Der Gerberhof oder Gährhof oder auch Schuhhof in Hannover war eine zum dortigen ehemaligen Amt der Schuhmacher zählende städtische Einrichtung zum Gerben von Leder.
Geschichte
Der Gerberhof und mit ihm der Schuhhof lag bis in das 16. Jahrhundert hinein im Zentrum der Stadt Hannover in unmittelbarer Nähe des bereits im Spätmittelalter errichteten Alten Rathauses. Als der Rat der Stadt am Gründonnerstag 1564 beschloss, das Rathaus um einen zusätzlichen Flügel zu erweitern, wurde der bisherige Ort des Gerberhofs an der Köbelingerstraße ausgewählt: „vorhebbens zy de eyne halve des Radthuses, dar de Wage steit, und den Schohoff to buwende und an den ordt des Schohoffes, dar de Behusesunge uppe steit, eine Apotheken … enthorichtende.“ So wurde der ehemalige Schuhhof zusammen mit Bauteilen der früheren Stadtwaage zur Ratsapotheke umgestaltet. Der Gerberhof wurde im selben Jahr 1565 an das Leintor vor der Leineinsel verlegt, an den späteren Klostergang, wo der neue Schuhhof später die Hausnummer 4a und der „Gerhof“ die Nummer 4 erhielt. Hinter den „Gährhof“ wurde bald auch das alte Stadthospital und das Sodensche Kloster verlegt.
Aus der Geschichte der Familie um Hermann Theophilus Söhlmann ist überliefert, dass sich die hannoverschen Schuhmacher noch um das Jahr 1700 ihren Bedarf an Leder selbst herstellen ließen beziehungsweise dieses gemeinschaftlich in dem damals im Besitz des Lohgerber- und Schuhmacheramtes befindlichen Gerberhofes unter der Adresse Klosterhof 4 produzierten, wo es sich noch bis in die Zeit des Deutschen Kaiserreichs mindestens bis 1911 befand.
Literatur
- Arnold Nöldeke: Schuhmacheramtshaus, in ders.: Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover, Teil 1 und 2: Denkmäler des "alten" Stadtgebietes Hannover, in: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1, Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 656f.; Digitalisat über archive.org
Anmerkungen
- ↑ Mit dem Klosterhof ist der bereits 1750 so benannte Klostergang bezeichnet, der laut den Hannoverschen Geschichtsblättern von 1914 nach dem dort ehemals gelegenen Rats- und von Soden-Kloster seinen Namen erhielt; vergleiche Helmut Zimmermann: Klostergang. In: ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 144.
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 Christian Ludwig Albrecht Patje: Wie war Hannover? Oder Fragmente von dem vormaligen Zustande der Residenz-Stadt Hannover. Hahn, Hannover 1817, Kapitel „Städtische öffentliche Gebäude“, S. 30, 70–76; online über Google-Bücher.
- ↑ Rudolph Ludwig Hoppe: Geschichte der Stadt Hannover ... Mit zwei Ansichten und einem Grundriss. Helwing, Hannover 1845, S. 77; online über Google-Bücher.
- ↑ Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1: Denkmäler des „alten“ Stadtgebietes Hannover. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, Hannover 1932, S. 364; online im Internet Archive.
- ↑ Rudolph Ludwig Hoppe: Geschichte der Stadt Hannover. Helwing, Hannover 1845, S. 77; online über Google-Bücher.
- ↑ So jedenfalls Patje; dagegen nennt Friedrich Wilhelm Andreae als Jahr des Umzugs 1576. Siehe ders.: Chronik der Residenzstadt Hannover von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Fincke, Hildesheim 1859, S. 55; online über Google-Bücher.
- ↑ Helmut Knocke: Leintor. In: Stadtlexikon Hannover, S. 399.
- ↑ R. Hartmann: Geschichte Hannovers von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart. Mit besonderer Rücksichtnahme auf die Entwicklung der Residenzstadt Hannover, Hannover: Ernst Kniep, 1886, S. 33, 269f.; Digitalisat über Google-Bücher
- ↑ Gernot Becker: Abschrift der Söhlmannschen Familientraditionen / Für Herrn Oeconomie-Rat Rolf Becker / 23.Januar 1911 als PDF-Dokument herunterladbar von der Seite gebe.paperstyle.de.
Koordinaten: 52° 22′ 16,2″ N, 9° 44′ 9″ O