Die Internationalen Grenzland-Filmtage Selb sind ein jährlich – traditionell in der Woche nach Ostern – in Selb in Bayern stattfindendes, deutsches Filmfestival.
Gezeigt werden Filme, die sich mit Grenzen beschäftigen und die unter die Haut gehen. Spielfilme – lang und mittellang, Dokumentationen, Kurz- und Kinderfilme bilden dabei den Kern des Festivals. Im Fokus stehen zudem seit Gründung des Festivals Filme und Themen aus dem osteuropäischen Raum. Das Festival gehört zu den ältesten Festivals Deutschlands und gilt als das älteste mit einer Ausrichtung auf Osteuropa. Bis heute ist das Festival rein ehrenamtlich organisiert.
Geschichte
Ins Leben gerufen wurde das Festival von engagierten Jugendlichen aus der Region, die Film, Kunst und Kultur in die ländliche Grenzregion bringen wollten. Federführend waren dabei vor allem Ulrich Kaffarnik und Michael Joe Küspert. 1977 organisierte die Gruppe junger Menschen erstmals ein Filmfestival, damals noch unter dem Namen „1. Wunsiedler Filmtage“, die sie im Jugendzentrum „Goetheschuppen“ der Stadt Wunsiedel durchführten.
1978 zog das Festival nach Bad Alexandersbad und wurde in „Grenzlandfilmtage“ umbenannt. Zudem spezialisierte sich das Festival auf das Thema Osteuropa und fand zu seinem Profil als osteuropäisches Filmforum. Damit war das Festival das erste überhaupt, bei dem die Region Osteuropa im Fokus stand.
In die heutige Spielstätte, nach Selb, zog das Festival 1981. Hier wurde es größer und bekannter und konnte sich schließlich in der Filmbranche etablieren. Bekannte Filmemacher wie Jürgen Böttcher, Aki Kaurismäki, Dušan Makavejev, Rüdiger Nüchtern, Günter Reisch, Eldar Rjasanow, Aleksandr Rogozhkin besuchten im Laufe der Jahre die Grenzland-Filmtage.
In den 1990er Jahren profitierte das Festival stark von der Wende und es gab zunächst einen Ansturm an Zuschauern und Gästen, die das Festival besuchten. Die neue politische Situation entwickelte sich allerdings zunehmend als nachteilig und die Existenzgrundlage des Festivals wurde in Frage gestellt. Daraufhin fand eine thematische Neuausrichtung auf Grenzthemen im weiten Sinne und ein Abwenden von dem Anspruch ein osteuropäisches Forum sein zu wollen statt. In den folgenden Jahren hatte das Festival zudem mit personellen sowie finanziellen Problemen zu kämpfen und die Konkurrenz mit großen Filmfestivals wurde härter. Das führte dazu, dass das Festival an Ansehen und Bekanntheit verlor und insgesamt der Glanz der 1990er Jahre verblasst war.
Dennoch schaffte es das Festival, sich ab den 2010er Jahren wieder in der Filmbranche zu etablieren und jährlich, traditionell in der Woche nach Ostern, neue und ungewöhnliche Filme sowie Filmemacher aus der ganzen Welt nach Selb zu locken.
Das „kleine Festival mit einer langen Tradition“, wie es sich selbst bezeichnet, bringt somit ungewöhnliche, provokante und neue Filme und Filmemacher nach Selb. Es konnte sich als ein internationales Filmfestival etablieren, und zur kulturellen Vielfalt der Grenzregion um Selb beitragen.
Nachdem die 43. Grenzland-Filmtage im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten, wurden die 44. Grenzland-Filmtage im Jahr 2021 als Online-Festival veranstaltet. Um auch zuhause Festivalatmosphäre entstehen zu lassen, gab es wie im Kino eine Eröffnungsveranstaltung und Anmoderationen zu jedem Filmblock sowie eine virtuelle Festivalkneipe, in der zum täglichen Get-Together eingeladen wurde. Zudem wurden Grußbotschaften von Filmemachern und aufgezeichnete Filmgespräche gezeigt. Das Online-Format machte es außerdem möglich, so viele Filme wie nie und so lange wie nie zu präsentieren. So wurden innerhalb von zwei Wochen fast 100 Filme aus aller Welt gezeigt.
Die 45. Grenzland-Filmtage finden im Jahr 2022 wieder live und mit Publikum in Selb und in der Partnerstadt Aš statt. Zum ersten Mal werden auch in Zusammenarbeit mit dem Europaeum (Ost-West-Zentrum der Universität Regensburg) in den Kinos im Andreasstadel in Regensburg Osteuropäische Filme gezeigt. Zudem wird das Festival diesmal nicht im Kino, sondern im Rosenthal-Theater in Selb durchgeführt. Passend dazu wird ein Rahmenprogramm zum Thema Theater und ein Stummfilmkonzert geboten.
Verein zur Förderung grenzüberschreitender Film- und Kinokultur e.V.
Die Internationalen Grenzland-Filmtage Selb sind ehrenamtlich organisiert und werden vom Verein zur Förderung grenzüberschreitender Film- und Kinokultur e.V. veranstaltet, dessen Vorstand sich aus folgenden Personen zusammensetzt:
- Kerstin Fröber: 1. Vorsitzende/Kontakt für Kinderfilme
- Klaus Jentsch: 2. Vorsitzender
- Diana Seifert: Schatzmeisterin
- Anna Schwarzmeier: Schriftführerin
- Holger Kamecke: Presse/Öffentlichkeitsarbeit
Ziele
- dauerhafte Installation der internationalen Grenzland-Filmtage in Selb
- Pflege der Kultur und Integration in die Region Fichtelgebirge
- Kommunikation mit jungen Menschen und deren Einbindung
- Nachwuchsförderung
- Begegnungen mit Filmschaffenden, Besuchern der Filmtage, den Sponsoren und den Vereinsmitgliedern
- Eine regelmäßige Kommunikation der Verantwortlichen mit den Mitgliedern des Vereins (z. B. Stammtische in Selb und in Hof)
Preise
Publikumspreise
Die Zuschauer bestimmen jedes Jahr über den besten Spielfilm, Dokumentarfilm, Kurzfilm und mittellangen Spielfilm. In Kooperation mit der Rosenthal GmbH werden die Gewinner in Form einer Porzellanvase geehrt.
Jury-Filmpreis „Osteuropäischer Film“
Der Gewinner des Preises für den besten osteuropäischen Film wird durch eine wechselnde Jury bestimmt und von der Stadt Selb gestiftet. Er ist mit einem Preisgeld in Höhe von 1.500 € dotiert.
Jury-Preis „Nachwuchs-Filmpreis“
In Kooperation mit der Sparkasse Hochfranken werden die besten Werke der Nachwuchsfilmschaffenden mit dem „Nachwuchs-Filmpreis“ gekürt und mit einem Preisgeld in Höhe von 500 € belohnt. Welches das gelungenste Werk von Nachwuchsfilmschaffenden ist, entscheidet eine wechselnde Jury.
Indie-Award
Der Preis für den besten Independent-Film wird 2022 zum ersten Mal vergeben. Gestiftet von der Firma PROBAU Massivhaus GmbH und dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 500 € wird der Preis von der Independent Filmakademie Fichtelgebirge ausgewählt.
ZuKi-Filmpreis Kinderfilm
Der beste Kinderfilm wird von 250 ZuKis (Zukunft Kinder e.V.), also Hortkinder, vergeben. Sie besuchen am Donnerstagvormittag vor der offiziellen Eröffnung das Kino und stimmen über den besten Kinderkurzfilm ab.
Partnerfestivals
- Zubroffka Int. Short Film Festival (Polen)
- CineFest Miskolc (Ungarn)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Home | Grenzland-Filmtage Selb. Abgerufen am 16. April 2022.
- ↑ 35 Jahre Grenzland-Filmtage - Festival. Abgerufen am 16. April 2022.
- ↑ Programm | Grenzland-Filmtage Selb - Festival - Programmheft. Abgerufen am 16. April 2022.
- ↑ Verein | Grenzland-Filmtage Selb. Abgerufen am 16. April 2022.
- ↑ Verein | Grenzland-Filmtage Selb. Abgerufen am 16. April 2022.
- ↑ Festival | Grenzland-Filmtage Selb. Abgerufen am 16. April 2022.
- ↑ Festival | Grenzland-Filmtage Selb. Abgerufen am 16. April 2022.