Hannsjoachim Wolfgang Koch (* 1933 in München; † unbekannt) war ein britischer Historiker deutscher Herkunft.

Leben

Koch erwarb 1965 einen BA in History und American Studies an der Keele University bei Newcastle-under-Lyme. Danach war er Lecturer in History an der University of York. Koch lehrte sowohl an britischen als auch an deutschen Universitäten, so war er etwa ab 1970 Gastdozent an der Hochschule für Politik München. In den 1980er Jahren erwarb der am Yorker Department of History tätige Koch einen DPhil. Bis zu seinem Tode war er Fellow der Royal Historical Society. Koch war verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Rezeption

Wenig hilfreich sei die sprachlich bisweilen holprige Studie Der Sozialdarwinismus (1973) für die „weitere Erforschung“ des Themas, bemerkte der Historiker Winfried Baumgart. Die Wissenschaftshistorikerin Brigitte Hoppe resümierte: „Trotz Auswertung von Fachliteratur in allgemeinen Feststellungen steckenbleibender, wenig gelungener Versuch“.

Nach dem Historiker Wolfgang Wippermann handelt es sich bei Koch um einen „revisionistische[n] Historiker“. So versuchte er in seiner 1988 veröffentlichten Arbeit über den Volksgerichtshof, „Freisler als einen integren und pflichtbewußten Beamten zu feiern“. Hans-Ulrich Wehler bezeichnet Koch im Zusammenhang mit dem vorgelegten Buch als „rechtsradikalen Autor“.

Das Werk zur Geschichte der Hitlerjugend (1975) ist laut Wippermann als „apologetisch“ einzustufen. Für Michael H. Kater hat Koch „populärschriftstellerische Intentionen“ und wolle den „interessierten Laien“ ansprechen. Kater kritisierte Kochs Zitierweise und Quellenanalyse. Auch gebe es „sachliche Fehler“. Letztlich mangele es der Arbeit an einschlägigen Forschungsansätzen. Ebenfalls als populärwissenschaftlich stuft der Historiker Markus Köster die Schrift ein. Gelieferte „Informationen und Bewertungen“ zur frühen HJ seien „wenig überzeugend“, wie der Judaist Heinz Schreckenberg feststellte. Wehler sieht die Schrift „aus der rechtsradikalen Ecke“ geschrieben.

Der Historiker Heinz Hürten sieht das Werk Der Deutsche Bürgerkrieg (1978) als keinen großen Erkenntnisgewinn. Zudem gebe es „sachliche Irrtümer“ und formale „Nachlässigkeiten“. Laut dem Historiker Boris Barth stelle Koch „die Ereignisgeschichte korrekt dar“, tendiere jedoch „zu starken Apologien“. Wehler bewertet das Werk als „unverhohlen apologetisch“.

Schriften (Auswahl)

  • Der Sozialdarwinismus. Seine Genese und sein Einfluss auf das imperialistische Denken (= Beck'sche schwarze Reihe. Bd. 97). Beck, München 1973, ISBN 3-406-02497-1.
  • Geschichte der Hitlerjugend. Ihre Ursprünge und ihre Entwicklung, 1922–1945. Vom Verfasser autorisierte Übersetzung [The Hitler youth] durch Helmut Kossodo und Ulrich Riemerschmidt, Schulz, Percha am Starnberger See 1975, ISBN 3-7962-0070-2.
  • Der deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps 1918–1923. Aus dem Englischen von Klaus Oelhaf und Ulrich Riemerschmidt, Ullstein, Berlin u. a. 1978, ISBN 3-550-07379-8. (Ed. Antaios, Dresden 2002, ISBN 3-935063-12-1.)
  • Geschichte Preussens. Aus dem Englischen [A history of Prussia] von Joachim Heimannsberg und Ulrich Riemerschmidt, List, München 1980, ISBN 3-471-77951-5.
  • Volksgerichtshof. Politische Justiz im 3. Reich. Teilübersetzung aus dem Englischen von E. Malsch, Universitas, München 1988, ISBN 3-8004-1152-0.
  • Deutsche Nationalgeschichte – warum? Ein kritischer Essay (= Türmer-Taschenbuch. No. 18). Türmer-Verlag, Berg 1990, ISBN 3-87829-139-5.
  • Die Befreiungskriege, 1807–1815. Napoleon gegen Deutschland und Europa. Verlagsgesellschaft Berg, Berg am Starnberger See 1998, ISBN 3-86118-075-8.
  • Die deutschen Armeen im 19. und 20. Jahrhundert. Übersetzung aus dem Englischen durch Sigrun Augstein, Vorwinkel, Berg/Starnberger See 1999, ISBN 3-921655-99-4.

Literatur

  • The Academic Who’s who 1973–1974: University Teachers in the British Isles in Arts, Education and Social Sciences. A. & C. Black, Löndon 1973, ISBN 0-7136-1340-8, S. 260.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Report of Council, Session 1998–1999. In: Transactions of the Royal Historical Society 9 (1999), S. 353–361 und 363–372, hier: S. 359 f.
  2. 1 2 Verlagsangaben, vgl. Michael H. Kater: Die unbewältigte Jugendbewegung. Zu neuen Büchern von Rudolf Kneip, Werner Kindt und Hansjoachim W. Koch. [Sammelrezension]. In: Archiv für Sozialgeschichte Bd. 17 (1977), S. 559–566, hier: S. 564.
  3. 1 2 3 4 The Academic Who’s who 1973–1974: University Teachers in the British Isles in Arts, Education and Social Sciences. A. & C. Black, Löndon 1973, ISBN 0-7136-1340-8, S. 260.
  4. Vgl. List of Fellows of the Royal Historical Society. In: Transactions of the Royal Historical Society 31 (1981), S. 244–287, hier: 266; List of Fellows of the Royal Historical Society. In: Transactions of the Royal Historical Society 37 (1987), S. 187–240, hier: S. 214.
  5. Winfried Baumgart: Der Sozialdarwinismus. Seine Genese Und Sein Einfluß Auf Das Imperialistische Denken von Hannsjoachim W. Koch. In: Historische Zeitschrift 219 (1974) 2, S. 431 f.
  6. Brigitte Hoppe: Die Evolutionstheorie im deutschen Sprachgebiet. Zur wissenschaftlichen, epistemologischen und wissenschaftshistorischen Auseinandersetzung im vergangenen Jahrzehnt. In: History and Philosophy of the Life Sciences 7 (1985) 1, S. 121–147, hier S. 140.
  7. Wolfgang Wippermann: Umstrittene Vergangenheit. Fakten und Kontroversen zum Nationalsozialismus (= Antifa-Edition). Elefanten-Press, Berlin 1998, ISBN 3-88520-717-6, S. 68.
  8. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. [1700–1990]. Band 4: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten, 1914–1949. 2. durchgesehene Auflage, Beck, München 2003, ISBN 3-406-32264-6, S. 1134.
  9. Wolfgang Wippermann: Umstrittene Vergangenheit. Fakten und Kontroversen zum Nationalsozialismus (= Antifa-Edition). Elefanten-Press, Berlin 1998, S. 172, Fn. 62.
  10. Michael H. Kater: Die unbewältigte Jugendbewegung. Zu neuen Büchern von Rudolf Kneip, Werner Kindt und Hansjoachim W. Koch. [Sammelrezension]. In: Archiv für Sozialgeschichte Bd. 17 (1977), S. 559–566, hier S. 564.
  11. 1 2 Michael H. Kater: Die unbewältigte Jugendbewegung. Zu neuen Büchern von Rudolf Kneip, Werner Kindt und Hansjoachim W. Koch. [Sammelrezension]. In: Archiv für Sozialgeschichte Bd. 17 (1977), S. 559–566, hier S. 565.
  12. Michael H. Kater: Die unbewältigte Jugendbewegung. Zu neuen Büchern von Rudolf Kneip, Werner Kindt und Hansjoachim W. Koch. [Sammelrezension]. In: Archiv für Sozialgeschichte Bd. 17 (1977), S. 559–566, hier S. 566.
  13. Markus Köster: Jugend, Wohlfahrtsstaat und Gesellschaft im Wandel. Westfalen zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik (= Forschungen zur Regionalgeschichte. Bd. 30). Schöningh, Paderborn 1999, ISBN 3-506-79602-X, S. 250, Fn. 6.
  14. Heinz Schreckenberg: Erziehung, Lebenswelt und Kriegseinsatz der deutschen Jugend unter Hitler. Anmerkungen zur Literatur (= Geschichte der Jugend. Bd. 25). Lit Verlag, Münster u. a. 2001, ISBN 3-8258-4433-1, S. 244.
  15. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. [1700–1990]. Band 4: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten, 1914–1949. 2. durchgesehene Auflage, Beck, München 2003, ISBN 3-406-32264-6, S. 1059, Fn. 15.
  16. Heinz Hürten: Der Deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps 1918–1923 von Hannsjoachim W. Koch. In: Historische Zeitschrift 235 (1982) 3, S. 735 f.
  17. Boris Barth: Europa nach dem Großen Krieg. Die Krise der Demokratie in der Zwischenkriegszeit, 1918–1938. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-593-50521-3, S. 301, Fn. 23.
  18. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. [1700–1990]. Band 4: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten, 1914–1949. 2. durchgesehene Auflage, Beck, München 2003, ISBN 3-406-32264-6, S. 1027, Fn. 3.
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