Der Heilige Forst ist ein alter Name für den Hagenauer Forst (Forêt de Haguenau) im Unterelsass (Département Bas-Rhin). In Frankreich wurde er Forêt Sainte genannt. Früher wurde er auch als Hagenauer Reichswald bezeichnet, da er zu den reichsunmittelbaren Besitzungen im Elsass gehörte. Er liegt 40 km westlich von Baden-Baden, etwa 30 km westlich des Rheins. Der Heilige oder Hagenauer Forst ist mit etwa 21.000 Hektar der größte zusammenhängende Wald im Elsass und der sechstgrößte in ganz Frankreich.
Der Heilige Forst blieb als Waldfläche zwischen Pfaffenhofen (Pfaffenhoffen) im Westen, Bischweiler (Bischwiller) im Südosten und Selz (Seltz) im Nordosten erhalten, da sein Sandboden nicht fruchtbar genug für landwirtschaftliche Nutzung ist.
Seinen Namen erhielt er aufgrund der zahlreichen Klöster und Kirchen, die in ihm errichtet wurden, darunter:
- Kloster Surburg in Surbourg, das älteste Kloster im Elsass
- Sankt Walburga in Walbourg, die um 1074 gegründete Benediktinerabtei, in der der Vater Friedrich Barbarossas beerdigt ist
- Marienthal (zwischen Haguenau und Bischwiller, Karmeliten), das Zentrum der elsässischen Marienverehrung
- Kloster Koenigsbruck (Königsbrück), ein Zisterzienserinnenkloster
Ein Drittel des Heiligen Forsts war Bestandteil der Mitgift, die Agnes von Waiblingen, die Tochter Kaiser Heinrichs IV., in die Ehe mit Friedrich I. von Staufen, Herzog von Schwaben, einbrachte. Die beiden übrigen Drittel blieben bei den Saliern bzw. gehörten den Herren von Mömpelgard/Lützelburg. Der Heilige Forst wurde in der Folgezeit ein bevorzugtes Jagdrevier der Staufer. Friedrichs Sohn, Herzog Friedrich II., baute auf einer Insel im Fluss Moder ein Jagdschloss, das von dessen Sohn, Kaiser Friedrich Barbarossa, zur Pfalz ausgebaut wurde, und um die sich schließlich die Stadt Hagenau entwickelte.
Im 19. Jahrhundert befand sich hier ein Truppenübungsplatz des Deutschen Heeres für das XV. Armeekorps.
Im Rahmen der Operation Undertone griffen im März 1945 alliierte Truppen die deutsche Heeresgruppe G auf einem 75 km breiten Frontabschnitt zwischen Saarbrücken und Haguenau an und drängten die Wehrmacht zurück.
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Overmann: Die Abtretung des Elsass an Frankreich im Westfälischen Frieden. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Neue Folge. Band XIX. Heidelberg. Winter's Universitätsbuchhandlung. 1904. Digitalisat (Google), S. 79 ff
- ↑ La forêt de Haguenau. (Nicht mehr online verfügbar.) Office National des Forêts, archiviert vom am 24. September 2015; abgerufen am 11. Dezember 2014 (französisch).
Literatur
- Carl Eduard Ney: Geschichte Des Heiligen Forstes Bei Hagenau Im Elsass. BiblioBazaar, 2008, ISBN 978-0-554-54819-7 (in Google Books [abgerufen am 29. August 2010] Nachdruck).
- Carl Eduard Ney: Geschichte des Heiligen Forstes bei Hagenau im Elsass nach den Quellen bearbeitet. Erster Teil (1065–1648), Straßburg 1888 im Internet Archive
- Carl Eduard Ney: Geschichte des Heiligen Forstes bei Hagenau im Elsass nach den Quellen bearbeitet. Zweiter Teil (1648–1791), Straßburg 1889 im Internet Archive
- Claude Frédéric-Armand Schaeffer: Les Tertres funéraires préhistoriques dans la Foret de Haguenau II. Les Tumulus de l`Age du Fer. Haguenau, Imprimerie de la Ville 1930.
Koordinaten: 48° 51′ 0″ N, 7° 53′ 0″ O