Die Handelsschule in Bremen war von 1802 bis 1905 eine höhere Schule. Die Schule wandelte sich danach zur Oberrealschule an der Dechanatstraße, 1938 zur Lüderitz-Oberschule, 1945 zur Oberschule (Zweig B, C und D) und 1957 zum Gymnasium an der Parsevalstraße.

Geschichte

Lateinschulen

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert gab es in Bremen als Lateinschulen von 1528 die reformierten Freie Lateinschule und von 1642 die lutherische Domschule.

Handelsschule

1802 bildete sich die Handelsschule als Bildungsgrundlage für die Kaufmannsberufe.

1817 entstand die neue, dreigliedrige Hauptschule in Bremen, bestehend aus der

  • Vorschule für Knaben vom 8. bis zum 14. Lebensjahr im Eschenhof (ein Gebäude der Domdechanei an der Domsheide),
  • Handelsschule im Eschenhof und der
  • Gelehrtenschule (Voraussetzung für das Universitätsstudium) im Kapitelhaus am Bremer Dom, dann auch im Eschenhof, die seit 1857 als Gymnasium und dann als Altes Gymnasium bezeichnet wurde.

Die Handelsschule hatte ihren Schwerpunkt bei den neuen Sprachen und den Realien, ein veralteter pädagogischer Begriff für die sogenannten Sachfächer, die sich mit realen Dingen beschäftigen, wie zum Beispiel Biologie, Geographie oder Mathematik.

Das Schulgeld betrug neben den Lernmittel etwa 36 Taler. Anfänglich wurden an die 250 Schüler in 5 Jahrgangsklassen unterrichtet. Die Schülerzahl stieg danach an.

Die Schule war im Eschenhof an der Domsheide (heute Standort der Hauptpost) untergebracht, der davor zum Dombereich gehörte und als Residenz für das Herzogtum Bremen diente. 1872/73 erhielt die Hauptschule nach Plänen von Alexander Schröder einen spätklassizistischen Neubau an der Dechanatstraße und 1875 zog die Hauptschule und damit auch die Handelsschule um. Handelsschule und das benachbarte Gymnasium benutzten die Turnhalle und die Aula gemeinsam.

Das Realgymnasium wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Preußen eingeführt. Häufig wurden dazu bestehende sechsklassige Realschulen um drei Jahre (die Prima bzw. Oberstufe) erweitert. Realgymnasien wurden daher übergangsweise auch Realschulen 1. Ordnung genannt. So wurde dann auch 1877/78 die Handelsschule zu einer Realschulen 1. Ordnung.

1886 wurde aus dem Verbund der Hauptschule die Vorschule ausgegliedert und teilweise an die Handelsschule und an das Gymnasium angegliedert. Die Vorbereitung für die Oberstufen blieb privaten Schulen überlassen.

1888 firmierte die Schule als Handelsschule (Realgymnasium). Sie wandelte sich 1893 zur lateinlosen Oberrealschule um. Bis 1905 gab es die Handelsschule.

Weitere Entwicklung

Oberrealschule an der Dechanatstraße

1905 wurde die Handelsschule als Oberrealschule an der Dechanatstraße eine selbstständige Schule und blieb im selben Gebäude. Von 1906 bis 1933 war Carl Dietz Direktor dieser Schule. 1935 wurde ein Schullandheim in Dötlingen eröffnet.

Lüderitzschule zur Zeit des Nationalsozialismus

1937 wurde sie als Oberschule bezeichnet und von 1938 bis 1945 erhielt sie den Namen Lüderitz – Oberschule. Der Unterricht wurde stark politisiert. Der Leistungsstandard nahm wegen der vielen HJ-Tätigkeiten ab. 1943/44 fand, bis auf die Oberklassen, der Unterricht in Sachsen statt.

Oberschule nach 1945

1954 waren 850 Schüler an der Oberschule, die als eine Art additive Gesamtschule die Schulzweige B (Mittelschule), C (Wirtschaftsoberschule) und D (Oberstufe/Gymnasium) aufnahm.

Gymnasium an der Parsevalstraße

1957 wurde die Schule in Gebäuden an der Parsevalstraße in Bremen – Sebaldsbrück verlegt. 1956/57 war hier ein ergänzender Neubau nach Plänen von Hans Budde erstellt worden. Etwa um 1976/77 entstand daraus ein Schulzentrum. 1987 wurde das Gymnasium im Schulzentrum aufgelöst. Auf dem Gelände befindet sich heute das Schulzentrum Sebaldsbrück für die Sekundarstufe I und die Schule an der Parsevalstraße als Grundschule.

Das Wirtschaftsgymnasium verblieb an der Dechanatstraße und zog 1959 zum Hillmannplatz um.

Gebäudenutzung

Das Schulgebäude an der Dechanatstraße nutzte bis 1987 das sich vergrößernde Alte Gymnasium, das dann zur Kleinen Helle umzog. Seitdem wird das Gebäude von der Hochschule für Künste Bremen genutzt.

Bekannte Lehrer und Schüler

Lehrer

Zeitlich geordnet

  • Adam Storck (1780–1822), Historiker, 1817 Berufung als Lehrer, 1918 bis 1822 Professor
  • Franz Karl Mertens (1764–1831), Botaniker, Lehrer, Professor und Vorsteher der Handelsschule
  • Wilhelm Theodor Hundeiker (1786–1828), seit 1822 als Professor an der Schule
  • Victor Aimé Huber (1800–1869), Sozialreformer, Reiseschriftsteller und Literaturhistoriker, 1828 Lehrer für Geschichte und neuere Sprachen an der Handelsschule, später bis 1832 am Alten Gymnasium
  • Christian Friedrich Feldmann (1813–1883), Lehrer in den 1840er Jahren, 1849 Senator
  • Heinrich Ferdinand Scherk (1798–1885), Mathematiker und Astronom, von etwa 1852 bis 1874 Lehrer an der Handelsschule
  • Wilhelm Hertzberg (1813–1879), Philologe, von 1858 bis 1866 Direktor der Handelsschule, dann Direktor des Alten Gymnasiums
  • Elard Hugo Meyer (1837–1908), Indogermanist, um 1860er Jahre bis 1882 Lehrer, seit 1876 Professor und Direktor der Handelsschule
  • Wilhelm Müller-Erzbach (1839–1914), Naturwissenschaftler, von 1876 bis 1893 Lehrer an der Handelsschule, um 1893 Professor, seit 1884 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft
  • Karl Fricke (1852–1915), seit 1878 Professor an der Handelsschule
  • Alwin Lonke (1865–1947), von 1897 bis 1905 Lehrer und Oberlehrer an der Handelsschule, von 1905 bis 1931 Oberlehrer und Professor an der Oberrealschule
  • Hermann Entholt (1870–1957), Historiker, und Archivdirektor, 1897 Hilfslehrers und 1898 Oberlehrer
  • Carl Dietz (1870–1943), 1897 Lehrer an der Handelsschule, seit 1905/06 bis 1933 Direktor und Professor der neuen Oberrealschule an der Dechanatstraße, Politiker, Mitglied der Bremer Bürgerschaft von 1909 bis 1933. (NLP und DVP).
  • Hermann Tardel (1869–1951), Literaturhistoriker und Volkskundler, von 1898 bis 1905 Lehrer
  • Karl Carstens († 1914), Vater von Bundespräsident Karl Carstens, Oberlehrer und Studienrat an der Handelsschule
  • Hajo Oertel (1905–1983), unterrichtete Englisch, Sport, Philosophie

Schüler

Alphabetisch geordnet

Siehe auch

Literatur

  • Programm der Handelsschule (Realgymnasium) zu Bremen (Abteilung der Hauptschule). Bremen 1888–1893. (Digitalisat)
  • Programm der Handelsschule zu Bremen (Abteilung der Hauptschule). Bremen 1893/94–1904/05. (Digitalisat)
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X, S. 351, 637 und 667.
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