Gustav Becker (* 15. März 1905 in Hagen, Westfalen; † 8. Juli 1970 in Quedlinburg am Harz) war ein deutscher Pflanzenbiologe und -züchter sowie Hochschullehrer an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Leben und Wirken
Becker studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Biologie und Geographie, promovierte hier 1931 zum Dr. rer. nat. und wechselte an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahre 1935 begann er als Saatzuchtleiter in dem deutschlandweit bekannten Betrieb Gebrüder Dippe AG in Quedlinburg.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel das Dippe'sche Gut unter die Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone, d. h. die Flächen wurden der ehemaligen Provinz Sachsen, ab 1947 dem neu gebildeten Land Sachsen-Anhalt übertragen. Gustav Becker wurde als Leiter des Pflanzenzuchtbetriebes eingesetzt, den man 1947 in ein Forschungsinstitut der Deutschen Verwaltung für Land- und Forstwirtschaft in Berlin umwandelte.
1951 übernahm die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (DAL) den Saatzuchtbetrieb, wandelte ihn in ein Institut für Pflanzenzüchtung und setzte Becker als Direktor ein. Dieser erhielt 1958 außerdem nach dem Weggang von Walther Hoffmann, der einen Ruf an die Landbaufakultät der Technischen Universität Berlin angenommen hatte, den Lehrstuhl für Züchtungsbiologie und die Leitung des gleichnamigen Instituts an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Schwerpunkte
Unter der sachkundigen Leitung Beckers erhöhte sich die Bedeutung des Quedlinburger Institutes:
- Bis 1965 wurden 67 Gemüse- und 54 Blumensorten der Praxis übergeben, die teilweise international vordere Plätze einnahmen und die erfolgreiche Züchtungsarbeit nachwiesen.
- Als theoretische Grundlagen der Pflanzenzüchtung wurden die Gebiete Züchtungsmethodik, Serienanalytik bei besonderer Beachtung von Aminosäuren, Faktorenanalyse in der Ertragsbildung bei Verwendung physikalischer Methoden bearbeitet.
- Die Publikation der Ergebnisse erfolgte in verschiedenen Fachzeitschriften der Pflanzenzucht, Genetik und Biologie. Dazu gehörte ein Beitrag für das "Handbuch der Pflanzenzüchtung" (Herausgeber Theodor Roemer und Wilhelm Rudorf). Dazu kamen Berichte von den Fachtagungen der DAL und die Übernahme der Schriftführung für das "Archiv für Gartenbau", das seit 1953 von Johannes Reinhold herausgegeben wurde.
Ehrungen
- 1951 ordentliches Mitglied der DAL
- Bis 1961 war er einer der zwei Vizepräsidenten
- 1949 erhielt er im Kollektiv „für die Entwicklung neuer Pflanzensorten“ den Nationalpreis der DDR II. Klasse für Wissenschaft und Technik. (Siehe Liste der Ausgezeichneten)
- Erwin-Baur-Medaille der DAL zu Berlin
- Ehrenpromotion (Dr. h.c.)
Publikationen
- Experimentelle Analyse der Genom- und Plasmonwirkung bei Moosen. 3. Osmotischer Wert heteroploider Pflanzen. Math.-naturwiss. Diss. Univ. Göttingen. In: Zeitschr. f. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. Bd. 60, Heft 1, 1931, S. 17–38.
- Die Bedeutung der Polyploide für die Evolution und die Pflanzenzüchtung: Vortrag des 1. Internat. Symposiums über Phylogenetik bei Kulturpflanzen im Inst. für Pflanzenzüchtung Quedlinburg d. Dt. Akad. der Landwirtschaftswiss. zu Berlin 11.–15. Sept. 1967, Berlin : Akademie-Verlag, 1970, 320 S.
- Darwin und die Pflanzenzüchtung. Vortrag auf der 4. Festsitzung und Wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, 17.–18. Oktober 1959. DAL 1. Januar 1960.
Literatur
- Theophil Gerber: Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin. Biographisches Lexikon. 4. erweiterte Auflage, Verlag NoRa, Berlin 2014, S. 54.
- Rolf Bielau: 250 Jahre Samenzucht in Quedlinburg. Neuigkeiten der Welterbestadt Quedlinburg vom 18. März 2021.