Gottfried von Straßburg († um 1215) war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des Mittelalters. Er lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts und war Zeitgenosse von Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide.
Leben und Werk
Von dem Elsässer Gottfried sind keine urkundlichen Zeugnisse erhalten, so dass die Rekonstruktion seines Lebens nicht feingliedrig möglich ist. Die frühesten und bedeutendsten Informationen liefert der mittelhochdeutsche Epiker Rudolf von Ems. In seinem Werk Der guote Gêrhart nennt er Gottfried von Straßburg explizit als Verfasser seines Hauptwerks Tristan, der den Guoten Gêrhart beeinflusst habe. Gottfrieds Tristan, ein um 1210 entstandener und Fragment gebliebener Versroman, ist eine Bearbeitung des Tristan-und-Isolde-Stoffes. In einem anderen Werk Rudolfs, dem Alexander, wird Gottfried als Epiker und Sangspruchdichter unter Verweis auf eine Spruchstrophe der Großen Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse) angeführt, die dort allerdings Ulrich von Liechtenstein zugeschrieben ist.
Als sicher gilt in der Forschung, dass Gottfried eine über das Trivium reichende umfassende Bildung besaß und sowohl mit der höfischen Literatur als auch mit der Intelligenz des 12. Jahrhunderts vertraut war. Es ist wahrscheinlich, dass Gottfried nichtadeliger Herkunft war und als Kleriker weltliche Aufgaben übernahm. Wie aus dem Tristan hervorgeht, war er für seinen Gönner Dieterich, der aus der Straßburger Oberschicht stammte, tätig.
Möglicherweise genoss Gottfried eine universitäre Ausbildung in Paris oder Bologna und verfügte über Kenntnisse zeitgenössischer lateinischer Schriften.
Gottfried starb vermutlich vor der Vollendung seines Tristan zwischen 1210 und 1220.
Erhaltene Werke
- Tristan
- Einige lyrische Gedichte in der Großen Heidelberger Liederhandschrift
Literatur
- Reinhold Bechstein: Gottfried von Straßburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 502–506.
- Hugo Kuhn: Gottfried von Straßburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 672–676 (Digitalisat).
- Hugo Kuhn: Gottfried von Straßburg. In: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 3, 1980, Sp. 153–168.
- Gottfried Weber, Werner Hoffmann: Gottfried von Straßburg. Metzler, Stuttgart 1981 (= Sammlung Metzler. M 15).
- Diem, Albrecht, ‘Nu suln ouch wir gesellen sîn, Über Schönheit, Freundschaft und mann-männliche Liebe im Tristan Gottfrieds von Straßburg’, in: Lev Mordechai Thoma und Sven Limbeck (Hrsg.), “Die sünde, der sich der tuivel schamet in der helle”. Homosexualität in der Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Stuttgart: Thorbecke Verlag 2009, S. 91–121, ISBN 978-3-7995-0223-8.
- Christoph Huber: Gottfried von Straßburg. Tristan. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-503-04959-2.
- Tomas Tomasek: Gottfried von Straßburg. Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-017665-8.
- Walter Haug: Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde. Deutscher Klassiker Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-618-66100-9.
Weblinks
- Literatur von und über Gottfried von Straßburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Gottfried von Straßburg in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Gottfried von Straßburg im Codex Manesse
- Werke von Gottfried von Straßburg bei Zeno.org.
- Werke von Gottfried von Straßburg im Projekt Gutenberg-DE
- Kommentierte Linksammlung der Universitätsbibliothek der FU Berlin (Memento vom 11. Oktober 2013 im Internet Archive) (Ulrich Goerdten)
- Ein Minnelied Gottfrieds von Straßburg (Zuschreibung an Gottfried jedoch zweifelhaft): „Diu zît ist wunneclich“ (MFKS 129 = KLD 16.[III)]
- Tristan und Isolde von Gottfried von Straßburg, mit der Fortsetzung von Ulrich von Türheim - BSB Cgm 51 – Digitalisat der Handschrift in bavarikon
- Digitale Gesamtedition der Lieder bei Lyrik des deutschen Mittelalters (www.ldm-digital.de)
Anmerkungen
- ↑ Vgl. auch Bernhard Dietrich Haage: Wissenschafts- und bildungstheoretische Reminiszenzen nordfranzösischer Schulen bei Gottfried von Straßburg und Wolfram von Eschenbach. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 8, 1990, S. 91–135.