Brake
Koordinaten: 52° 4′ N,  36′ O
Höhe: 92 m ü. NN
Fläche: 8,25 km²
Einwohner: 9413 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 1.141 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 33729
Vorwahl: 0521
Lage von Brake in Heepen
Stadt Bielefeld

Brake ist ein Stadtteil von Bielefeld und gehört zum nordöstlichen Stadtbezirk Heepen. Bis 1972 war Brake eine eigenständige Gemeinde im Amt Heepen des Kreises Bielefeld.

Geographie

Lage

Die Stadt Bielefeld ist unterhalb der zehn Bezirke nicht weiter in administrative oder politische Einheiten gegliedert. Stadtteile sind in Bielefeld daher nur informelle Teilgebiete, deren Abgrenzung sich meist auf das Gebiet einer Altgemeinde bezieht. Zu statistischen Zwecken ist Bielefeld jedoch in 72 „statistische Bezirke“ eingeteilt. Die Altgemeinde Brake entspricht dabei in etwa den statistischen Bezirken Grafenheide, Welscher und Lämmkenstatt, die heute in etwa die Grenzen des informellen Stadtteils Brake definieren.

Brake liegt auf halbem Wege zwischen den Stadtzentren von Bielefeld und Herford. Am südlichen Rand des Stadtteils fließt von Westen kommend der Johannisbach, der nach der Einmündung der Lutter im Südosten von Brake Aa heißt. Der Punkt, wo die Aa das Gebiet von Brake verlässt, ist mit 73 m ü. NN der tiefstgelegene Punkt von Bielefeld. Am westlichen Rand des Stadtteils fließt die Jölle und bildet die Grenze zum Stadtteil Vilsendorf.

Nachbarorte

Laar Stedefreund Stedefreund und Elverdissen
Vilsendorf Elverdissen
Schildesche Milse und Baumheide Milse

Geschichte

Ortsgeschichte

Als älteste Ansiedlung auf dem Gebiet von Brake wurde um das Jahr 600 herum im Tal des Johannisbaches der Hof Meier zu Jerrendorf errichtet. Dort ließ sich eine Sippe der aus Norden eindringenden Sachsen nieder. 1151 wurde Brake zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Seit dem Mittelalter gehörte die Bauerschaft Brake zur Vogtei Schildesche in der Grafschaft Ravensberg. Während der Napoleonischen Zeit gehörte Brake zunächst zum Königreich Westphalen und dann von 1810 bis 1813 zum französischen Departement der Oberen Ems. Nachdem das Ravensberger Land 1813 wieder an Preußen gefallen war, gehörte Brake seit 1816 zum Kreis Bielefeld und darin zunächst zur Bürgermeisterei Schildesche, aus der schließlich 1843 das Amt Schildesche gebildet wurde.

Der Bau der Köln-Mindener Eisenbahn von 1844 bis 1848 verbesserte die wirtschaftliche Situation in Brake. Am 18. August 1883 erhielt Brake eine Bahnstation. Am Jöllenbecker Mühlenbach stand einst Steinsieks Mühle. Der Fahrradrahmenbauer Rixe ließ sich 1922 in Brake nieder, der in den 1950er-Jahren auch Mopeds und Motorräder herstellte. Das Unternehmen ging in 1984 Konkurs und die Produktionsanlagen wurden nach China verkauft.

Als das Dorf und die Bauerschaft Schildesche am 1. Oktober 1930 in die Stadt Bielefeld eingemeindet wurden, wurde gleichzeitig das Amt Schildesche aufgelöst. Brake erhielt 98 ha der Bauerschaft Schildesche und wurde dem Amt Heepen zugeordnet und um das östlich der Jölle und nördlich des Johannisbachs gelegene Gebiet der Gemeinde Schildesche Bauerschaft erweitert. Im Rahmen der letzten kommunalen Neugliederung des Raums Bielefeld wurde Brake am 1. Januar 1973 nach Bielefeld eingemeindet und gehört seitdem zum Stadtbezirk Heepen.

Braker Giftmüllskandal

Nachdem 1983 bei Bauarbeiten in einer Wohnsiedlung an der Stedefreunder Straße giftige Schlämme in eine Baugrube eingetreten waren, wurde festgestellt, dass die gesamte Siedlung auf dem Gelände einer Giftmülldeponie errichtet worden war. Der Untergrund war mit schwer flüchtigen Kohlenwasserstoffen und Schwermetallen belastet. Das Gelände wurde in einem Gutachten als „ohne weitere Maßnahmen nicht bewohnbar“ eingestuft.

Die Abfälle waren Anfang der 1960er Jahre auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei abgelagert worden. Eine ausreichende Sicherung der Deponie war aber unterlassen worden. Trotz der bekannten Belastungen wurde das Gelände 1971/1974 in einen Bebauungsplan einbezogen, der keine hinreichenden Maßnahmen gegen die Altlast vorsah, und nach Verfüllung ab 1979 bebaut.

Im Zuge der folgenden Sicherungsmaßnahmen mussten mehrere Häuser abgerissen werden. Die Anwohner wurden von der Stadt Bielefeld entschädigt. Der Skandal erregte bundesweit mediale Aufmerksamkeit.

Zwei Bielefelder Schüler recherchierten den Braker Giftmüllskandal im Bielefelder Stadtarchiv und führten Gespräche mit Zeitzeugen. Mit ihrer Arbeit nahmen sie am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2010/2011 teil und errangen den ersten Preis auf Ebene des Landes Nordrhein-Westfalen.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
18111211
18431291
18641119
19102254
19393884
19615404
19666270
19706738
19727044
20089262
20199424
20229413

Religion

Kirchlich gehörte Brake früher zum evangelischen Kirchspiel Schildesche. Eine eigene evangelische Kirchengemeinde besitzt Brake seit 1952. Am 13. Juni 1909 wurde die Braker Evangelische Kirche eingeweiht. Daneben besteht in Brake heute auch die katholische Kirchengemeinde Maria Königin mit der Heilig-Kreuz-Kirche und seit 1930 die Neuapostolische Kirche.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Der Hof Meyer zu Jerrendorf am Jerrendorfweg 2, dessen Ursprünge bis in das Jahr 600 zurückreichen, ist die älteste Ansiedlung von Brake. Die Evangelische Kirche an der Braker Straße ist das Wahrzeichen von Brake.

Grünflächen und Naherholung

Inmitten eines schmalen Waldstücks entspringt der „Sieben-Teiche-Bach“, der durch die in Kaskaden aufgebauten „Sieben-Teiche“ fließt. Die beiden ersten Teiche sind heute eher sumpfig und lediglich bei Hochwasser als Teiche zu erkennen. Die Teiche drei bis sieben hingegen sind deutlich ausgebildet, über Mönche miteinander verbunden und werden immer größer. Der letzte und siebte Teich ist der größte und gliedert sich an eine Parkanlage an. Dort gibt es prächtig blühende Rhododendron-Büsche, einen Grillplatz und eine eingezäunte Hundewiese.

Vereine

Verkehr

Brake liegt an der Bundesstraße 61 zwischen Bielefeld und Herford. Die Bundesautobahn A 2 kann an der drei Kilometer von Brake entfernten Anschlussstelle Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld-Altenhagen erreicht werden. Von dort soll zukünftig die Ostwestfalenstraße bis Brake verlängert werden.

Der Haltepunkt Brake (b Bielefeld) an der Bahnstrecke Hamm–Minden wird im Stundentakt von den Regionalbahnen RB 61 Wiehengebirgsbahn und RB 71 Ravensberger Bahn (Betreiber jeweils: Eurobahn) bedient. Zusätzlich halten im Nachtverkehr einzelne Züge des RE 78.

Linie Verlauf Takt
RB 61 Wiehengebirgs-Bahn:
Hengelo Oldenzaal Bad Bentheim Schüttorf Salzbergen Rheine Hörstel Ibbenbüren-Esch Ibbenbüren Ibbenbüren-Laggenbeck Osnabrück Altstadt Osnabrück Hbf Wissingen – Westerhausen Melle Bruchmühlen Bünde (Westf) Kirchlengern Hiddenhausen-Schweicheln Herford Brake (b Bielefeld) Bielefeld Hbf
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
60 min
RB 71 Ravensberger Bahn:
Rahden Espelkamp Lübbecke (Westf) Bad Holzhausen Mesch Neue Mühle Bieren-Rödinghausen Bünde (Westf) Kirchlengern Hiddenhausen-Schweicheln Herford Brake (b Bielefeld) Bielefeld Hbf
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
60 min
RE 78 Porta-Express:
Nienburg (Weser) Leese-Stolzenau Petershagen-Lahde Minden (Westf) Porta Westfalica Bad Oeynhausen Löhne (Westf) Herford Bielefeld Hbf
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
120 min

Stadtbusse im Nahverkehr in Bielefeld der Linie 51 fahren nach Schildesche und Milse (Stadtbahn). Die Linie 30 fährt über Baumheide Heepen Stieghorst (Stadtbahn) Lämershagen Sennestadt nach Heideblümchen – (Schloß Holte). Der Regionalbus 101 fährt von Schildesche (Stadtbahn) nach Herford. Brake gehört zum Tarifverbund Westfalentarif.

Persönlichkeiten

Commons: Brake – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1 2 Landkreis Bielefeld (Hrsg.): 150 Jahre Landkreis Bielefeld. 1966, S. 60.
  2. 1 2 Albrecht Lasius: Der französische Kayserstaat unter der Regierung des Kaysers Napoleon des Großen. (Digitalisat) 1812, S. 204, abgerufen am 21. April 2010.
  3. Alfred Bruns (Hrsg.): Westfalenlexikon 1832-1835. (Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege). Westfälisches Landesamt für Archivpflege, Münster 1978.
  4. 1 2 Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. (pdf; 802 kB) 1843, S. 52-57, abgerufen am 23. April 2010.
  5. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 220.
  6. Gesetz über die Erweiterung des Stadtkreises Bielefeld. (pdf; 7 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 11. Juni 1930, S. § 1, § 2, archiviert vom Original am 18. Juli 2011; abgerufen am 14. April 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. 1 2 3 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 320.
  8. Vincent Lüder, Janik Prophet: Chronik. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Toxicity – Der Braker Giftmüllskandal. 2010, ehemals im Original; abgerufen am 21. Juli 2011. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Preisträgerliste. (PDF; 643 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) 2011, ehemals im Original; abgerufen am 21. Juli 2011. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. (Digitalisat) 1866, S. 12, abgerufen am 22. April 2010.
  11. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. Mai 2009.
  12. Michael Rademacher: Bielefeld. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 97–98.
  14. Sozialleistungsbericht 2008. (pdf; 9,5 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Bielefeld, 31. Dezember 2008, S. 185, archiviert vom Original am 31. Januar 2012; abgerufen am 25. Mai 2010: „Einwohnerzahl der Statistischen Bezirke 660 Grafenheide, 661 Lämmkenstatt, 662 Welscher und 663 Jerrendorf“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  15. Daten der Stadt Bielefeld
  16. Daten der Stadt Bielefeld
  17. Neuapostolische Kirche Brake. Abgerufen am 8. August 2013.
  18. Brake (b Bielefeld) auf bahnhof.de
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