Der Begriff Abhängling oder „Hängezapfen“ stammt aus der Sprache der Architektur und steht im Gewölbebau für einen herabhängenden Schlussstein. Dieser ist oft in Form eines Zapfens oder eines Knaufes ausgebildet. Beim Zweischichtengewölbe gibt es auch Abhänglinge in Form eines mittels Eisenanker tief herabhängenden Schlusssteins, auf welchem in filigraner Form Gewölberippen ihr Auflager haben.

Im Holzbau ist ein Abhängling das untere Ende einer Hängesäule unterhalb der von der Hängesäule getragenen Balken. Derartige Konstruktionen finden sich ab und an in den Bauten des englischen Tudorstils.

Abhänglinge und hängende Gewölbe spielen in hohem Maße mit statischen Konstruktionsgrundlagen und den Sehgewohnheiten der Betrachter. In Sakralgebäuden werden die Steine häufig umso kunstvoller verziert, je mehr sich der Betrachter dem Chor nähert. Die Schlusssteine dienen dabei als Bildträger und können neben schlichten Formen auch Köpfe, Szenen aus der Bibel, Evangelistensymbole oder Fabelwesen beinhalten.

Hängende Schlusssteine

Europa

Indien

Zeitlich etwas früher finden sich zahlreiche hängende Schlusssteine (padmashilas) in den Kragkuppeln der mittelalterlichen hinduistischen und jainistischen Tempel Indiens.

Falsche Schlusssteine

Die Abhänglinge der Abtei Cadouin (es gibt zahlreiche weitere Beispiele) sind selbstständige Skulpturen und keine echten Schlusssteine, da sie mittels Metallankern an die konstruktiven, lastübertragenden Schlusssteine oder Gewölbezwickel „an- oder abgehängt“ sind. Sie sind stets unsymmetrisch und immer eigenständig gestaltet und teilweise deutlich größer im Umfang als die konstruktiven Schlusssteine. Von ehemals 95 Abhänglingen in der Abtei Cadouin sind etwa 25 erhalten.

Hängende Gewölbe

Aus den hängenden Schlusssteinen entwickeln sich in der europäischen Spätgotik hängende Gewölbeteile, deren Rippen nicht mehr in einem Scheitelpunkt zusammenlaufen, sondern kurz zuvor eine abwärts gerichtete Kehrtwendung machen; das kann sogar so weit gehen, dass sich die Rippen vom Untergrund lösen, sich als sogenannte Luftrippengewölbe frei im Raum bewegen und auf den Knäufen der hängenden Schlusssteine aufruhen. Dies wurde konstruktiv durch nicht sichtbare Eisen- oder Kupferanker bewerkstelligt.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Dt. Kunstverlag, Berlin 1999. ISBN 978-3-422-03065-7. (Zu den Abhänglingen in Halle siehe S. 258 und 264)
Commons: Hängende Schlusssteine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Hängende Gewölbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bettina Vaupel: Was ist... ...ein Abhängling, In: Monumente, Ausgabe 1/2020, S. 18 und 19.
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