 170.000 Bände aufnehmen konnte
- 1908: Anbau an das Physikalische Institut
- 1909: Bau eines Hörsaals für das Botanische Institut
- 1910–1912: Ausbau der Augenklinik
- 1911: Bau eines Hörsaals für das Zoologische Institut
- 1913: Ausbau des Physiologischen Instituts
- 1914: Erweiterung des Anatomischen Instituts um einen Flügel
- 1917: Umbau des vorherigen Operationshauses zu einer Ohrenklinik
- 1922–1924: Anbau eines septischen Flügels an die Frauenklinik
- 1923/24: Erweiterung des Nydamboot-Saales am Museum vaterländischer Alterthümer
- 1925: Ausbau und Aufstockung eines Isolierhauses der Kinderklinik
Ehrungen
Für seine Leistungen wurde Georg Lohr wiederholt ausgezeichnet:
- Anlässlich der Fertigstellung der Chirurgischen Klinik bekam er 1904 den Roten Adlerorden IV. Klasse.
- Bei der Einweihung der Kieler Kunsthalle erhielt er 1909 den Königlichen Kronenorden III. Klasse.
- 1918 wurde er mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe ausgezeichnet.
- Die Universität Kiel ernannte ihn am 5. August 1926 zum Ehrenbürger.
Literatur
- Rudolf Jaeger: Lohr, Georg. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Band 1. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1970, S. 125f.