Pieniężno
Pieniężno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Braniewski
Fläche: 3,83 km²
Geographische Lage: 54° 13′ N, 20° 7′ O
Einwohner: 2679
(31. Dez. 2020)
Postleitzahl: 14-520
Telefonvorwahl: (+48) 55
Kfz-Kennzeichen: NBR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 507: OrnetaBraniewo
DW 510: Głębock – Pieniężno
DW 512: SzczurkowoBartoszyceGórowo Iławeckie–Pieniężno
Eisenbahn: PKP-Linie 221: BraniewoOrnetaDobre MiastoOlsztyn-Gutkowo
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 38 Ortschaften
24 Schulzenämter
Fläche: 241,43 km²
Einwohner: 6111
(31. Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte: 25 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2802053
Verwaltung (Stand: 2015)
Bürgermeister: Kazimierz Kiejdo
Adresse: ul. Generalska 8
14-520 Pieniężno
Webpräsenz: www.pieniezno.pl



Pieniężno [pʲeˈɲɛ̃ʒnɔ] (deutsch Mehlsack, 1945 bis 1947 Melzak) ist eine Stadt mit etwa 2700 Einwohnern im Powiat Braniewski der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Geographische Lage

Die Stadt liegt in der historischen Region Ostpreußen links der Walsch (poln. Wałsza), etwa 30 Kilometer südöstlich von Braniewo (Braunsberg) und 55 Kilometer südwestlich von Kaliningrad (Königsberg).

Geschichte

Die Stadt wurde 1326 im preußischen Ermland westlich von Heilsberg erbaut. Ihr Gründer und erster Schultheiß war Dieterich von Lichtenfelde. Das Stadtwappen zeigt u. a. drei Mehlsäcke. Bei dem Namen Mehlsack handelt es sich um eine Verstümmelung des ursprünglichen prußischen Ortsnamens. Ursprünglich war die Stadt eine Siedlung der Prußen, die im 13. Jahrhundert wahrscheinlich unter dem Namen Malcekuke (prußisch für „Gehölz der Unterirdischen“) angelegt wurde. In einer Urkunde vom 7. April 1282 wurde der Name Malzak erwähnt, am 5. Mai 1304 Melzak.

Das genaue Datum der Vergabe des Stadtrechts ist unbekannt, 1312 besaß der Ort aber bereits diese Rechte.

Nikolaus Kopernikus wirkte einige Jahre als Administrator der Landkreise Allenstein und Mehlsack. Von Oktober 1518 bis März 1519 war Kopernikus außerhalb der Burg stationiert, während er nahe gelegene Dörfer besiedelte. Von 1589 bis 1599 war Fürst Andreas Kardinal Báthory von Siebenbürgen, Neffe des polnischen Königs Stephan Báthory, Verwalter des Schlosses. 1550 belagerte das preußische Heer die Stadt und brannte sie teilweise nieder.

Die Stadt wurde 1626 während des polnisch-schwedischen Krieges von 1625–29 von schwedischen Truppen erobert, von Hetman Stanisław Rewera Potocki zurückerobert und ihre Burg 1627 teilweise von schwedischen Truppen zerstört. Das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert wurde im 15. Jahrhundert wieder aufgebaut, aber während der schwedischen Besetzung 1626 wiederum zerstört. Es wurde 1666 wieder aufgebaut, brannte im selben Jahr erneut ab, um 1770 wieder aufgebaut zu werden. Das Schloss wurde 1640 mit barocken Giebeln ausgestattet, und seine Funktion änderte sich von einer Festung zu einem Schloss.

Nach der Ersten Teilung Polens 1772, mit der die Wiedervereinigung Preußens einherging, wurde Mehlsack vom Königreich Preußen im folgenden Jahr in der Provinz Ostpreußen verwaltet. Es wurde 1871 während der preußisch geführten Vereinigung Deutschlands Teil des Deutschen Reiches. Während des 19. und 20. Jahrhunderts verlor das Schloss einige seiner gotischen und barocken Merkmale, und 1870 wurden seine Ost- und Südflügel nach starkem Verfall abgerissen. Der Rest des Schlosses wurde als Verwaltungsgebäude für preußische Beamte genutzt. 1920–31 wurde der Westflügel renoviert, um das Schloss als Schule und Museum nutzen zu können.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Mehlsack eine evangelische Kirche, zwei katholische Kirchen, die Kapelle am Heilbrunnen, eine Synagoge, ein Amtsgericht, ein altes Schloss, Mahl- und Schneidemühlen, eine Eisengießerei, Maschinenbau, Ziegeleien und Flachsanbau.

Im Jahr 1945 gehörte Mehlsack zum Landkreis Braunsberg im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt im März 1945 bei der Eroberung durch die Rote Armee in der Kesselschlacht von Heiligenbeil zu 90 % zerstört. Bei den Kampfhandlungen fiel auch Armeegeneral Iwan Tschernjachowski, Befehlshaber der 3. Weißrussischen Front.

Wenige Wochen später überließ die sowjetische Besatzungsmacht Mehlsack der Volksrepublik Polen zur Verwaltung. Mehlsack wurde zunächst unter der Ortsbezeichnung „Melzak“ verwaltet und verlor das Stadtrecht. Die einheimischen Bewohner wurden in der Folgezeit aus Mehlsack vertrieben und durch zuwandernde Polen ersetzt. Namensgeber der nachfolgenden Umbenennung in „Pieniężno“ war 1947 Seweryn Pieniężny (1890–1940), der im Konzentrationslager Hohenbruch umgekommenen war. Er war ein Redakteur der Gazeta Olsztyńska, der bei Beginn des Zweiten Weltkriegs verbotenen Zeitung der polnischsprachigen Minderheit im Ermland. Im Jahr 1973 erhielt die Ortschaft das Stadtrecht zurück.

Der Ort konnte sich während der Nachkriegsjahre kaum mehr entwickeln. Die Altstadt blieb bis in die 1990er Jahre hinein eine Brachfläche, nur von der erhalten gebliebenen katholischen Kirche überragt. Auch die Ruine des Rathauses, die Reste der früheren Burg, der nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel errichtete Turm der evangelischen Kirche, die Fundamente zahlreicher Häuser und das gitterförmige Straßennetz blieben erhalten. Seit den 2000er Jahren erfolgt auf dem Grundriss der alten Stadt ein umfangreicher Wiederaufbau. Die wichtigsten Bauten werden rekonstruiert, die übrigen Straßenzüge im Maßstab der alten Bebauung neu errichtet.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782über 2000ohne die Garnison (zwei Kompanien Infanterie)
18022144
18101920
18162207davon 184 Evangelische, 1.980 Katholiken und 41 Juden
18212448
18312617
18583243davon 197 Evangelische, 2.954 Katholiken und 92 Juden
18643665am 3. Dezember
18753694
18803760
18903937davon 346 Evangelische und 70 Juden
19054025meist Katholiken
19103913
19334555
19394384
seit 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
19953299
20053071
Balkendiagramm der Einwohnerzahlen bis heute

Rathaus

Das in der Mitte des Marktplatzes befindliche alte Rathaus von Pieniężno wurde im 14./15. Jahrhundert erbaut. Wie andere mittelalterliche Rathäuser war das Gebäude von Ständen und Buden umgeben. In den Jahren 1627, 166 und 1684 wurde es durch Brände zerstört. Nach der letzten Zerstörung durch einen Brand im Jahr 1720 wurde das Gebäude im spätbarocken Stil wieder aufgebaut. Das Rathaus hatte ein Stockwerk und wurde auf einem rechteckigen Grundriss errichtet. Das Gebäude war mit einem Walmdach aus holländischen Ziegeln gedeckt, aus dessen Mitte ein achteckiger Turm mit zwei Etagen und einer Metallbalustrade ragt, die eine kleine Aussichtsplattform bildete. Der obere Teil des Turms war viel schmaler, er war mit einem Helm mit einer Lichtung bedeckt, die mit einer Turmspitze und einer Fahne mit der Jahreszahl 1772 endete. Die Süd- und Nordwände waren mit angrenzenden Gebäuden bedeckt, die, wie das gesamte Gebäude nach der fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg derzeit schrittweise im Zustand von vor 1772 rekonstruiert werden. Der aktuelle Turm wurde 1997 errichtet. Es handelt sich um ein mit Kupferblech verkleidetes Stahlgebäude mit einer Kuppel. In der Kuppel befinden sich historische Dokumente über Pieniężno.

Religiöse Gebäude

  • Die römisch-katholische Kirche der Heiligen Apostel Petrus und Paulus wurde in den Jahren 1895–1897 im neugotischen Stil an der Stelle einer gotischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert errichtet. Der Entwurf stammt vermutlich von Hilger Hertel aus Münster. Vom Vorgängerbau ist der Turm erhalten geblieben, der um ein Stockwerk aufgestockt wurde. Die neue Kirche wurde 1897 von Bischof Andreas Thiel geweiht.
  • Von der 1844 bis 1851 im neugotischen Stil erbauten evangelischen Kirche ist nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und dem Abriss der Ruine in den 1960er Jahren nur noch der 28 Meter hohe Turm erhalten.
  • Die orthodoxe Kirche St. Michael wurde in den Jahren 1620–1622 als Krankenhauskapelle erbaut und 1720 erweitert. Seit 1959 wird sie von der Griechisch-katholischen Kirche in Polen genutzt.
  • Die nahe Pieniężno im Tal der Wałsza (Walsch) gelegene Kapelle am Heilbrunnen wurde 1826 im klassizistischen Stil erbaut.
  • Im Missionsseminar der Gesellschaft des Göttlichen Wortes in Pieniężno werden Missionare ausgebildet.

Ordensburg Mehlsack

Im Mittelalter befand sich in der Nähe des heutigen Ortes Pieniężno eine altpreußische Festung namens Malcekuke, die frei übersetzt als „Unterirdischer Wald“ oder „Teufelsboden“ bezeichnet wird. Dies wurde von deutschen Siedlern sprachlich zu Mehlsack verfälscht und dann von Polen zu Melzak. Im 14. Jahrhundert wurde sie als Stadt westlich von Heilsberg (Lidzbark) in Ermland gegründet. Das Wappen der Stadt zeigt auf blauem Grund drei Mehlsäcke zwischen einem goldenen Schwert und einem silbernen Schlüssel. Die Website erinnert an eine Geschichte, dass die Einwohner einer schwedischen Belagerung im 17. Jahrhundert trotzten, indem sie ihren letzten Sack Mehl verschütteten, um sie davon zu überzeugen, dass sie noch genug zu essen hätten. Der Deutsche Orden errichtete 1302 bei Malcekuke eine Ordensburg. Sowohl die Burg als auch die in der Nähe entstandene Stadt wurden 1414 im Krieg zwischen dem Deutschen Orden und dem Königreich Polen zerstört. Während des Dreizehnjährigen Krieges ergab sich Mehlsack dem Orden, und die Burg brannte während der Rückeroberung der Stadt durch Polen nieder.

Partnerstädte

Seit dem 14. Oktober 1996 besteht eine Städtepartnerschaft mit der westfälischen Stadt Lichtenau.

Gmina

Die Stadt- und Landgemeinde Pieniężno besteht aus folgenden Ortschaften:

polnischer
Name
deutscher Name
(bis 1945)
polnischer
Name
deutscher Name
(bis 1945)
polnischer
Name
deutscher Name
(bis 1945)
BiałczynLilienthalKierpajny WielkieGroß KörpenPieniężnoMehlsack
BornityBornittKiersinyKierschienenPieniężno Drugie
BorowiecBorwaldeKoloniaPieniężno Pierwsze
BrzostkiFreihagenKowaleSchönseePiotrowiecPeterswalde
CieszętaSonnenfeldŁajsyLayßPlutyPlauten
GajleGaylLechowoLichtenauPosadyPalten
GaudynyGaudenŁoźnikLotterfeldRadziejewoSonnwalde
GlądyGlandenLubiankaLiebenthalRóżaniecRosengarth
GlebiskaKleefeldNiedbałkiLotterbachSawityEngelswalde
JesionowoEschenauPajtunyPeythunenWojnityWoynitt
JeziorkoSeefeldPakoszePackhausenWopyWoppen
KajnityHeisternPawłyPaulenWyrębiskaLichtwalde
Kierpajny MałeKlein KörpenPełtySteinbottenŻugienieSugnienen

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Karl Selke (1836–1893), Oberbürgermeister von Elbing und Königsberg
  • Walter von Pannwitz (1856–1920), Rechtsanwalt, Bürgermeister und Kunstsammler
  • Victor Röhrich (1862–1925), Historiker, Hochschullehrer und Politiker
  • Georg Matern (1870–1938), katholischer Geistlicher und Heimatforscher
  • Johannes Muntau (1876–1963), Justizbeamter (Gefängnisdirektor) und Politiker (CSVD)
  • Otto Miller (1879–1958), kath. Pfarrer, Schriftsteller, Dichter, Philosoph und Kultur- und Literaturhistoriker
  • Wilhelm Rothhaupt (1888–1956), Schriftsteller und Kolonialpolitiker
  • Georg Fuhg (1898–1976), Bildhauer
  • Ulrich Fox (* 1944), Bildhauer und Grafiker

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Literatur

  • Mehlsack, Stadt, links der Walsch, Kreis Braunsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Mehlsack (meyersgaz.org).
  • Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, S. 21, Ziffer 3).
  • August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 468–469, Nr. 83.
  • Chronik der Stadt Mehlsack. Zusammengestellt aus Berichten Mehlsacker Bürger. Rautenberg, Leer 1955 (Digitalisat)
Commons: Pieniężno – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Website der Stadt, Burmistrz – Podstawowe dane, abgerufen am 17. Februar 2015
  3. 1 2 Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Dritter Band: Die Zeit vom Frieden 1249 bis zur Unterwerfung der Preußen 1283. Königsberg 1828, S. 489.
  4. 1 2 Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 13, Leipzig und Wien 1908, S. 548
  5. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, S. 21, Ziffer 3).
  6. 1 2 3 4 Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 330–331, Ziffer 429.
  7. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 468–469, Nr. 83.
  8. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 34, Ziffer 109..
  9. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Braunsberg, S. 10, Ziffer 92.
  10. 1 2 3 4 5 Michael Rademacher: Braunsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Mehlsack, Stadt, Kreis Braunsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Mehlsack (meyersgaz.org).
  12. gemeindeverzeichnis.de, abgerufen am 2. März 2008
  13. 1 2 Główny Urząd Statystyczny (Memento des Originals vom 7. März 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.,jeweils 30. Juni; abgerufen am 2. März 2008.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.