Grundelartige

Pärchen der Gelben Symbiosegrundel (Cryptocentrus cinctus), Aquarienaufnahme.

Systematik
Kohorte: Euteleosteomorpha
Unterkohorte: Neoteleostei
Acanthomorphata
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ordnung: Grundelartige
Wissenschaftlicher Name
Gobiiformes
Günther, 1880

Die Grundelartigen (Gobiiformes) sind eine Ordnung aus der Gruppe der Barschverwandten (Percomorphaceae). Es sind meist kleine, bodenbewohnend oder bodennah im Meer lebende Fische. Zu den Grundelartigen gehören weltweit etwa 2500 Arten.

Merkmale

Grundelartige sind überwiegend kleine Fische, einige, z. B. die Zwerggrundel (Pandaka pygmaea) und Schindleria brevipinguis, erreichen gerade einmal eine Länge von einem Zentimeter und gehören damit zu den kleinsten Fischen und Wirbeltieren überhaupt. Der größte Grundelartige ist die Marmorgrundel (Oxyeleotris marmorata), die eine Länge von 65 cm erreichen kann. Mit Eviota sigillata gehört auch das mit einem durchschnittlichen Höchstalter von 59 Tagen kurzlebigste bekannte Wirbeltier zu den Grundelartigen.

Für die Grundelartigen sind u. a. die folgenden diagnostischen Merkmale (Synapomorphien) charakteristisch:

Die Bauchflossen der Grundelartigen sitzen weit vorn (brustständig) unterhalb der Brustflossen und sind oft zu einer tütenartigen Haftscheibe verbunden. Sie werden normalerweise von einem Flossenstachel und vier bis fünf Weichstrahlen gestützt. Fast alle Arten besitzen zwei deutlich voneinander getrennte Rückenflossen. Die erste Rückenflosse hat, wenn vorhanden, einen bis acht flexible Flossenstacheln. Parietale und Basisphenoid, zwei Schädelknochen, fehlen. Infraorbitalia fehlen oder sind nicht verknöchert, mit Ausnahme des Lacrimale (Tränenbein). Das Seitenlinienorgan ist bei allen „höheren“ Grundelartigen reduziert. Die basalen Schmerlengrundeln (Rhyacichthyidae) besitzen dagegen auf Kopf und Rumpf ein gut entwickeltes Seitenliniensystem. Die meisten Arten der Gobiiformes haben keine Schwimmblase. Die Kiemenmembranen sind normalerweise am Isthmus (an der Kehle) zusammengewachsen. Pylorusschläuche fehlen. Die Anzahl der Wirbel liegt meist bei 25 bis 35 (Ausnahmen bei einigen Wurmgrundeln und Schindleria).

Weitere Autapomorphien sind:

  1. Das Cleithrum, ein paariger Deckknochen im Schultergürtel und im Becken, hat einen Intercleithralknorpel, der sich zwischen den ventralen Enden des Cleithrums befindet.
  2. Lapillus und Sagitta, zwei der drei Otolithen („Ohrsteine“) auf jeder Kopfseite, haben ein deutlich verlängertes Primordium (das Gewebestadium, aus dem sich das Organ entwickelt).
  3. Der Samenleiter ist gut entwickelt.
  4. Im Schwanzflossenskelett sind die Hypuralia 1 und 2 zusammengewachsen, die Hypuralia 3 und 4 sind miteinander und mit dem Urostyl verwachsen.
  5. Neural- und Hämalbögen entwickeln sich als membranöse Knochen ohne knorpelige Vorstufen. Dies ist für Acanthomorpha ungewöhnlich.
  6. Der erste Neuralbogen ist bei seinem frühesten Auftreten in der Ontogenese mit dem Wirbelkörper zusammengewachsen.
  7. Der oberste Brustflossenstrahl gelenkt nicht mit dem Schulterblatt, sondern mit dem hinteren Rand des dorsalen (obersten) Actinost (ein Knochen an der Basis der paarigen Flossen).
  8. Das Interhyale, ein Schädelknochen, gelenkt nicht an der Verbindung zwischen Symplecticum und Hyomandibulare.
  9. Zwei oder weniger Infraorbitalknochen.
  10. Ein Supraneurale (Praedorsale) fehlt.
  11. Mit der Ausnahme von zwei Arten aus der Familie Gobiidae ist das Basibranchiale 1, ein Knochen an der Basis des Kiemenbogens, knorpelig. Dies ist auch bei den nicht näher verwandten Schildfischen (Gobiesocidae) so.

Diese Merkmalsbeschreibung gilt für die Grundelartigen i. e. S. (Gobioidei), d. h. nicht für die Sandtaucher, deren Zuordnung zu der Gruppe sich auf molekularbiologische Untersuchungen stützt und noch nicht durch morphologische Merkmale gestützt wird.

Das folgende Kladogramm gibt die Systematik der Grundelartigen wieder:
 Gobiaria 
 Kurtiformes 

Kurter (Kurtidae)


   

Kardinalbarsche (Apogonidae)



 Gobiiformes 
 Trichonotoidei 

Sandtaucher (Trichonotidae)


 Gobioidei 


Schmerlengrundeln (Rhyacichthyidae)


   

Zahn-Schläfergrundeln (Odontobutidae)



   

Milyeringidae


   

Schläfergrundeln (Eleotridae)


   


Butidae


   

Xenisthmidae



   

Thalasseleotrididae


   

† Pirskeniidae


   

Grundeln (Gobiidae)


   

Oxudercidae



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Systematik

Traditionell wurden die Grundelartigen als Unterordnung Gobioidei zu den Barschartigen gerechnet. Heute werden die Grundelartigen als eigenständige Ordnung (Gobiiformes) aufgefasst.

Die nächsten Verwandten der Grundelartigen sind die Kurter (Kurtidae) und die Kardinalbarsche (Apogonidae). Die Verwandtschaft dieser Familien mit den Grundelartigen gründet sich vor allem auf molekularbiologische Untersuchungen.

Literatur

  • Paolo Parenti (2021): A checklist of the gobioid fishes of the world (Percomorpha: Gobiiformes). Iranian Journal of Ichthyology, 8 (Suppl. 1): 1-480.
  • Robert Patzner, James L. Van Tassell, Marcelo Kovacic: The Biology of Gobies. Verlag Science Publishers, 2011, ISBN 1-57808-436-9.

Einzelnachweise

  1. Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische, Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6
  2. Joseph S. Nelson: Fishes of the World, John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
  3. E. O. Wiley & G. David Johnson: A teleost classification based on monophyletic groups. in Joseph S. Nelson, Hans-Peter Schultze & Mark V. H. Wilson: Origin and Phylogenetic Interrelationships of Teleosts. 2010, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München, ISBN 978-3-89937-107-9
  4. 1 2 3 Christine E. Thacker, Takashi P. Satoh, Eri Katayama, Richard C. Harrington, Ron I. Eytand, Thomas J. Near: Molecular phylogeny of Percomorpha resolves Trichonotus as the sister lineage to gobioidei (Teleostei: Gobiiformes) and confirms the polyphyly of Trachinoidei. Molecular Phylogenetics and Evolution, August 2015, doi:10.1016/j.ympev.2015.08.001
  5. Christoph Gierl, Martin Dohrmann, Philippe Keith, William Humphreys, Hamid R. Esmaeili, Jasna Vukić, Radek Šanda u. Bettina Reichenbacher: An integrative phylogenetic approach for inferring relationships of fossil gobioids (Teleostei: Gobiiformes). PLoS One. 2022; 17(7): e0271121, Juli 2022, doi: 10.1371/journal.pone.0271121
  6. 1 2 Prosanta Chakrabarty, 2010: Status and phylogeny of Milyeringidae (Teleostei: Gobiiformes), with the description of a new blind cave-fish from Australia, Milyeringa brooksi, n. sp. Zootaxa 2557: 19–28. Preview (PDF-Datei; 23 kB) online
  7. 1 2 Christine E. Thacker, W. Tyler McCraney, Richard C. Harrington, Thomas J. Near, James J. Shelley, Mark Adams, Michael P. Hammer, Peter J. Unmack: Diversification of the sleepers (Gobiiformes: Gobioidei: Eleotridae) and evolution of the root gobioid families. Molecular Phylogenetics and Evolution, Juni 2023, 107841, doi: 10.1016/j.ympev.2023.107841
  8. 1 2 Anthony C. Gill & Randall D. Mooi (2012): Thalasseleotrididae, new family of marine gobioid fishes from New Zealand and temperate Australia, with a revised definition of its sister taxon, the Gobiidae (Teleostei: Acanthomorpha). Zootaxa, 3266: 41–52. PDF
  9. 1 2 Bettina Reichenbacher, Tomáš Přikryl, Alexander F. Cerwenka, Philippe Keith, Christoph Gierl und Martin Dohrmann (2020): Freshwater gobies 30 million years ago: New insights into character evolution and phylogenetic relationships of †Pirskeniidae (Gobioidei, Teleostei). PLoS ONE, 15 (8): e0237366. doi: 10.1371/journal.pone.0237366
  10. 1 2 Ricardo Betancur-R, Edward O. Wiley, Gloria Arratia, Arturo Acero, Nicolas Bailly, Masaki Miya, Guillaume Lecointre, Guillermo Ortí: Phylogenetic classification of bony fishes. In: BMC Evolutionary Biology. Juli 2017, doi:10.1186/s12862-017-0958-3
  11. Christine E. Thacker & Dawn M. Roje: Phylogeny of cardinalfishes (Teleostei: Gobiiformes: Apogonidae) and the evolution of visceral bioluminescence. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 52, Issue 3, September 2009, Pages 735–745 doi:10.1016/j.ympev.2009.05.017
  12. W. Tyler McCraney, Christine E.Thacker, Michael E. Alfaro: Supermatrix phylogeny resolves goby lineages and reveals unstable root of Gobiaria. Molecular Phylogenetics and Evolution, Mai 2020, doi: 10.1016/j.ympev.2020.106862
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