Ein grammatischer Reim ist ein unreiner Reim zweier Worte gleichen Wortstamms, welche unterschiedlich gebeugt oder gebildet wurden. Im Minnesang häufig verwendet, finden sich auch in der Neuzeit noch Beispiele:
Verse, wie sie Bassus schreibt,
Werden unvergänglich bleiben:–
Weil dergleichen Zeug zu schreiben
Stets ein Stümper übrig bleibt.
– Gotthold Ephraim Lessing: Sinngedichte
Er saß zu Pferde: ihm entging
keine Gebärde rings.
Auf Silber sprach jetzt Ring zu Ring,
und Stimme war in jedem Ding,
und wie in vielen Glocken hing
die Seele jedes Dings.
– Rainer Maria Rilke: Karl der Zwölfte von Schweden reitet in der Ukraine aus Das Buch der Bilder
Die entsprechende rhetorische Figur ist das Polyptoton.
Literatur
- Helmut Glück (Hrsg.), Metzler Lexikon Sprache. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01519-X, S. 258.
- Otto Knörrich: Lexikon lyrischer Formen (= Kröners Taschenausgabe. Band 479). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8, S. 85.
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