Pirelli-Hochhaus
Pirelli-Hochhaus (2017)
Basisdaten
Ort: Mailand, Italien
Bauzeit: 1958–1960
Sanierung: 2003
Status: Erbaut
Baustil: Moderne
Architekt: Giò Ponti, Pier Luigi Nervi
Koordinaten: 45° 29′ 4,7″ N,  12′ 5,2″ O
Nutzung/Rechtliches
Nutzung: Bürogebäude
Eigentümer: Region Lombardei und Stadt Mailand
Technische Daten
Höhe bis zur Spitze: 127.1 m
Höhe bis zum Dach: 124.1 m
Höchste Etage: 112.80 m
Etagen: 31
Aufzüge: 8
Nutzungsfläche: 24.000 m²
Baustoff: Tragwerk: Stahlbeton
Höhenvergleich
Mailand: 4. (Liste)
Anschrift
Anschrift: Piazza Duca D’Aosta,
Via Fabio Filzi 22
Postleitzahl: 20124
Stadt: Mailand
Land: Italien

Das Pirelli-Hochhaus (italienisch Grattacielo Pirelli oder Palazzo Pirelli) war lange Zeit das höchste Gebäude der italienischen Metropole Mailand und eines ihrer Wahrzeichen. Es befindet sich im zentral gelegenen Geschäftsviertel nahe dem Hauptbahnhof Milano Centrale.

Baudaten

Das Büro-Gebäude wurde von 1958 bis 1960 als Zentrale des Reifenherstellers Pirelli erbaut, daher stammt die volkstümliche Bezeichnung Pirellone (ital. „der große Pirelli“). Seit 1978 ist es Sitz des Parlaments und der Regierung der Region Lombardei, letztere zog 2011 in den neuerrichteten Palazzo Lombardia um.

Das Pirelli-Hochhaus war bei seiner Fertigstellung mit 127,10 Metern das zweithöchste Gebäude Europas. Die Architekten waren Gio Ponti und Pier Luigi Nervi.

Baubeschreibung

Das Gebäude ist mit seinen 32 oberirdischen Geschossen 124,0 m hoch, in der Gebäudemitte 18 m tief und 74 m breit. Das Flugdach auf 127,10 m scheint über dem Gebäude zu schweben. Die durchgehende Vorhangfassade wird durch eine Isolierverglasung gebildet, welche von Aluminiumrahmen getragen wird. Der Grundriss verjüngt sich von der Mitte in einem ersten Schritt nur leicht und dann sehr deutlich zu den geschlossenen und mit Keramikfliesen verkleideten Schmalseiten, an denen die Treppenhäuser liegen; sie werden durch einen Spalt in der Mitte der Seitenfassade belichtet.

Konstruktion

Das Tragwerk besteht aus zwei dreieckigen Elementen an den Schmalseiten, einem Aufzugskern in der Mitte des Gebäudes, sowie innen liegenden Pfeilern. Das vertikale Betonskelett folgt dem Kräfteverlauf, was daran ersichtlich wird, dass sich die Pfeiler in den unteren Geschossen von 2 m Dicke auf 50 cm Dicke in den oberen Stockwerken verjüngen. Die innen liegende Tragstruktur erlaubt einen weitestgehend stützenfreien Bürobereich und ermöglicht eine große Flexibilität in der Unterteilung der Grundrissgestaltung und innerhalb der einzelnen Großraumbüros.

Bodenbelag

Da Pirelli auch Kautschuk-Beläge herstellte, wurde von Gio Ponti ein spezieller Bodenbelag entworfen. Er setzte sich mit den Produktionsabläufen der Kautschukbeläge intensiv auseinander und experimentierte mit verschiedenen Farben und Designs. Die schließlich verwendeten Farben Gelb, Schwarz und Weiß gelten als die Farben der Firma Pirelli. Ponti schuf einen besonders ausdrucksstarken, grob durchmischten Kautschukbelag, den er „giallo fantastico“ (phantastisches Gelb) nannte.

Sonstiges

Das zeitgleich errichtete Telefunken-Hochhaus in Berlin (1958–60) ist in Konstruktion und Grundriss sehr ähnlich angelegt, verzichtet jedoch auf die Vorhangfassade und betont stattdessen die konstruktiven Details, die sich verjüngenden Stützen sind klar an der Fassade ablesbar. Von 1960 bis 1962 wurde in Basel mit dem Lonza-Hochhaus ein Gebäude errichtet, das große Ähnlichkeiten mit dem Pirelli-Hochhaus aufweist.

Am 18. April 2002 stürzte der Schweizer Pilot Luigi Fasulo mit seinem Kleinflugzeug des Typs Rockwell Commander 112TC mit dem Kennzeichen HB-NCX in den 26. Stock des Pirelli-Hochhauses (drei Tote und 30 bis 90 Verletzte).

Ab 2003 wurde das Gebäude umfassend renoviert. Der 26. Stock ist in einen „Ort der Erinnerung“ (luogo della memoria) umgewandelt worden. Im März 2009 wurde das neugestaltete Belvedere eröffnet, in dem die Struktur der Konstruktion sichtbar wird.

Das Gebäude in Filmen

Literatur

  • Francesco DalCo, Sergio Polano, Antonio Martinelli: Milano. The 20th Century Architecture and Urbanism. Tokyo 1991.
  • Sandra Hofmeister: Grattacielo Pirelli in Mailand. In: Baumeister, 2006, Heft 2, S. 74–82.
  • Roman Hollenstein: Verletztes Wahrzeichen. Das Pirelli-Hochhaus von Gio Ponti in Mailand. In: Neue Zürcher Zeitung, 20. April 2002.
  • Jürgen Joedicke: Entwurf für das Verwaltungsgebäude der Pirelli-Werke in Mailand. In: baukunst und werkform, 1957, Heft 4, S. 204–205.
  • Terry Kirk: The Architecture of Modern Italy. Volume 2: Visions of Utopia, 1900-present. New York 2005, S. 166–170.
  • Pier Luigi Nervi: Neue Strukturen. Stuttgart 1963.
  • Rudolf Pfister: Entwurf der Hauptverwaltung der Gesellschaft Pirelli Mailand. In: Baumeister, 1956, Heft 2, S. 106–109.
  • Lisa L. Ponti: Gio Ponti. The Complete Work 1923–1978. Cambridge, MA 1990.
  • Deyan Sudjic (Hrsg.): Design Cities. 1851–2008. Eight moments that changed the world. Ausstellungskatalog. London 2008.
  • Claudia J. Ziegler: Out of Ashes and Rubble. The Pirelli Tower. In: Places, 2009, Heft 21/1, S. 14–17.

Siehe auch

Commons: Pirelli-Hochhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pirelli Tower. Skyscraperpage.com (abgerufen am 17. August 2016).
  2. Baunetz Wissen: Das Pirelli-Hochhaus in Mailand
  3. Flugunfalldaten und -bericht Rockwell Commander 112TC HB-NCX. In: Aviation Safety Network WikiBase. Abgerufen am 22. November 2018 (englisch).
  4. Three dead as plane hits Milan's tallest building. In: CNN.com. 19. April 2001, abgerufen am 22. November 2018 (englisch).
  5. DW: Absicht oder Anfall? In: Welt.de. 20. April 2002, abgerufen am 22. November 2018.
  6. Pilot rast mit seiner Aero Commander 112 TC in Pirelli-Hochhaus. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Atropedia – Die Unfalldatenbank. Archiviert vom Original am 6. November 2009; abgerufen am 22. November 2018.
  7. Ruedi Leuthold: Ginos letzter Flug. In: Zeit Online. 7. November 2002, abgerufen am 22. November 2018 (äußerst detailliert, spekulative Schlussfolgerung).
  8. Der Vorspann kann auch im Internet angeschaut werden. Siehe: La Notte. Opening Titles
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