Der evangelische Georgen-Parochial-Friedhof IV befindet sich an der Boxhagener Straße im Berliner Ortsteil Friedrichshain. Der Friedhof wurde 1867 in der damaligen Kolonie Friedrichsberg angelegt und hat eine Gesamtfläche von etwa 20.000 m². Im Gegensatz zu den anderen größeren Friedhöfen Friedrichshains, die sich auf eine große und zusammenhängende Fläche zwischen der Friedenstraße und der Landsberger Allee konzentrieren, liegt er isoliert inmitten eines Wohngebiets im Boxhagener Kiez.
Im Eingangsbereich des Friedhofsgeländes steht die 1879 errichtete Friedhofskapelle und ehemalige Verheißungskirche, die heute als Theater genutzt wird.
Grabstätten
Der evangelische Friedhof befindet sich inmitten des Boxhagener Kiezes, der wie der gesamte Ortsteil seit seiner Entstehung als Arbeiterviertel bekannt ist und sich vor allem durch kleinere Fabriken und Mietskasernen auszeichnete. Entsprechend finden sich auf dem Friedhof nur sehr wenige prominente Personen. Nennenswert ist dabei vor allem der bekannte Berliner Fuhrunternehmer Otto Pohl, der zu Lebzeiten als „Kutschenkönig von Berlin“ bekannt war. Daneben ist der Rennstall- und Kinobesitzer Paul Japke hervorzuheben. Bemerkenswert sind zudem die Grabstätten der Gastwirte Emil Fleske und Gerhard Gericke und der Lehrschwester Brigitta Wiesner.
Ein gemeinsames Grab teilen sich die drei Arbeiter und Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische Regime Fritz Riedel, Kurt Ritter und Willi Heinze, die gemeinsam der Widerstandsgruppe um Robert Uhrig angehörten und in den Jahren 1944 und 1945 ermordet wurden.
- Kontoristin Trudi Weidt
- Schneidermeister Reinhold Rosenthal
- Schankwirt Richard Ludewig
- Maurer Wilhelm Karlguth
Friedhofskapelle
Die Friedhofskapelle des Georgen-Parochial-Friedhof IV wurde 1879 eingeweiht. Den Entwurf für das Gebäude lieferten die Architekten Gustav Knoblauch und H. Wex. Die Kapelle ist als rechteckiger Bau mit gelber Klinkerung und einem Satteldach ausgestattet. Außerdem besitzt er in der Lisenengliederung, den Rundbogenfenstern, dem Portikus und der Chorapsis einen deutlich an die klassizistische Bauweise Karl Friedrich Schinkels und dessen Nachfolger angepassten Stil. Stilistisch folgten die Baumeister der zeitüblichen Tendenz zu mittelalterlichen, hier romanischen Formen.
Im Jahr 1948 bis 1950 erfolgte ein Umbau des Gebäudes, welches seit 1949 von der evangelischen Verheißungs-Kirchengemeinde genutzt wird. Heute beherbergt sie zudem die Theaterkapelle 10245 (benannt nach der Postleitzahl für den Bereich).
Literatur
- Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 2006; Seiten 104. ISBN 3-7759-0476-X
Siehe auch
Weblinks
Koordinaten: 52° 30′ 45,9″ N, 13° 27′ 38,7″ O